Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
Benommen lief sie nach unten in die Bauernstube und hockte sich an den Frühstückstisch.
„Ich hab heute super geschlafen“, rief ihr Mannito gleich entgegen, der schon vor einem Honigbrot saß. „Und bin voller Tatendrang.“ Im Gegensatz zu Annit schien der Freund heute bester Laune.
„Das wird auch gut sein“, nickte Hannes neben ihm. „In einigen Tagen kommen zehn Schüler und zwei Lehrer, und vorher gibt es noch jede Menge zu tun.“
Ursula goss Annit dampfenden Kakao in ihre Tasse. „Das kann man wohl sagen“, bestätigte sie. „Ich muss noch die Wäsche machen, Brot backen, die Betten beziehen, die Zimmer putzen und alles schön herrichten.“
Mannito ließ den Blick in die Runde schweifen. „Keine Sorge, zusammen bekommen wir das schon hin“, meinte er zuversichtlich.
Annit griff nach ihrer Kakaotasse und pustete hinein. Immer wieder tauchte vor ihrem geistigen Auge die brennende Scheune auf.
„Annit.“ Ursula strich ihr über den Kopf. „Was ist mir dir? Du wirkst so abwesend.“
„Ach nichts, ich hab nur schlecht geträumt“, winkte Annit ab.
„Oh, dagegen weiß ich was!“ Ursula stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch, eilte zum Bauernschrank, kam mit einer Schere zurück und legte sie vor Annit auf den Tisch. „Hier.“
Höchst erstaunt sah Annit ihre Adoptivmutter an. „Was soll ich denn damit?“
„Wenn du die Schere mit geöffneten Scherenblättern auf deinen Nachttisch legst, schneidet sie dir schlechte Träume ab“, erklärte Ursula schmunzelnd. „Das ist eine alte Bauernweisheit.“
Annit lächelte. Silbersterns magische Träume sind viel zu mächtig. Gegen die kann keine Schere der Welt etwas bewirken, dachte sie. Sagte es aber nicht.
Hannes trank seinen Kaffee leer. „Ich muss an die Arbeit. Übrigens, die haben mir im Rad-Shop einen Superpreis für die zwölf Räder gemacht. Die müssen wir dann auch noch abholen, bevor die Schulklasse kommt.“ Seufzend stand er auf. .Jetzt muss nur noch das Wetter passen, damit’s mit dem Radeln und dem Schwimmen klappt.“
„Hoffentlich, Hannes! Ich werd nachher gleich mal die Wettervorhersage hören“, meinte Ursula und verschwand in der Küche.
„Deine Adoptiveltern sind echt nett“, schmatzte Mannito. „Und der Spieleabend gestern war auch wieder voll lustig.“
„Hm“, machte Annit, blickte in ihren Kakao und sah darin wieder züngelnde, lodernde Flammen.
„He! Hallo!“ Mannito wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. „Hast du heute deinen Weltschmerztag, oder was?“
Annit lehnte sich zurück. „Ich hatte heute Nacht seit langer Zeit mal wieder einen Silberstern-Traum“, erzählte sie leise.
Mannito horchte auf. Er war einer der wenigen, die um Silbersterns magische Gabe wussten.
„Ich hab von einem gewaltigen Feuer geträumt“, erzählte Annit weiter. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es unsere Scheune war, die brannte.“
„Oh nein!“ Mannito sah Annit mit großen Augen an. „Das wär ja entsetzlich! Damit wär vermutlich alles zerstört, was deine Eltern grad aufgebaut haben.“
Annit schnaufte tief. „Was mich aber noch viel mehr beunruhigt, ist, dass ich nicht erkennen konnte, ob die Scheune leer war oder nicht.“ Sie schlug die Hand vor den Mund. „Stell dir vor, es würde sich zum Zeitpunkt des Feuers jemand drin aufhalten!“
Mannito überlegte kurz. „Es gibt nur eine Möglichkeit.“
„Welche?“
„Wir müssen die Scheune gut im Auge behalten“, beschloss er. „Wir müssen unbedingt verhindern, dass es zu diesem schrecklichen Feuer kommt.“
Annit nickte.
„Na ihr zwei, alles klar bei euch?“ Ursula stand in der Stubentür und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. Sie blickte von Annit zu Mannito und wieder zurück. „Ihr seht ein bisschen blass aus um die Nase. Frische Luft wird euch gut tun.“
Annit und Mannito erhoben sich und gingen nach draußen auf den Hof. Die Scheune befand sich neben dem Stall, gegenüber dem Wohnhaus. Sie war etwa so hoch wie alle anderen Gebäude, aber größtenteils aus Holz.
„Ein Funke reicht, und das alles hier brennt wie Zunder“, meinte Mannito besorgt.
Annit öffnete das quietschende Holztor und betrat die Scheune. Es roch nach Heu und Stroh. An einer Seite stand ein alter Mähdrescher, daneben ein Pflug. Dahinter waren meterhoch Heu- und Strohballen aufgetürmt.
Mannito beschäftigte sich weiter mit der Inspektion der Scheune. „Alles staubtrocken hier drin. Wenn das mal brennt, hast du keine Chance, den
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