Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
Vom Netzwerk:
unserer Gemeinde ist es deine Pflicht, an Veranstaltungen der High Society teilzunehmen. Du wirst dich dort sehen lassen.«
    Ob ich ihr sagen sollte, mit wem ich vorhatte dort hinzugehen? Natürlich hatte ich Giovanni längst zugesagt, aber ich genoss es auch, meine unterkühlte Mutter zu ärgern. Und nichts ärgerte sie mehr, als wenn der Ruf der Familie in Gefahr geriet.
    Wütend schleppte ich mich auf mein Zimmer und ließ mich auf das Bett fallen. Was bildete meine Mutter sich ein, mir den Umgang mit Ermano zu verbieten und mir noch nicht einmal einen Grund dafür zu nennen? Ich war kein kleines Kind mehr. Und bisher hatten meine Eltern es auch nie für nötig gehalten, mich zu erziehen. Meine Eltern hatten in den letzten Jahren schlichtweg nicht an meinem Leben teilgenommen. Warum sollten sie gerade jetzt damit anfangen wollen?
    Ich betrachtete das schöne Kleid, das über mir schwebte wie ein Geist aus einer anderen Zeit, und musste schmunzeln, als mir bewusst wurde, dass Ermano manchmal genauso war wie dieses Kleid – aus einer anderen Zeit. Die Art, wie er sich bewegte und wie er sprach, hatte etwas Aristokratisches. In gewisser Weise war auch Giovanni so – nur ohne aristokratisch.
    Ich dachte an das, was gerade passiert war. Ermano hatte sich plötzlich versteift und war aus dem Haus gestürmt. Es war fast, als hätte er gespürt, dass meine Mutter kam – als wollte er vermeiden, dass sie ihn sah. Und meine Mutter; sie hatte genau so reagiert, wie er es wohl erwartet hatte. Warum? Ich verstand es nicht. Meine Mutter hatte die Familie erwähnt. Also ging es hier nicht nur um Ermano. Es musste etwas mit der ganzen Familie Visconti zu tun haben. Egal was es war, ich würde mir nicht verbieten lassen, mit den beiden zusammen zu sein. Nicht jetzt und auch nicht irgendwann.
    In der Nacht schlief ich sehr unruhig. Immer wieder wurde ich von dem Bild eines Monsters aus dem Schlaf gerissen. Ich trug das tannengrüne Kleid und rannte durch die Straßen einer Stadt, die ich nicht kannte. Die Häuser schienen aus einer vergangenen Epoche zu sein; Häuser mit Säulen und runden Fenstern mit bunten Dächern. Manche Häuser waren rund gebaut, andere hatten hohe Türme. Es war Nacht und in den Straßenlaternen brannten kleine Gasflammen. Alles war ruhig. Kein Mensch sonst bewegte sich durch die Straßen.
    In der Ferne hörte ich einen Hund bellen. Ein Geräusch, das meinen Verfolger kurz innehalten ließ. Ein tiefes Knurren entkam seiner Kehle, bevor er sich weiter daran machte, sich an meine Fersen zu heften. Fersen, an denen ich nicht einmal Schuhe trug. Doch meine Füße mussten es gewohnt sein, ohne Schuhwerk zu laufen, denn sie bewegten sich ohne zu zögern über den stein igen Untergrund. Es stank nach Abfall, die ganze Luft war durchdrungen von diesem Geruch. Doch auch das störte mich nicht, denn auch das war etwas, was ich gut zu kennen schien.
    Hinter mir konnte ich hören, wie das Monster schnaubend immer näher kam. Kein Geräusch wurde erzeugt, wenn seine großen Pranken auf dem Boden aufkamen. Völlig lautlos bewegte es sich durch die Straßen. Nur hin und wieder drang ein Schnauben aus seiner großen Schnauze.
    Ich musste mich zwingen, mich nicht nach dem Ungetüm umzublicken, den Kopf stur nach vorne gerichtet zu halten. Denn sich nach hinten umzublicken, hieß nicht nur unbeabsichtigt das Tempo zu verlangsamen, sondern es hieß auch, diesem Monster in die bernsteingelben, hungrigen Augen zu blicken.

5 . Kapitel

    »Mythen und Legenden«, sagte Mrs. Walsh. »Wie viel Wahrheit steckt in diesen Geschichten? Steckt überhaupt etwas darin, was real sein könnte?« Mrs. Walsh stand vor dem Tisch der Italiener mit hochgezogenen Augenbrauen, die Hände in den Kitteltaschen, wie sie es i mmer tat. »Was denkst du, Ermano?«
    Ermano zuckte mit den Schultern. »Das kommt wohl auf die Legende an.«
    »Nenn mir eine, von der du glaubst, dass sie wahr sein könnte«, sagte sie.
    »Nessie«, kam die prompte Antwort von Giovanni.
    »Nessie? Hast du sie gesehen?« Mrs. Walsh lehnte sich an ihren Schreibtisch und wartete sichtlich erfreut.
    »Nein, aber es gibt viele Zeugen«, sagte Giovanni.
    »Demnach wäre Nessie jetzt wie alt? Ungefähr tausendfünfhundert Jahre? Nessies erste verbriefte Sichtung war im Jahre 565«, sagte sie schmunzelnd. Giovanni hatte ihr unfreiwillig etwas geliefert, das ihn zu ihrem neuesten Opfer machte.
    »Womit wir bei der nächsten Legende wären; Unsterblichkeit. Ich habe gehört, die soll

Weitere Kostenlose Bücher