Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
superstolz!
Habib war der Erste, der das Ziel erreichte. Triumphie rend riss er seine Arme in die Luft. „Ich werde gewin nen!“, schrie er dabei immer wieder. „Ich bin der beste Reiter des Stammes“, tönte er wieder und wieder.
Als die Reiter zurückkamen, sprang Annit auf und lief zu Mannito. Er war auf seiner Ranja als Vorletzter im Ziel eingetrudelt. Sie deutete auf Habib. „Der Typ ist ja völlig besessen“, meinte sie kopfschüttelnd.
„Ha!“, rief Mannito in Habibs Richtung - so laut, dass der Beduine es hören konnte. „Gegen dich und Silber stern hat der sowieso null Chancen!“
Habib hielt kurz inne, dann lenkte er sein Pferd auf Annit und Mannito zu. „Ach ja?“, gab er mit höhnischem Grinsen zurück. „Und wo ist das Superpferd jetzt? Ist es so gut, dass es nicht mal mehr trainieren muss? Oder macht es jetzt schon schlapp?“ Mit jedem Wort wurde sein Grinsen noch höhnischer. Er hatte eigentlich ein sehr hübsches, ebenmäßiges Gesicht. Doch seine dichten, buschigen, dunklen Augenbrauen wuchsen über der Nasenwurzel fast zusammen, sodass es aussah, als habe er einen dicken schwarzen Balken im Gesicht.
„Blödsinn! Silberstern ist nur ein bisschen erschöpft“, gab Mannito treuherzig zurück. „Nach der langen Reise ist das ja auch kein Wunder!“
„Och, das arme Pferdchen!“ Habibs Stimme triefte vor Spott. „Und ich dachte, Superpferde sind immer und jederzeit in Form.“
Mannitos Augen blitzten wütend. Drohend ballte er die Fäuste. „Ist er ja auch! Morgen ist er wieder fit!“
„Na dann“, gab Habib hämisch zurück. Er fasste die Zügel leicht enger und lenkte sein Pferd in eine andere Richtung.
„Gegen Silberstern hast du keine Chance!“, rief Mannito ihm erbost nach.
Wieder schlich sich dieses teuflische Grinsen auf Habibs Gesicht. „Darauf würde ich nicht einen Cent wet ten!“, erwiderte der verächtlich und trieb seinen Araber mit Schenkeldruck an. Dabei drehte er sich noch einmal kurz zu Annit und Mannito um. „Beste Grüße an die Schlaftablette“, verkündete er in spöttischem Ton. Damit ritt er endgültig davon.
Annit blickte ihm nach. Ein merkwürdiges Grummeln in ihrem Bauch sagte ihr, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber was? Geschwind lief sie zurück zum Pferdezelt.
Silbersterns Reaktionen waren zwar immer noch sehr langsam, aber nicht mehr ganz so langsam wie zuvor.
Annit schob ihr Kopftuch zur Seite und kratzte sich am Kopf, sodass ihre langen schwarzen Haare hervorlugten. Manchmal juckte ihre Kopfhaut unter dieser Kopfbedeckung wie ein Beutel Juckpulver. Komisch!, überlegte sie, während sie zärtlich über Silbersterns Nüstern strich. Wieder und wieder hallten Habibs höhnische Worte „Beste Grüße an die Schlaftablette!“ durch ihren Kopf. Ob er ...? Nee, kann nicht sein !... Oder doch? Habib schien
so triumphierend, sein Lachen hatte so bitterböse geklungen.
Irgendetwas stimmte nicht, das fühlte Annit. Sie bückte sich und schaute sich um - ohne genau zu wis sen, warum. Suchend wischte sie mit der flachen Hand üb er die Sandfläche, auf der Silberstern stand. Da war nichts! Nur Sand und ein paar Pferdeäpfel. „Ich seh wahr scheinlich schon Gespenster“, murmelte sie und tät schelte ihr Pferd. „Du willst einfach nur mal deine Ruhe, stimmt’s, mein Süßer?“ Doch während sie Silberstern liebkoste, gingen ihre Augen weiter auf Wanderschaft. Plötzlich stutzte sie. Ihr Blick blieb an einer Wurzel hängen, die direkt unter Silbersterns Wassertrog lag. Ganz klein, kaum sichtbar. Einer plötzlichen Eingebung folgend, bückte sich Annit, hob die Wurzel auf und steckte sie in ihre Tasche.
Habibs Gemeinheiten
Annit lebte zusammen mit dem Beduinenmädchen Alisha und dessen Familie in einem Zelt. Wie alle Beduinenzelte war auch dieses in zwei Bereiche unterteilt. Der vordere Teil diente als eine Art Wohnzimmer, es gab eine Feuerstelle, um die herum Kissen und Decken lagen. Im hinteren Bereich befanden sich die Kochgeräte und Vorräte sowie ein Matratzenlager. Dort schlief Annit zusammen mit Alisha, deren Mutter und ihrer kleinen Schwester. Mannito nächtigte im Zelt von seinem Freund Yussuf.
Als Annit sich dem Zelt näherte, strömte ihr intensiver Pfefferminzgeruch entgegen. Alisha stand an der Kochstelle und rührte hingebungsvoll in einem Topf, der voll mit Wasser und Pfefferminzblättern war.
„Du warst sehr früh auf heute“, sagte Alisha,
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