Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs
recht. Los, Hero, wir verschwinden! Komm, Annit!“ Ängstlich trabte Denise zu Mannito, der in sicherer Entfernung wartete.
Annit war für einen Moment unentschlossen und zögerte noch. Doch die Hunde schienen nicht zu scherzen. Das Gebell wurde immer lauter, und sie rissen ihre Mäuler immer weiter auf. Dann kam aus ihren Kehlen nur noch wütendes, heiseres, drohendes Geknurre. „Los, Silberstern, besser wir hauen auch ab!“ Annit trieb Silberstern an und ritt zu den anderen.
„Ich frag mich, warum man sich von so scharfen Hunden bewachen lässt“, rief ihr Mannito zu.
„Dieser Großvater scheint ein ziemlich schräger Typ zu sein“, meinte Annit und legte die Stirn in Falten.
Denise winkte den beiden zu. „Dann reiten wir eben zurück zur Ranch, dort können wir auch was trinken."
Mannito setzte sich in Bewegung und folgte ihr.
Annit beugte sich nach vorn und tätschelte Silbersterns Hals. „Reitet ruhig vor, ich will mit Silberstern noch ein bisschen die Gegend erkunden.“ Als sie die beiden jedoch so einträchtig davontraben sah, merkte sie, dass ihr der Anblick eigentlich gar nicht gefiel. Aber schon im nächsten Augenblick schämte sie sich ein klein wenig für ihre Eifersüchtelei und versuchte, den Gedanken ganz rasch zu verscheuchen.
Als Annit nach einem schönen Ausritt mit Silberstern wieder auf der Ranch eintraf, bretterte auch Patti gerade heran, mit einer dicken Staubwolke hinter sich. Mit quietschenden Reifen kam sie auf dem Hof zum Stehen. Offenbar war sie aufgebracht. Denn sie sprang aus dem Fahrzeug und knallte geräuschvoll die Tür hinter sich zu. Sie lehnte sich gegen den Wagen und schnaufte tief durch.
Annit saß ab und ging auf sie zu. „Hey, Patti!“
Patti sah nur kurz auf und nickte. Sie sagte kein Wort, doch ihre Augen flackerten unruhig.
„Wir sind gerade ein bisschen ausgeritten. Das macht echt voll Spaß hier“, plauderte Annit unbeschwert drauflos.
„Schön“, sagte Patti teilnahmslos. Plötzlich ballte sie die Fäuste. „Och, ich könnte ...!“, stieß sie hervor, holte aus und kickte einen Stein wütend über den Hof.
„Was ist denn mit dir los?“, wunderte sich Annit. „Alles klar?“
„Nichts ist klar!“, fauchte Patti. Sie schob ihren Cowboyhut nach hinten. „Es gibt so viele Rindviecher, einfach unfassbar. Und sie tun es immer wieder.“
„Was denn?“ Annit stand neben der aufgebrachten Patti und verstand kein Wort. „Worum geht es denn?“
„Worum es geht?“ Patti sah sie mit funkelnden Augen an. „Man hat wieder Spuren gefunden, die beweisen, dass frei lebende Mustangs im großen Stil gejagt und gefangen werden, verstehst du! Wir haben da so einen schmierigen Typen als Ranchnachbarn, der unterstützt es, dass man diese herrlichen Pferde schlachtet und vermarktet. Da zählt nur die Kohle. Darum geht es.“ Mannito kam auf sie zu. „Da bist du ja, Annit.“
Annit bedeutete ihm mit einer Handbewegung, zu schweigen. Dann wandte sie sich wieder an Patti. „Erzählst du mir bitte die ganze Geschichte?“ Patti setzte sich auf die oberste Verandastufe und nestelte einen Brief aus ihrer Hosentasche. Den zerknüllte sie und schleuderte ihn auf den Boden. „Hier, das können die. Anonyme Drohbriefe schreiben. Ohne Absender. Das ist nur einer von vielen Briefen. Mich als verdrehte Ausländerin beschimpfen, die nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und sich um ihren eigenen Kram kümmern soll. Sich verstecken. Diese feigen Tierquäler!“
Mannito schaute Annit an. Annit zuckte die Achseln. Die beiden setzten sich rechts und links neben Patti auf die Verandastufe.
Patti zog den dazugehörigen Briefumschlag aus ihrer Tasche. Er war hellrot. Es stand kein Name drauf, aber der Absender hatte ein Pferd draufgemalt. Es war ein ziemlich merkwürdiges Bild, die Farben und die Proportionen des Pferdekörpers wirkten überaus seltsam.
„Worum geht es eigentlich? Was soll das?“, wollte Annit wissen.
Patti sagte nichts, zog ein Feuerzeug heraus, machte es an und hielt es an den Umschlag. Kleine, gelbe Flammen züngelten an den Rändern, fraßen erst die Beine des Pferdes, danach seinen Körper, dann zerfiel alles zu Asche.
„Also ...“ Patti holte einmal tief Luft und versuchte, sich wieder zu beruhigen. „Es ist so, dass ich mich mit anderen Ranchern aus der Gegend für ein Gesetz engagiere, das Wildpferden Schutz und Lebensraum garantiert. Und das ist so manchem zurückgebliebenen geldgierigen Rancher hier ein Dorn im Auge.“
„Aber warum
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