Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs
Cowboystiefel und Cowboyhut, dazu diesmal ein Holzfällerhemd mit orangefarbenem Karomuster. „Auf geht’s, Leute! Wir fahren jetzt erst mal das Gelände ab. Später schauen wir uns die Stallungen mit den Appaloosas an“, rief sie ihnen munter zu und stieg ein.
Mannito und Denise setzten sich gleich nach hinten, Annit schwang sich neben Patti auf den Beifahrersitz.
„Auf der rechten Seite“, erklärte Patti, nachdem sie eine Weile gefahren waren, „seht ihr unsere Rinder.“
„Sind das viele Tiere!“, staunte Annit. Auf einer Fläche, die so groß wie ein Fußballfeld war, stand ein Rind neben dem anderen. „Warum sind die so zusammengepfercht?“
„Die bekommen heute unser Brandzeichen“, erklärte Patti. „Normalerweise haben die richtig viel Auslauf.“ Sie gab Gas und fuhr weiter. „Seht dort hinten!“, sie deutete auf ein Gebäude am Horizont. „Da wohnt Steves Bruder mit seiner Familie.“ Eine ganze Weile ging die Fahrt weiter, vorbei an riesigen Weideflächen. Plötzlich galoppierte eine Horde Pferde an ihnen vorbei, gefolgt von zwei Reitern mit Cowboyhut. „Das ist ein Teil unserer Herde“, sagte Patti.
„Wahnsinn!“, murmelte Annit beeindruckt. „So viele tolle Pferde! Es muss ein Traum sein, hier zu leben, mitten in der Natur mit so vielen Tieren.“
Auf einmal verlangsamte Patti das Tempo, das Lächeln auf ihrem Gesicht war verschwunden, ihr Blick hatte sich verdüstert. Sie ließ den Wagen an den Überresten eines verkohlten Lagerfeuers vorbeirollen. Der Boden rundherum war mit leeren Bierdosen übersät. Dazwischen lagen Chipstüten und anderer Müll.
Patti hielt an, sprang aus dem Wagen und beugte sich über die Feuerstelle.
„Was ist denn?“, rief Annit ihr nach.
Als Patti nicht antwortete, stieg Annit ebenfalls aus und kniete sich neben die junge Frau.
Patti berührte mit den Fingern die Asche, um zu prüfen, ob die Glut auch wirklich aus war. „Sie waren wieder da“, knurrte sie dabei mit zusammengekniffenen Lippen.
„Wer denn?“, wunderte sich Annit.
Patti erhob sich und wischte die Hände an ihrer Jeans ab. Dann schnappte sie sich den Müllsack, den sie neben sich gelegt hatte, und begann den ganzen Müll einzusammeln. Mit einem Mal wirkte sie merkwürdig angespannt.
„Was ist denn?“, hakte Annit irritiert nach.
„Es ist nicht immer alles so, wie es scheint“, kam es auf einmal ernst von Patti.
„Wie meinst du das?“, wollte Annit wissen.
„Ach nichts!“, wehrte Patti rasch ab. „Es gibt im Moment ein paar Probleme auf der Ranch. Aber wo gibt es die nicht, oder?“ Betont vergnügt drehte sie kurz den Kopf zu Annit und zwinkerte ihr zu.
Annit nickte - dabei spürte sie für einen kurzen Augenblick wieder ein merkwürdiges Grummeln in ihrem Bauch.
Patti packte den Müllsack ins Auto. „Rein mit dir, wir fahren weiter!“
Annit stieg wieder ein.
„Gib schon her!“, kicherte es vom Rücksitz. „Annit, hilf mir doch mal!"
Annit schreckte aus ihren Gedanken auf und drehte sich nach hinten. Denise und Mannito rangelten ausgelassen um einen Cowboyhut, jeder von ihnen zog an einer Seite.
„Er hat mir einfach meinen Cowboyhut gemopst“, beschwerte sich Denise kichernd.
„Weil er mir viel, viel besser steht“, gab Mannito lachend zurück.
„Gar nicht.“
„Sehr wohl!“
Annit drehte sich wieder nach vorne. Die zwei scheinen ja echt viel Spaß zusammen zu haben. Genau wie zuvor am Früh stückstisch, dachte sie wieder leicht irritiert.
„Und hier ...“, unterbrach Patti sie, „grasen friedlich unsere Schafe.“ Sie deutete auf eine riesige Schafherde. „Und in diesem Gebäude, das ihr weiter vorne seht, halten wir unsere Truthähne.“
„Truthähne?“, fragte Mannito nach. „Wozu das denn? Was macht ihr damit?“
„Essen“, mischte sich Denise ein.
„Stimmt“, nickte Patti. „Truthähne sind bei uns ein bisschen so wie in Deutschland die Hühner.“
Fasziniert ließ Annit ihren Blick über das endlose Land schweifen. „Und was ist das da hinten für ein Blockhaus?“ Das kleine Holzhäuschen wirkte fast wie ein Fremdkörper auf dem weitläufigen Gelände.
„Dort wohnt Grandpa, Steves Großvater“, erklärte Patti knapp.
„Wieso wohnt der denn nicht bei euch im Haus?“, wunderte sich Mannito. „Bei uns in Rumänien wohnt die ganze Familie in einem Haus.“
„Einfach so“, sagte Patti in einem Ton, der klarmachte, dass sie nicht weiter darüber sprechen wollte. „So, das war’s! Jetzt habt ihr zumindest einen
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