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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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reden?«
    Ermano zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich, weil du es dann nicht mehr willst.«
    Ich schwieg und dachte über das nach, was Ermano gesagt hatte. Anders. Inwiefern anders? Unsere Gabe? Und noch andere in Silence? Wer noch? Ich kannte niemanden, der auch Gedankenlesen konnte. Außer vielleicht Mrs. Walsh. Aber da war ich mir nicht sicher. Wenn es noch andere außer den Brüdern und mir gab, sollte ich es dann nicht auch mitbekommen haben? Schließlich konnte ich ja in die Köpfe von fast jedem hier reinschauen.
    »Wie wäre es, wenn wir nach dem Unterricht einfach hier bleiben würden, dann könnten wir hier üben, wo deine Mutter uns sicher nicht begegnen wird«, unterbrach Ermano meine Überlegungen.
    Hast du Angst vor meiner Mutter? , sagte ich in Ermanos Kopf. Eigentlich wäre das etwas, worüber ich geschmunzelt hätte, wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, dass das, was dahinter steckte, ernst war.
    Ermano grinste und seine Grübchen kamen zum Vorschein.
    »Wenn ich ehrlich sein soll … ja.«
    Nachdem Ermano mich überzeugt hatte, dass es Julia keinen Abbruch täte, ihren Text auswendig zu können, und er mir versprochen hatte, dass er mir notfalls als Souffleuse beiseite stehen werde, half er mir jetzt, meinen Part auswendig zu lernen.
    »Warum ist dir das hier so wichtig?«, fragte ich. Ich begann zu verstehen, warum Mrs. Walsh der Meinung war, die Neuen würden meinen schulischen Leistungen den benötigten Auftrieb verleihen. Ihre Zeugnisse mussten wirklich herausragend sein, wenn sie das Lernen mit solchem Ernst betrachteten. Ermano saß neben mir auf einem der Tische im Klassenraum und ließ die Füße baumeln.
    »Ich weiß nicht. Zu Beginn war es mir gar nicht so wichtig. Ich sah das nur als Chance, dich von Giovanni oder Giovanni von dir fernzuhalten.«
    »Und warum war dir das so wichtig? Ich meine, du konntest mich zu Anfang nicht einmal leiden. Und von Michelle scheinst du ihn nicht fernhalten zu wollen.« Ich wagte nicht, Ermano anzublicken, deswegen senkte ich den Blick und ließ meine Haare vor mein Gesicht fallen.
    »Das kann ich immer noch nicht.« Ermano lachte und ich boxte ihm in die Seite. »Das mit Michelle hat andere Gründe. Er will gar nichts von ihr. Zumindest nichts in der Art.« Ermano wackelte mit den Augenbrauen.
    »In welcher Art dann?«, fragte ich etwas angesäuert, weil Ermano sich so kryptisch ausdrückte.
    Er zuckte nur mit den Schultern. »Frag ihn.«
    Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander. Keiner wagte es, den anderen anzusehen, bis mein Magen unüberhörbar knurrte.
    »Was hältst du von Essen?« Ermano rutschte von der Tischplatte und schaute mich erwartungsvoll an.
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich würde ja was für dich kochen, aber da unsere Küche etwas spärlich ist und wir zu dir auch nicht können, bleibt nur noch das Diner.« Ermano grinste mich an und strich sich eine schwarze Locke aus dem Gesicht.
    »Im Diner sind wir auch nicht unsichtbar.«
    Ich hatte keine Lust auf eine Szene meiner Eltern, wenn sie mich dort mit Ermano sitzen sehen würden. Aber ich hatte auch keine Lust zuzulassen, dass meine Eltern mir vorschrieben, mit wem ich zusammen war. »Also gut.«
    Ermano lachte. Ich hoffe, ich bin nicht nur Zweck zur Rache an deinen Eltern.
    »Hör auf in meinen Kopf einzudringen«, zischte ich, musste aber auch lachen.

    »Wie funktioniert das mit dem Schutzschild?« Wir saßen im Diner, in der hintersten Ecke, wo wir zwar jeden sehen konnten, der hereinkam, uns aber niemand entd ecken konnte.
    Diner war ein schlechter Name für das hier. Das Essen entsprach zwar zum großen Teil dem, was man in Amerika unter Fast Food verstand, die Einrichtung erinnerte aber eher an ein französisches Café. Es gab kleine abgeschottete Nischen mit runden Bistrotischen und zwei bis vier Stühlen. An den Wänden hingen Gemälde und Fotografien vom Eiffelturm, Versailles, der Seine und Notre Dame.
    Ich genoss meinen doppelten Burger mit Pommes nicht ohne schlechtes Gewissen. Aber mein Appetit war in den letzten Tagen noch gestiegen. Die Diät hatte ich mittlerweile verworfen, da der Hunger mir zu sehr zu schaffen machte. Ich hatte die Vermutung, dass ich im Wachstum war, oder es war ein Bandwurm. Aber bei einem Bandwurm verliert man ja Gewicht und nimmt nicht unaufhörlich zu. Ich hatte einstweilen die Waage aus meinem Bad verbannt. Das würde reichen müssen. Vielleicht hatte ich auch einfach nur das Essen zum Seelentröster gemacht.
    »Was meinst du?«

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