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Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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können da wirklich nur  abwarten“, wiederholte der Heiler. „Ich denke, er wird  sich wieder erholen. Allah sei mit ihm!“
    Schluchzend sank Annit auf die Knie und verbarg ihr  Gesicht in ihren Händen. Mannito! Du darfst noch nicht  sterben! Du darfst mich nicht allein lassen! Mannito!
    Der Beduine nickte ihr aufmunternd zu. „Pass auf ihn  auf, pfleg ihn gut und schick ihm all deine guten Ge danken! Mehr können wir nicht tun.“
    Annit setzte sich neben den Freund, über ihre Wangen  liefen Tränen. Mannito sah so hilflos aus. Sein Kopf war  immer noch hochrot, seine Wangen eingefallen. Er  wirkte so dünn, ja fast zerbrechlich.
    „Armer Mannito“, murmelte Annit bedrückt. Sie  schloss die Augen und erinnerte sich zurück, als sie den  quirligen Jungen aus Rumänien kennengelernt hatte.  Damals, als ich mit Rocco und seinem Zirkus in Warschau auf getreten bin. Ein schmerzhaftes Lächeln umspielte Annits L ippen. Es schien alles Lichtjahre her zu sein. Der Moment, al s ich Silberstern zum ersten Mal begegnet bin. Als er mir  zum ersten Mal eine Botschaft in einem Traum geschickt hat.  Als ich erfuhr, dass er ein magisches Pferd ist und seine Nach richten nur von mir entschlüsselt werden können. Als ich mit  Rocco und seiner Zirkustruppe von Deutschland nach Polen  gezogen bin, wo Rocco mir später Silberstern verkauft hat,  weil er wusste, dass wir beide einfach zusammengehören, so  wie Sternentänzer und Carolin zusammengehören. Und dann  der Moment, als ich Mannito traf, bei einer Zirkusaufführung  hab ich ihn zum ersten Mal gesehen.
    Von da an war Mannito ihr treuer Begleiter geworden. Auf der ganzen langen Reise von Polen über Rumänien, weiter nach Griechenland in das Kloster, wo sie die Schwester ihrer Mutter getroffen hatte, und von dort in die Türkei zu ihren leiblichen Eltern. Weiter nach Syrien und nun durch diese elende Wüste. In dieser sengenden Hitze!
    Annit ballte die Fäuste. Vielleicht ist ja alles völlig umsonst?! Was hat dieser Trip bisher gebracht? Ich träume fast jede Nacht diesen grässlichen Flammentraum. Und jetzt liegt Mannito neben mir. Wer weiß, was ...? Verzweifelt schnaubte sie vor sich hin. Dafür hätte ich nicht nach Syrien reisen müssen. Na gut, ich hab den zweiten Teil der Prophezeiung erfahren. Wir wissen nun, dass unsere Pferde nicht von sich aus böse sind. Aber weiß ich deswegen wirklich mehr?
    Annit schloss die Augen und murmelte den zweiten  Teil der Prophezeiung halblaut vor sich hin. „Dieses  wunderschöne Pferd wird in die Welt ziehen und sich  mehren. Es wird viele seiner Art geben, in allen erdenk lichen Rassen, schön wie der junge Morgen, stark wie ein  Bär, schnell wie der Wind und schlau wie ein Fuchs und  mit einer außergewöhnlichen Gabe gesegnet. Doch es ist  allerhöchste Vorsicht geboten. Die Macht der magischen  Pferde wird Gutes bewirken, wenn ihre Besitzer reinen  Herzens sind. Wer Gutes im Sinne hat, dem wird auch  Gutes widerfahren. Wessen Herz aber böse ist, dem kann  das Gute zum Bösen werden. Die Macht der magischen  Pferde wird sich dann sehr rasch zum Bösen wenden.“
    Annit stand auf und tigerte unruhig umher. Bringt mich diese Erkenntnis denn weiter? Nun, ein bisschen vielleicht! Aber hab ich jemals eine Chance, die ganze Wahrheit herauszufinden? Die Wahrheit, von der dieser Geschichtenerzähler sprach, und die ich erst nach einer Prüfung erfahre? Oder gibt es vielleicht gar keine ganze Wahrheit? Habe ich mir von einem orientalischen Märchenerzähler einfach nur einen Bären aufbinden lassen?
    „Annit...“, krächzte es plötzlich leise.
    Annit fuhr herum und stürzte zu Mannito. „He, was machst du denn für Sachen?“, flüsterte sie leise und tas tete nach seiner Hand. „Gott sein Dank, du bist wieder  bei Bewusstsein! Geht’s dir besser?“
    Mannito nickte tapfer, obwohl er schrecklich mitgenommen aussah. Seine Wangen waren stark eingefallen, er schnaufte laut. Mühsam hievte er sich hoch. „Wegen mir können wir weiterziehen.“
    Entschlossen drückte Annit ihn zurück auf die Decke. „Wir wollten sowieso hier die Nacht verbringen“, erklärte sie fest. „Ruh dich aus, damit du morgen wieder fit bist.“
    Gehorsam ließ sich Mannito wieder zurückfallen und kuschelte sich zur Seite. Annit wartete noch kurz, bis er eingeschlafen war. Dann ging sie etwas beruhigt zu den anderen, die sich um ein Lagerfeuer versammelt hatten. Sie hockte sich neben den

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