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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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das Gefühl, ein junges Mädchen in den Armen zu halten, sie bis auf den letzten Tropfen Blut auszusagen und zu spüren, wie ihr Herzschlag immer schwächer wird, bis er dann ganz verklingt. Und selbst diese wenigen erbauenden Augenblicke sind selten geworden, weil wir ein Leben in den Schatten führen müssen.«
    L angsam bewegte ich mich von Vincenzo weg, der vor der Tür meiner Zelle stehen geblieben war. Nur mit Mühe konnte ich meine Beine dazu zwingen, sich zu bewegen. Es war, als hätte jeder Muskel in meinem Körper beschlossen, mir den Dienst zu versagen. Vincenzo hatte vor mich für seine Zwecke zu benutzen.
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    Vincenzo lachte laut auf. »Es ist so langweilig geworden in unserer Welt. Ich vermisse die gute alte Zeit der Clankriege. Ein ewig währendes Leben ohne Freuden … Es fühlt sich an wie … sterben, nur ohne die befreiende Erlösung«, sagte er mit seltsam in die Ferne gerichtetem Blick. »Wir haben uns bekämpft, wir haben getrunken und getötet, ohne uns zu verstecken. Wir haben die Welt beherrscht. Die Menschen haben uns gefürchtet. Jetzt sind wir nur noch Figuren für sie, die über die Kinoleinwand flimmern und noch dazu in der Sonne glitzern.«
    In mir wuchs das reißende zerrende Gefühl der Wut, das ich schon so gut kann te, als mir klar wurde, was Vincenzo vorhatte. Eine Hitzewelle durchlief meinen Körper. Schweiß trat auf meine Stirn und lief mir über die Wangen. Der Hitze folgte Schüttelfrost.
    »Du willst die Clankriege wiederbeleben«, stellte ich mit schwacher Stimme fest. »Aber die Abenddämmerung.«
    Vincenzos Augen leuchteten auf. »Du hast begriffen. Du bist schlauer als deine beiden Freunde. Ich wundere mich noch immer, dass Ermano so dumm sein konnte zu glauben, dass du bei mir sicher bist. Die Abenddämmerung. Ein Verein von verweichlichten, handzahm gemachten Tierschützern. Ermano hätte wissen müssen, warum ich unbedingt wissen wollte, ob die Gerüchte wahr sind. Er hat ernsthaft geglaubt, dass ich bereue, was in den Kriegen passiert ist?«
    Fassungslos ließ ich mich zu Boden sinken. Krämpfe rollten über meinen Körper hinweg und zerrten an meinen Knochen. Ich war kaum fähig, mic h noch auf das Gespräch mit Vincenzo zu konzentrieren. Giovannis Zweifel an Vincenzo waren berechtigt. »Aber was habe ich damit zu tun?«
    »Du bringst das Machtgleichgewicht ins Wanken. Mit dir in meinem Besitz werde ich mächtiger sein als mein Meister. Alexandres Tage sind gezählt.«
    Von der Politik der Vampire hatte ich keine Ahnung, und um ehrlich zu sein, Politik hatte mich noch nie interessiert, aber mir wurde unangenehm bewusst, was es zu bedeuten hatte, was Vincenzo sagte. Wenn Vincenzo die Macht übernahm, würde das Folgen für jede der drei Welten haben; für Vampire, Werwölfe und Menschen.
    Vinc enzo hatte uns verraten. Nein, wir hatten uns täuschen lassen. Übermächtig zerrte die Wut an mir und ich konnte spüren, wie das Zittern die Kontrolle über meinen Körper übernahm. Ein erneuter Krampf zwang mich in die Knie. Wellenartig breiteten sich die Schmerzen vom Zentrum meines Körpers in jede Zelle aus.
    »Wo sind Giovanni und Ermano?«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor.
    Vincenzo lachte wieder und sein Lachen jagte wie Feuer durch meine schmerzenden Muskeln. »Sie hängen gerade sehr aneinander.« Vincenzo trat nahe an die Eisenstäbe heran und grinste. Sein Gesicht wirkte wie das eines Irren. »Ich habe ihnen was in ihr Mittagessen getan. Traurig zu sehen, dass Ermano alles vergessen hat, was ich ihm beigebracht habe.«
    Vinc enzo sandte mir eine Vision, die eine Erinnerung an Ermano war, die schon Jahrhunderte zurückliegen musste. Ermano trug ein ganz ähnliches Kostüm, wie das aus unserer Schulaufführung. Er stand unter einem fast kahlen Baum. Durch die starken Äste konnte man den Vollmond am Himmel stehen sehen. Die Luft war angereichert vom Geruch feuchter Erde. In seinen Armen hielt er eine junge Frau in einem weiten, bis auf den Boden reichenden burgunderfarbenen Kleid. Ihr Rücken war an seine Brust gelehnt. Ihr Kopf auf seine Schulter gesunken. Seine starke Hand lag auf ihrem Bauch und verhinderte, dass die Frau zu Boden sank. Ihr Nacken war entblößt. Ermano fuhr seine Zähne aus und versenkte sie im Hals der Frau. Ekel überfiel mich und ich wollte mich wegdrehen, aber wie immer, wenn ich in den Erinnerungen anderer Personen feststeckte, hatte ich keine Kontrolle über meine Handlungen oder das Geschehen. Ermano

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