Silence
stellte, aber es war eben nur Stolz. Etwas, womit ich Michelle wehtun konnte, wie sie mir wehtat.
Aber Larissa, ihr wollte ich nicht wehtun. Sie war immer für mich da. Von ihr bekam ich immer, was ich mir wünschte. Sie las es mir von den Augen ab. Sie war meine Freundin und ich konnte fühlen, wie sehr sie sich wünschte, Giovanni würde sie so anschauen, wie er mich anschaute.
Giovanni stieß sich vom Stamm der Eiche ab und kam langsam auf uns zu. Sein Gesichtsausdruck war ernst und nicht einen Moment schweiften seine mandelförmigen Augen von meinem Gesicht ab. Es war fast, als würde er gar nicht bemerken, dass neben mir noch zwei andere Mädchen liefen.
4. Kapitel
»Hallo, meine Schöne«, säuselte er und hielt seine Hand ausgestreckt vor mich hin. Wieder lag eine Rosenblüte darin. Scharf sog ich die Luft ein und hoffte, meine zitternden Finger würden ihm nicht verraten, wie sehr er mich mit dieser Geste gefangen genommen hatte.
Etwas in mir begann zu schmelzen. Hatte ich eben noch gedacht, mein Interesse an Giovanni wäre nicht wirklich derart? Vielleicht sollte ich das noch einmal überdenken, denn in meinem Magen flatterte es aufgeregt bei dem Blick, den er mir zuwarf. Aber erinnerte ich mich, ich sollte zumindest etwas misstrauisch sein. Jungs wie er standen nicht auf Mädchen wie mich. Jungs wie er standen auf Mädchen wie Michelle. Sie standen auf die Queens, den Kapitän der Cheerleader.
Mann, der Junge versteht was von Romantik , dachte Kate.
Meiner Meinung nach legte er sich fast schon zu sehr ins Zeug. Wir kannten uns im Grunde gar nicht und er zog so eine riesige Show ab. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Es schmeichelte mir, aber es war mir auch unangenehm. Zumindest passte dieses Verhalten zu dem, was Ermano über seinen Bruder gesagt hatte. Hielt er mich für ein leichtes Opfer?
Zögernd griff ich nach der Blüte und hatte Mühe, meinen aufgeregten Herzschlag unter Kontrolle zu halten.
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich dich nach Hause begleite. Ich wollte kurz mit dir reden.«
Ich kniff die Lippen zusammen und warf Kate und Larissa einen flehenden Blick zu. Ein Blick, der sagen sollte; erlöst mich. Doch entweder hatten sie ihn falsch gedeutet, oder es bereitete ihnen Freude, mich zu quälen.
»Wir wollten uns sowieso gerade verabschieden«, sagte Larissa mit nervösem Unterton und wagte es nicht, Giovanni direkt anzuschauen.
Kate nickte. »Stimmt.« Viel Spaß , dachte sie. Ich stöhnte innerlich auf. Verräterinnen.
Eine Weile lief Giovanni stumm neben mir her. Die Stille war erdrückend und machte mich noch nervöser, als ich es ohnehin schon war.
»Du wolltest mit mir reden?«, fragte ich also.
»Ja.« Giovanni blieb stehen und zwang mich so, es ihm gleich zu tun. »Das kommt vielleicht etwas unerwartet und ich kann mir vorstellen, dass du deine Zweifel haben wirst, aber ich möchte mit dir auf diese Party g ehen.«
»Du willst was?« Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit. Das kam in der Tat unerwartet. Ich starrte Giovanni an und rechnete damit, dass er jeden Moment sagen würde: »War nur ein Spaß. Wollte sehen, wie du darauf reagierst.«
»Ist wohl wirklich etwas früh für ein Date? Schade. Ich hatte den Eindruck, dass zwischen uns die Chemie stimmt«, grinste er. »Ich hätte mir ja gerne mehr Zeit genommen, um dich besser kennenzulernen, aber da die Party schon am Wochenende ist und du noch kein Date hast, dachte ich, die Chemie würde vielleicht reichen.«
Mit jedem Wort, das über seine Lippen kam, war ich mehr überzeugt, dass es stimmte, was Ermano über ihn gesagt hatte. Und obwohl ich das wusste, fühlte ich mich doch zu ihm hingezogen und war bereit, diese Bedenken zu vergessen. Ich war in der letzten Zeit zu häufig allein gewesen. Konnte man es mir da verdenken, dass ich es ernsthaft in Erwägung zog, mit Giovanni auf diese verdammte Party zu gehen? Wenn da nur nicht der Hass der anderen auf mich wäre.
»Oh. Soll das also ein Mitleidsdate sein?«, fragte ich etwas angesäuert und verbarg mein Gesicht hinter einem Schleier meiner Haare, weil ich spürte, wie ich rot anlief.
Giovanni lachte auf. »Du denkst, ich würde dich aus Mitleid einladen? Das ist es nicht. Ich mag dich wirklich. Kann es sein, dass du nicht mit mir zusammen sein möchtest?«
Giovanni legte eine Hand unter mein Kinn und hob mein Gesicht an. Mein Kopf drehte sich ganz automatisch weg von ihm. Wahrscheinlich wusste er, dass tomatenrot mir nicht
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