Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
Liebeskummer. Und was ist mit diesem Hamsa? Hamsa heißt fünf, stimmt’s! Mag er sie denn nicht?“
„Oh ja!“ Alisha lächelte. „Ilia hat sich mir anvertraut. Die beiden ..." Sie verstummte und malte ein großes Herz in die Luft.
„Aber warum ist sie dann so traurig?“, wunderte sich Annit.
„Weil I lia bald heiraten soll, und sie befürchtet, dass ihre Eltern einen anderen Mann für sie aussuchen werden“, erklärte Alisha. „Und dann kommen die beiden nicht zusammen. Sie muss der Entscheidung ihrer Eltern gehorchen.“
„Arme Ilia“, sagte Annit. Doch ihre Gedanken beschäftigten sich schon wieder mit ihrem Traum. Da bemerkte sie, dass der Stammesfürst inzwischen auch auf war und zu den Pferden ging. Ich muss es ihm sagen, beschloss sie. Selbst wenn er mir nicht glauben wird ... Aber dann hab ich ihn jedenfalls gewarnt. Ich muss es tun! Sofort! Entschlossen sprang sie auf und eilte auf ihn zu.
Er nickte ihr freundlich entgegen. „Halte dich bereit, in einer halben Stunde ziehen wir weiter“, erklärte er.
Annit zögerte kurz, bevor sie loslegte. „Ich hatte heute Nacht einen Traum“, begann sie. „Einen Traum, den mir Silberstern geschickt hat.“
Der Stammesfürst blickte sie aufmunternd an. „Erzähl, Mädchen!“
„Ich habe einen fürchterlichen Sturm erlebt. Einen unglaublich heftigen, wahnsinnigen Sturm. Silberstern und ich, wir ritten durch diesen Sturm. Dunkle Wolken hingen am Himmel. Es war fast Nacht. Überall wurde Sand durch die Luft gefegt. Der Wind peitschte schrecklich“, erzählte sie atemlos.
Der Stammesfürst betrachtete sie einen Moment lang schweigend.
Der glaubt mir auch nicht, dachte Annit, drehte sich um und wollte gehen.
„Warte!“, rief sie der Beduine zurück. „Wann?“, fragte er dann.
„Wie wann?“
„Wann wird der Sturm kommen?“
Er glaubt mir doch! Annit wandte sich wieder um. „Ich weiß es nicht.“
Der Stammesfürst kniff die Augen zusammen. „Versuche, dich zu erinnern. An jedes Detail, wie sah der Himmel davor aus, wie kam dieser Wind auf? Aus welcher Himmelsrichtung?“
Annit zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich hab nur diesen gewaltigen Sturm gesehen und riesige Mengen an Sand, die durch die Luft gewirbelt wurden.“
Der Stammesfürst überlegte kurz, dann eilte er mit großen Schritten davon. Annit stolperte hinterher. Der Stammesfürst suchte den Dorfältesten auf. Annit beobachtete aus gebührendem Abstand, wie sich die beiden Männer unterhielten. Sah, wie der Dorfälteste wieder und wieder den Kopf schüttelte und die Arme zum Himmel streckte. Wie der Stammesfürst schließlich seine Hand auf die Schulter des anderen legte, dieser weiterhin den Kopf schüttelte, dann aber mit der Schulter zuckte und zu einem anderen Beduinen ging.
Nach einer Weile ertönte Trommelwirbel über den ganzen Lagerplatz. Nach und nach strömten alle Beduinen herbei und versammelten sich rund um den Stammesfürsten. Mit ernster Miene blickte er in die Runde und verkündete etwas. Als er geendet hatte, ging ein Raunen durch die versammelten Beduinen. Die meisten schüttelten ungläubig den Kopf und streckten ihre Arme zum Himmel - so, wie es der Dorfälteste zuvor getan hatte.
„Sie glauben ihm nicht“, raunte Annit Mannito zu, der neben ihr stand.
„Der Stammesfürst ist verrückt“, zischte Yussuf, der sich nun zu den beiden gesellte und von allem nichts wusste. „Er sagt, ein Sturm zieht auf und wir sollen alles vorbereiten.“ Yussuf tippte sich an die Stirn. „Ein Sturm!“ Dann streckte auch er die Arme zum Himmel. „Wo? Wo nur soll ein Sturm kommen? So sieht kein Himmel aus, der einen Sturm schickt.“ Er schüttelte den Kopf.
Auf einmal hörte Annit ihren Namen. Gleich darauf richteten sich alle Blicke auf sie. Auch Yussufs Blick.
„Was ist denn?“, erkundigte sich Annit.
„Der Stammesfürst berichtet, du hättest geträumt, dass in der Nacht ein heftiger Sturm über uns hinweg fegt“, sagte Yussuf verwirrt. „Und er sagt auch, dass er dir glaubt.“
Die Menge rief aufgeregt durcheinander.
„Was ist jetzt?“, fragte Annit ein wenig bang.
„Sie wollen vom Stammesfürsten wissen, warum er dir mehr vertraut als ihnen. Und sie glauben nicht, dass der Himmel einen Sturm schicken wird“, erklärte Yussuf. Nachdenklich musterte er Annit. „Ich frage mich, warum er dir glaubt? Und woher willst du das überhaupt wissen?“
Annit gab sich betont
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