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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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mehr denn je klopfen. Und mir war klar, ich würde diese Entscheidung bereuen, aber ich konnte nicht anders. Mir reichte nur ein Blick auf unsere ineinander verschränkten Finger, um den letzten Funken Zweifel – und auch Verstand – zu löschen.
    »Okay«, piepste ich.
    »Super. Danke. Du wirst es nicht bedauern.«
    Oh. Da war ich mir sicher. Ich konnte schon vor mir sehen, wie mich die Blicke verfolgten, das Flüstern und die Gedanken. Vielleicht nicht die Gedanken, denn solange Giovanni in meiner Nähe war, würden mich die Gedanken der anderen nicht einholen. Plötzlich war ich mir sicher; mit Giovanni auf diese Party zu gehen, war eine gute Idee. So konnte ich Kate sagen, ich hätte mir ihren Rat, mehr unter die Leute zu gehen, zu Herzen genommen und wäre, was abfällige Gedanken betrifft, trotzdem auf der sicheren Seite. Und da war auch noch meine Mutter, die niemals zulassen würde, dass ich diese Party verpasste, weil sie es als meine Pflicht ansah, mich auf Gesellschaftlich wichtigen Veranstaltungen zu präsentieren.
    Nachdem Giovanni gegangen war, saß ich noch einige Zeit in der Küche. Mir war nicht nach Essen zumute, aber ich brauchte es, hier zu sitzen, wo ich mich Mariana so nahe fühlte. Ich wollte meine Gedanken und Gefühle ordnen. Ich verstand einfach nicht, warum Giovanni so viel daran lag, mit mir zusammen zu sein. Bisher hatte ich noch nie einen Freund, wenn man mal von Jason absah. Was nicht daran lag, dass ich kein Interesse gehabt hätte, sondern daran, dass Jungs keins an mir hatten. Nicht dass ich hässlich war. Das war ich wirklich nicht. Vielleicht lag es ja nur an meiner Vergangenheit. Vielleicht hatte Giovanni einfach noch nichts davon gehört. Oder aber es interessierte ihn einfach nicht. Viel wahrscheinlicher war jedoch, das Ermano recht hatte.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich Giovanni und Ermano miteinander verglich. Ermano, der ruhige und kühle Junge. Der, der mich mit Macht von sich zu stoßen schien und doch pflichtbewusst genug war, um mit mir für die Schulaufführung zu üben. Ermano, den etwas Geheimni svolles zu umgeben schien. Der mich anzog, mir irgendwie unter die Haut ging.
    Giovanni, der aus seinem Interesse an mir kein Geheimnis machte. Aus dem ich aber nicht wirklich schlau wurde. Irgendwie war ich mir sicher, dass da mehr dahinter steckte. Mehr, warum er sich für mich intere ssierte. Etwas, was unter der perfekten Fassade brodelte. Und doch fühlte ich mich auch von ihm angezogen. Von seinem Charme, der Art, wie er mir schmeichelte, wie er mir zeigte, dass ich ihm wichtig war.

    Als Ermano kam, hatte ich die Balkonszene schon in mehreren Versionen bei YouTube gesehen.
    Die Internetvideos reichten von hilfreich bis zu unbrauchbar, von Mitschnitten großer Theateraufführungen bis hin zu experimenteller Heimarbeit. Einige wenige hatte ich mir unter die Favoriten gelegt, um sie Ermano zu zeigen. Es sollte wenigstens so wirken, als würde ich mich bemühen. Ermano hatte den Eindruck gemacht, dass er nicht das erste Mal aus Romeo und Julia vortrug und ihm unsere Aufgabe wichtig war.
    Er machte es sich auf der Wolldecke bequem, die ich auf dem Boden vor dem Kamin ausgebreitet hatte.
    »Pferde?«, fragte er mit einem zweifelnden Blick auf meine Decke.
    »Ja«, sagte ich schnippisch.
    Mariana hatte mir diese Decke geschenkt, als ich von der Juniorhigh auf die Highschool gewechselt war. Auch wenn ich dem Pferdemotiv vielleicht schon entwachsen war, das allein war Grund genug, dass die Decke dieses Zimmer nicht verlassen würde.
    Ich führte Ermano meine ausgesuchten Videos auf dem Laptop vor. Nachdem er drei gesehen hatte, klappte er einfach den Monitor nach unten und nahm mir den Laptop aus der Hand.
    »Ich denke, wir finden unsere eigenen Möglichkeiten, aus dieser Szene etwas zu machen, das es wert ist, vor Publikum aufgeführt zu werden.»
    »Wenn du meinst«, knurrte ich enttäuscht. »Aber du musst gestehen, das Video, in dem Julia Romeo eine Abfuhr erteilt und mit der Wärterin im Bett landet, hat etwas.«
    Ermano setzte ein künstliches Lächeln auf und überging meinen Kommentar. »Um die Julia richtig spielen zu können, musst du Julia verstehen. Dazu musst du die Zeit, in der sie gelebt hat, verstehen«, sagte Ermano ernst.
    Ich rollte die Augen und befürchtete, dass jetzt ein langer Vortrag über längst vergessene Anstandsregeln kommen würde. »Ich finde, du nimmst die Sache viel zu wichtig, das soll keine richtige Schulaufführung werden, weißt du? Und

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