Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs
nichts dagegen tun. Alles ist ganz legal, seit die Regierung vor einigen Jahren ein Gesetz durchgebracht hat, das das Jagen von wilden Mustangs erlaubt.“ Sie stellte das Glas wieder ab und deutete nach rechts. „Und leider wohnt so ein gemeiner Jäger nun ausgerechnet bei uns um die Ecke.“
„Wie?“
„Ja, einer unserer Nachbarn ist auch der Meinung, dass es zu viele Wildpferde gibt. Er hetzt die Leute auf, damit sie die Mustangs jagen. Selbst macht er sich natürlich nicht die Hände schmutzig. Das überlässt er anderen. Für ihn und viele andere sind Pferde wie ...“ Patti suchte nach Worten. „Wie Freiwild, das man nach Belieben jagen und nutzen kann.“ Sie erhob sich, ging ins Haus und kam kurz darauf mit einem geöffneten Paket zurück. Vorsichtig griff sie hinein und holte einen dichten, schwarzen, abgeschnittenen Pferdeschweif heraus. Zärtlich strich sie mit den Fingern darüber.
Mit einer fahrigen Bewegung griff Annit nach ihrem Glas. Sie merkte, wie sich ihr Magen hob. Sie mochte gar nicht hinsehen.
In diesem Augenblick donnerten Pferdehufe auf den Hof. Annit erkannte den Reiter nicht sogleich, da ihn eine dichte Staubwolke umhüllte und er seinen Cowboyhut weit ins Gesicht gezogen hatte. Vor der Veranda hielt er an.
Patti begrüßte den Reiter. „Hey, Grandpa!“
Der Großvater nickte - und auf einmal stutzte er. Gebannt starrte er zunächst auf den schwarzen Pferdeschweif, den Patti immer noch in der Hand hielt, dann auf das Paket. Sekundenlang. „Wer war das??“, knurrte er schließlich.
Patti zuckte nur hilflos die Achseln.
„Das ist nicht alles, oder? Wie lange geht das schon?“ Grandpas dunkle Augen schienen Funken zu sprühen.
„Es begann mit Drohbriefen.“ Patti fuhr sich mit einer schnellen, unruhigen Bewegung durch die Haare.
„Und was ist mit den Schüssen? Stimmt das, was ich da gehört habe?“
Patti nickte nur.
Aufgebracht rutschte der Grandpa auf dem Sattel hin und her. „Waren die Kinder im Auto?“
Patti nickte wieder nur. „Sie hatten fürchterliche Angst“, erzählte sie dann leise. .
Der Großvater fixierte noch einmal den abgeschnittenen Pferdeschweif, dann machte er mit seinem Pferd kehrt und galoppierte so schnell davon, wie er gekommen war. Zurück blieb wieder nur eine gewaltige Staubwolke.
„Oh nein! Verflixt!“ Patti sprang auf und fuchtelte aufgeregt mit den Armen herum. „Grandpa, warte doch mal! So warte doch!“, schrie sie und verließ mit eiligen Schritten die Veranda Richtung Stall.
Annit lief ihr nach. „Was ist denn los?“
„Ich muss ihm nach, ich muss Grandpa unbedingt aufhalten!“ Patti rannte in den Stall und öffnete die Box des Tigerschecken. Annit flitzte zu Silberstern. Ein paar Minuten später jagten die beiden Frauen mit den Pferden zur Blockhütte des Großvaters.
Als sie nach einem schnellen Ritt dort eintrafen, trat der ältere Mann gerade aus der Tür. In der rechten Hand hielt er eine Schrotflinte, in der linken einen dicken Patronengürtel.
Mit finsterem Blick marschierte er zu seinem Pick-up, pfiff nach seinen Hunden und ließ sie auf die Ladefläche des Wagens springen.
In Windeseile glitt Patti von dem Appaloosa und stürmte auf ihn zu. Sie packte ihn am Arm. „Warte, Grandpa! Nicht!“
Sanft, aber bestimmt befreite sich der Großvater aus ihrem Griff und öffnete die Fahrertür. „Ich werde mich jetzt darum kümmern, Patti. Das Maß ist voll!“, knurrte er. Rasch stieg er ein, zog die Tür hinter sich zu und brauste davon.
Verzweifelt schaute Patti ihm nach, dann saß sie wieder auf. „Ich hab Angst um ihn, Annit. Ich glaube, er will zu unserem Nachbar. Verdammt! Das wird Ärger geben. Ich fürchte, er wird es ihm heimzahlen“, sagte sie mit leiser Stimme. Dann trieb sie ihr Pferd an und ritt zurück zur Ranch. Annit hinterher.
Wo ist Grandpa?
Nach dem Abendessen lotste Annit Denise und Mannito in ihr Zimmer und erzählte den beiden von den bedrohlichen Vorfällen. Denise und Mannito waren ebenso geschockt wie sie, als sie von dem abgeschnittenen Schweif hörten.
„Pferde sind so schön, so lieb, so treu! Pferde sind doch beinahe wie Menschen“, stammelte Mannito immer wieder fassungslos.
„Das ist ja absoluter Wahnsinn!“, murmelte Denise.
Ratlos lehnte Annit ihren Kopf gegen die Wand. „Sie schießen auf uns, sie schneiden Pferden den Schweif ab. Wer weiß, wozu die sonst noch fähig sind!“
Denise beugte sich nach vorne und legte rasch die Hand auf ihren Mund. „So etwas darfst du
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