Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
gedeckt war. „Mhm, lecker! Ich liebe Leberwurst“, verkündete sie.
„Ich auch“, grinste Annit und lächelte das Mädchen mit den langen blonden Zöpfen und den sanften braunen Augen an. „Ich bin übrigens Annit, ich wohne hier.“
„Auf einem Bauernhof? Cool! Darauf hätte ich auch Lust. Ich heiße Denise.“
„Dich möchte ich beim Stallausmisten sehen“, kicherte ein Mädchen mit kurzen dunklen Haaren, das sich nun neben Denise setzte.
„Annit, das ist Andrea“, stellte Denise vor. „Meine beste Freundin.“
Nach und nach trudelten auch die anderen Schülerinnen ein. Als alle Plätze besetzt schienen, stellte sich Ursula an den Tisch und blickte in die Runde. „Also, ich bin die Ursula und heiße euch herzlich willkommen hier bei uns in Südholzen. Ich hoffe, ihr verlebt eine recht schöne Zeit bei uns und ...“
„Echt voll ätzend, Mann ey!“
Ursula hielt inne und blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
Dort stand ein Mädchen mit blondem Bob und pinkfarbenen Strähnen, seine stahlblauen Augen funkelten im Moment wütend. „Diese eklige Bettwäsche ist rau wie ein Reibeisen. Alles kratzt! Wie bitte soll man darin schlafen?“
Ursula schluckte einen Moment, dann parierte sie. „Wir benutzen hier keine Weichspüler, denn die sind umweltschädigend und allergiefördernd.“
„Super.“ Das Mädchen quetschte sich zu den anderen auf die Holzbank. „Und wenn ich morgen früh eine aufgerissene Haut hab?“
Ursula hatte sich wieder gefangen. „Liebe ...?“ Sie sah das Mädchen fragend an.
„Gracia.“
„Liebe Gracia, dann haben wir einen Medizinschrank mit vielen Pflastern“, erklärte sie lächelnd. „Aber ich kann dir versichern, dass deine Haut keinerlei Schaden erleiden wird.“ Die anderen Mädchen kicherten, der blonde Bob schwieg.
Gar nicht schlecht, dachte Annit grinsend und setzte sich dazu.
Ursula teilte Gläser mit Saftschorle aus und ließ sich auf einem der Stühle nieder. „Einen recht guten Appetit wünsch ich euch.“
Während alle anderen hungrig nach Bauernbrot, Schinken und Leberwurst griffen, beäugte Gracia missmutig den gedeckten Tisch. „Gibt’s denn hier keine Diätmargarine und Lachsschinken?“
Ursula sah Gracia mitleidig an. „Ach herrje, ich wusste ja nicht, dass eine von euch Diabetikerin ist.“
Gracia rollte genervt mit den Augen. „So ein Schwachsinn, ich will einfach nicht dick werden.“ Sie deutete über den Tisch. „Und hier stapeln sich die Kalorien. Wenn ich dieses Zeug esse, passen mir in einer Woche überhaupt keine Klamotten mehr.“
Ursula schluckte, nickte aber dann. „Ich werde die Sachen für dich besorgen.“ Sie stand auf und ging in die Küche.
Annit warf Gracia zornige Blicke zu. Wie kommt diese dämliche Tusse eigentlich dazu, sich hier so aufzuführen?
Gracia lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und blickte gelangweilt in die Runde. „Dann muss ich heute wohl hungrig ins Bett gehen. Und dafür müssen meine Eltern auch noch zahlen.“
Jetzt reicht’s! „Hier gibt’s lauter leckere Sachen zu essen, der ganze Tisch ist voll. Wenn du nichts magst, ist das dein Ding“, fuhr Annit sie an.
Gracia schaute sie spöttisch an. „Und wer bist du?“
„Ich wohne hier.“
„Ach dann.“ Gracia machte eine abweisende Handbewegung. „Wenn man sein Leben auf so einem Bauernhof verbringt, wird man wohl ein wenig eindimensional.“
Annit wollte wütend aufspringen. Doch Mannito, der gerade in den Raum kam, hielt sie zurück.
„Ja, wer ist das denn? Dein kleiner Freund?“ Gracia lächelte mitleidig und musterte Mannito von oben bis unten. „Wär ja so ganz und gar nicht mein Fall. Aber auf dem Land findet sich wohl nichts Besseres.“ Sie erhob sich und gähnte demonstrativ. „Ich geh dann mal ins Bett, mehr ist hier eh nicht geboten. Harte Bettwäsche, fettes Essen, das muss ich meinem Paps erzählen.“
„Ja, geh doch heim zu deinem Papi!“, rief ihr Annit nach. „Ist uns doch so was von egal.“
Gracia drehte sich noch einmal um. „Das glaub ich ganz und gar nicht“, erwiderte sie mit einem arroganten Lächeln. „Mein Paps ist der Chef des Tourismusverbandes und entscheidet darüber, wer in die Faltblätter ,Urlaub auf dem Bauernhof‘ aufgenommen wird und wer nicht. Und mein Paps hört selbstverständlich auf den Rat seiner Lieblingstochter.“ Sie zwinkerte frech mit den Augen. „Ich wünsche allerseits eine gute Nacht.“
Annit hatte alles andere als eine gute Nacht. Ewig
Weitere Kostenlose Bücher