Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs
„Ist das Steve?“
„Nee, kann nicht sein! Der ist doch mit Patti in die Stadt.“
„Stimmt!" Annit trieb Silberstern an. „Komm, wir reiten mal näher hin!“
Mannito blieb an Annits Seite. Auf einmal schob er seinen Cowboyhut in den Nacken und schaute angestrengt nach vorne. Er stoppte seine Fuchsstute Ranja. „Ich seh ihn nicht mehr.“
„Ich auch nicht“, wunderte sich Annit, die mit Silberstern ebenfalls stehen blieb.
„Howdy!“, ertönte es mit einem Mal hinter ihnen. Erschrocken wandten Annit und Mannito sich um und blickten in das Gesicht eines älteren Mannes mit langen grauen Haaren und einem weißen Dreitagesbart: Es war der Mann, dem Annit gleich am ersten Tag nach ihrer Ankunft im Stall begegnet war. „Was wollt ihr? Warum treibt ihr euch hier rum?“, fragte er durch die Zähne zischend, ohne sie dabei auch nur anzusehen. Wieder fixierte er ausschließlich Silberstern, was Annit ziemlich nervös machte.
„Wir sind Gäste auf der Wildfork Ranch. Sie haben mich schon mal im Stall getroffen“, erklärte sie schnell. „Wir reiten hier nur ein bisschen aus.“
Der ältere Mann näherte sich Annit. Ganz dicht vor Silberstern hielt er sein Pferd an und musterte den kleinen weißen Stern auf Silbersterns pechschwarzem Kopf. „Was für ein prachtvolles Pferd!“ Zum ersten Mal hob er nun den Kopf und sah Annit mit seinen dunklen stechenden Augen an. „Die Indianer sagen, dass Pferde mit einem kleinen Stern auf dem Kopf eine ganz besondere Magie haben.“ Annit hielt für einen Moment die Luft an. Doch dann machte der alte Mann eine abwehrende Geste. „Alles Aberglaube! Die Indianer halten fast alles für Magie.“ Dann ritt er einmal um Annit und Mannito herum. „Ihr seid also Gäste bei meinem Enkel Steve!? Nun gut!“
„Ach, dann sind Sie also der Großvater, der in der Blockhütte wohnt?“, erkundigte sich Annit.
„Kluges Köpfchen!“, nickte der ältere Mann. „Ihr könnt mich Grandpa nennen, alle nennen mich Grandpa.“
„Der mit den fiesen Dobermännern!“, ergänzte Mannito.
„Tiere sind nur fies zu fiesen Menschen“, erklärte der Mann ungerührt, ohne dabei aufzuhören, sie auf seinem Pferd zu umrunden.
„Könnten Sie bitte damit aufhören, das macht mich ganz nervös“, beschwerte sich Annit schließlich.
Der Mann musterte sie kurz, dann verzog er sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Kommt, ich will euch in mein Haus einladen. Steves Freunde sind auch meine Freunde.“ Damit trieb er sein Pferd an und ritt los.
Annit und Mannito wechselten einen schnellen Blick. Mannito zog die Schultern hoch und nickte mit dem Kopf. Annit zögerte kurz, doch dann folgten sie dem älteren Mann. Vor der Blockhütte banden sie die Pferde an und traten durch die offene Tür in das Innere.
Der Raum war nicht besonders hoch, alles war aus Holz. An den Wänden hingen ein paar große Bilder und Gewehre. Auf einem Holzregal war ein Rinderschädel drapiert. Vor den Fenstern hingen schwere, dunkle Vorhänge. Vor dem Kamin lag ein flauschiger Teppich, daneben saß der alte Mann in einem knarzenden Schaukelstuhl, die drei Hunde kauerten friedlich zu seinen Füßen. Er wippte vor und zurück und grinste ihnen entgegen. „Dachte schon, ihr kommt nicht mehr. Ganz schön langsam die Jugend von heute.“ Er wies auf ein abgewetztes Sofa neben dem Schaukelstuhl. „Macht es euch bequem in meiner bescheidenen Hütte.“ Er nahm eine Pfeife von dem Tischchen, das neben ihm stand. Mit dem Kinn deutete er auf eine Tür. „Wenn ihr Wasser trinken wollt, dort ist die Küche. Wenn ihr Whiskey wollt, der steht auf dem Kamin.“
Etwas irritiert setzte sich Annit auf die vorderste Kante des Sofas. „Danke, passt schon.“
„Und? Wie gefällt’s euch hier bei uns?“, fragte er und musterte dabei abwechselnd Annit und Mannito.
„Super“, platzte Mannito heraus.
„Und dir?“ Der Mann richtete seine Augen auf Annit.
„Auch“, nickte sie.
„Alles nicht so, wie es scheint“, knurrte er dann.
„Sondern?“, erkundigte sich Annit.
„Das ist eine lange Geschichte.“
„Wir haben Zeit“, erklärte Annit entschlossen.
Der alte Mann lehnte sich zurück und begann erneut, mit dem Schaukelstuhl zu wippen. „Du gefällst mir, Mädchen. Also gut.“ Er begann zu erzählen. „Wir sind mit nichts hierhergekommen. Heute bin ich ein weißer, erfolgreicher Rancher, und darauf bin ich stolz. Das alles, was ihr da draußen seht, hab ich mir mit eigenen Händen erschaffen.“
„Und was war
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