Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
an. „Wenn die Zeit reif ist, wirst du die Antworten auf all deine Fragen bekommen, du musst geduldig sein.“
Geduldig! Ich weiß, ich muss geduldig sein. Aber wenn ich verdammt noch mal einfach keine Lust mehr habe, geduldig
zu sein?
Unermüdlich marschierte die Karawane durch die Wüste. Den Nomaden schienen die Hitze, der Staub und das Gehen nichts auszumachen, während Annit und Mannito es immer beschwerlicher fanden.
Mannito trottete auf seiner Ranja neben Annit her. Sein Gesicht war von Sand bedeckt, er sah ein wenig aus wie ein paniertes Schnitzel. Auf einmal sackte er mit einem lauten Stöhnen zusammen, kippte ruckartig nach vorne und blieb reglos über Ranjas Hals liegen - kurz davor aus dem Sattel zu rutschen und vom Pferd zu fallen.
„Mannito!!!“, schrie Annit entsetzt und wollte zu ihm.
Doch Yussuf war schneller. Als er Mannito erreicht hatte, packte er ihn an den Schultern und schüttelte ihn. Dann zog er ihn vorsichtig vom Pferd und legte ihn auf den Boden.
Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Annit die beiden. „Was hat das zu bedeuten?“, kreischte sie entsetzt. „Was ist mit Mannito?“
„Dein Freund Mannito hat vermutlich einen Sonnenstich“, erklärte der Stammesfürst. „Er ist die Hitze nicht gewöhnt.“
„Ist er bewusstlos?“, fragte Annit bang.
„Ja, sieht fast so aus“, antwortete der Stammesfürst. „Wir werden etwas rasten, damit er sich ausruhen und erholen kann“, bestimmte er und ging zu den anderen, um sie von der Pause zu informieren.
Eine halbe Stunde später lag Mannito auf einer Decke unter einem Strauchdach. Annit saß neben ihm und fächelte ihm Luft zu, um für etwas Abkühlung zu sorgen . „He, was machst du denn für Sachen?“, murmelte sie leise.
Mannito hatte immer noch einen hochroten Kopf und wirkte total schlapp. Seine Stirn bedeckte ein feuchtes Tuch. Müde versuchte er, die Augen zu öffnen.
Annit drückte seine Hand, die ganz heiß war. „Na, geht’s dir schon ein klein wenig besser?“, erkundigte sie sich teilnahmsvoll.
Mannito nickte, doch sein Gesicht war schmerzverzerrt. „Mein Knöchel“, stöhnte er. „Er tut so weh.“
„Wahrscheinlich hast du den umgeknickt oder verdreht, als du vom Pferd gerutscht bist“, meinte Annit.
Erschöpft schloss Mannito wieder die Augen. Auf seinen Wangen bildeten sich Schweißperlen, seine Lippen färbten sich bläulich, und seine Zähne klapperten leicht aufeinander.
„He du, ein umgeknickter Knöchel ist kein Beinbruch!“, versuchte Annit zu scherzen.
Mannito stöhnte nur. Dann fiel auf einmal sein Kopf zur Seite. Er schien erneut bewusstlos zu sein.
„Mannito?“ Annit rüttelte an seiner Schulter, doch er rührte sich nicht. Mannito! Wach auf! Panisch lief Annit aus dem Zelt zu Yussuf. „Du musst euren Heiler zu Mannito schicken, schnell! Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Los, beeil dich!“
Yussuf zögerte einen Moment, dann verstand er und eilte mit großen Schritten davon. Annit rannte zurück zu Mannito, kniete sich neben ihn und nahm seine Hand. Sie fühlte sich schlaff und heiß an. Ganz behutsam tupfte sie seine Stirn ab, die sich ebenfalls heiß wie Feuer anfühlte.
Endlich kam Yussuf mit dem Mann. Der warf einen schnellen Blick auf Mannito, fühlte seine Stirn und seinen Puls.
„Er ist wieder bewusstlos“, erklärte Annit mit sorgenvoller Miene. „Und er hat über Schmerzen in seinem Knöchel geklagt!“
Der Heiler schob Mannitos Jeans nach oben und betrachtete beide Knöchel. Der rechte sah normal aus, der linke war rot und geschwollen. Vorsichtig fuhr der Heiler mit dem Finger entlang, bewegte den Fuß sacht, dann nickte er und legte Mannitos Bein behutsam wieder auf den Boden.
„Was ist mit ihm?“, fragte Annit besorgt.
„Ein verstauchter Knöchel“, erklärte der Beduine knapp.
Hektisch packte Annit ihn am Arm. „Und Sie sind ganz sicher, dass er sich nichts gebrochen hat? Dass es nichts Schlimmeres ist?“, vergewisserte sie sich. „Warum ist er denn wieder bewusstlos?“ Plötzlich bekam sie Panik.
Der Heiler drehte sich zu ihr, fasste sie an der Schulter und schüttelte sie. „Beruhig dich! Ganz ruhig!“
„Aber ...“, kreischte Annit nun. „Was ...?“
„Wir können nur seinen Kreislauf überwachen und abwarten.“
„Abwarten?“, rief Annit entsetzt. „Und was ist, wenn er stirbt?“
„Keine Sorge, er kommt schon wieder auf die Beine. Er braucht einfach etwas Ruhe. Wir
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