Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
schon was. Viele Grüße Annit.“ Schließen, senden, fertig. So!
Die Mail zu schreiben hatte Annit gut getan. Aber sie wusste, dass diese Enttäuschung ihr noch lange anhaften würde.
„Magst du?“ Barissa, die Beduinenfrau, die das Zelt des Stammesfürsten in Ordnung hielt, stand auf einmal mit einem Teller frisch gebackener Kekse vor ihr. Es duftete unwiderstehlich, und Annit merkte erst jetzt, wie hungrig sie war.
„Mhmm ... danke!“ Die Kekse schmeckten köstlich, nach Honig und allen möglichen Gewürzen. Als sie auch noch einen Schluck von der warmen Kamelmilch nahm, die ihr Barissa hingestellt hatte, verbesserte sich ihre Laune wieder ein bisschen.
Pling! Da meldete der Computer einen Maileingang. Annit war neugierig und klickte die Mail sofort auf. Caro war wohl offensichtlich gerade am Rechner...
„Liebe Annit. Ich kann sehr gut verstehen, dass Du das Wüstenleben satt hast und Dich zurück nach Hause sehnst. Aber wir sind dem Geheimnis unserer Pferde inzwischen so nah. Das spüre ich. Ich habe Dich und Silberstern zwei Mal in einer Vision in einem arabischen Land bei einem Beduinen stamm gesehen. Und daher glaube ich, dass es in Syrien noch mehr über unsere magischen Pferde zu erfahren gibt. Annit! Ich weiß, es ist viel verlangt, aber bitte gib nicht auf. Bleib dort, Annit, sonst erfahren wir die ganze Wahrheit nie. Du bist schon so weit gegangen. Pfeif auf diesen Geschichtenerzähler! Das ist bestimmt nur ein Aufschneider, aber egal. Du bist so nahe dran. Bestimmt findest Du bald einen weiteren Hinweis auf die Vergangenheit unserer Pferde. Halt durch, Annit! Liebe Grüße Caro.“
Etwas versöhnt lehnte sich Annit zurück und knabberte an ihrem Keks. Na ja ... gut... stimmt ja! Einiges hab ich ja schon erfahren. Hast ja recht, Caro. Vielleicht hab ich ein bisschen überreagiert.
Mit jedem Keks fühlte sich Annit besser, und als der halbe Teller leer war, stand ihr Entschluss endgültig fest.
Sie straffte die Schultern und klickte auf Antworten. „Liebe Caro. Also gut, ich werde noch ein bisschen in Syrien bleiben. Das heißt, wenn die Beduinen mich überhaupt lassen. Denn das Pferderennen ist vorbei, und damit hab ich eigentlich keinen offiziellen Grund mehr, hier zu wohnen.“ Zack und weg!
Keine zehn Minuten später kam die Antwort. „Bin sicher, Du bekommst das hin! Du bist die Beste! Caro!"
Annit wartete im Zelt, bis der Stammesfürst zurückkam. Dann bat sie ihn darum, im Beduinendorf noch eine Weile bleiben zu dürfen. Der Stammesfürst musterte sie aufmerksam. Schwieg. Er setzte sich auf sein Kissen, nahm die Tasse Kaffee, die Barissa ihm reichte, und nippte daran.
„Können wir noch bei Ihnen wohnen bleiben, Mannito und ich, obwohl das Rennen vorbei ist?“, wiederholte Annit, als der Stammesfürst weiterhin schwieg.
Noch immer sagte er kein Wort. Es war still im Zelt, nur das Knistern des Feuers war zu hören. „Also gut“, setzte der Stammesfürst schließlich an. „Du willst mit den Beduinen leben?“
Annit bejahte. „Genau. Zumindest noch ein bisschen.“
Der Stammesfürst nickte bedächtig. „Dann musst du auch leben wie die Beduinen“, erklärte er. „Und du musst wissen, dass wir bald weiterziehen werden.“
Für seine Zustimmung wäre Annit ihm am liebsten um den Hals gefallen. Eine Welle der Erleichterung durchströmte sie. Allerdings konnte sie in diesem Moment noch nicht ahnen, welche Strapazen auf sie zukommen würden.
Wohin geht die Reise?
Annit und Mannito beteiligten sich ab nun, so gut es ging, am Arbeitsleben der Beduinen. Es gab viel zu tun, schon allein bei den Tieren, sodass keine Langeweile aufkam - auch ohne das tägliche Training. Inzwischen war beschlossen, dass der Stamm in Kürze weiterziehen würde - denn die Tiere brauchten neue Weideplätze. Im ganzen Dorf herrschte schon eine gewisse Aufbruchstimmung, und allererste Vorbereitungen für die Reise wurden getroffen.
Annit schnipselte gerade Gemüse, als eines Tages ein paar Beduinenkinder zwei Körbe voller Sand zu ihrem Zelt brachten. Alisha war nicht da, und Annit blickte recht ratlos auf die Körbe. „Was ist das?“
„Das ist Sand aus dem Flussbett“, erklärte der Größere der beiden mit einer niedlichen Stupsnase und süßen Grübchen.
„Äh ... ja! Und braucht ihr den zum Spielen oder so?“, wunderte sich Annit.
„Der Stammesfürst sagte zu uns: zu Alisha bringen“, antwortete der Junge,
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