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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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widerspiegelte wie tausend funkelnde Diamanten. Als wäre der Himmel mit all seinen Sternen auf die Erde gefallen, glitzerte das Licht von unzähligen Straßenlaternen und Lichterketten auf der schwarzen Wasseroberfläche.
    Da war aber auch ein anderes etwas unheimliches Gefühl. Hervorgerufen durch die zumeist flach wirkenden aber hohen Häuser, die über dem Kanal aufragten wie drohende Wächter.
    Riesige Würfel, aus denen bogenförmige Fenster herausgeschnitten worden waren, nur hin und wieder ein Balkon, der es wagte, aus der spiegelglatten Fläche herauszuragen. Haus an Haus reihte sich wie bei einer Perlenkette. Vor den Gebäuden ragte ein Wald aus Holzpfählen aus dem Wasser, an denen Ruderboote als auch größere Segelboote festgemacht waren.
    Nach nur wenigen Minuten legte auch unser Boot vor einem dieser quaderförmigen Riesen an. Dante hob mich aus dem Boot auf einen schmalen Holzsteg, der direkt zur Eingangstür des Hauses führte. In mir machte sich ein deutlich beengtes Gefühl breit. Wie konnten die Venezianer so leben? Umschlossen von Wasser, kaum die Möglichkeit, sich auf den eigenen Füßen zu bewegen?
    Vorsichtig schwankte ich auf die Tür zu. Eine ältere Dame in Hausmädchenuniform öffnete die Tür. Mit ihrem silbernen Haar, welches sie in einem straffen Dutt zurückgebunden hatte, und dem freundlichem Lächeln im faltigen Gesicht sah sie aus wie die Großmutter, die ich nie hatte, aber immer wollte. Stürmisch griff sie nach meiner Hand und zog mich in das Haus.
    »Wir haben dich schon erwartet, Mädchen«, sagte sie im Plauderton. »Du bist bestimmt hungrig. Ich habe eine leckere Panettone gebacken, Lasagne gekocht und eine Espressocreme auf Kirschen gemacht. Ich habe ja nur so selten die Gelegenheit für jemanden zu kochen. Aber der Herr meinte, es soll dir an nichts fehlen.«
    Dante lachte hinter mir lauthals. »Isabella, lass dem Mädchen Zeit.« Mit meiner Reisetasche in der Hand stapfte er an uns vorbei eine gewundene Treppe hinauf.
    »Entschuldige, meine Kleine. Aber ich bin so aufgeregt, seit der Herr gesagt hat, dass uns ein junges Mädchen besuchen kommt. Du bist Amerikanerin, nicht wahr? Der Herr hat dir ein Zimmer im ersten Obergeschoss herrichten lassen, das gleich neben meinem liegt. Er wünscht, dass ich dir jeglichen Wunsch von den Augen ablese. Eine solche Aufmerksamkeit kommt nur wenigen Gästen zugute.«
    Die Haushälterin beherrschte die englische Sprache gut und ihr italienischer Akzent mit dem scharfen S gab dem, was sie sagte, einen exotischen Wohlklang. Isabella musterte mich einige Augenblicke aufmerksam, dann hakte sie sich bei mir unter und dirigierte mich auf die Treppe zu.
    Die Treppe war nicht so breit, wie man es von einem Haus dieser Größe erwartet hätte, und zog sich wie eine Spirale in die nächste Etage. Die einzelnen Stufen waren mit einem burgunderfarbenen Teppich ausgelegt und knarrten unter unseren Schritten. Hilfe suchend sah ich mich nach meinen beiden Begleitern um, die noch immer mit ihren Taschen bepackt im Eingangsbereich standen, der groß genug war, um die Bibliothek meines Vaters aufzunehmen. Zwei große weiße Statuen von unbekleideten Frauen waren die einzigen Einrichtungsgegenstände in diesem Raum. Sie standen auf Sockeln, die aussahen wie die Säulen der Akropolis in Athen.
    Auf halber Treppenhöhe kam Dante uns wieder entgegen.
    »Mach dir keine Sorgen um deinen Freund. Ich zeige deinen Begleitern gleich ihre Zimmer. Dann habt ihr etwas Zeit euch auszuruhen. Der Herr kommt erst am Morgen wieder nach Hause. Seine nächtlichen Touren lässt er sich durch nichts und niemanden nehmen.«
    Dante war so breit, dass wir auch einzeln keine Chance hatten, an ihm vorbei zu kommen. Er grinste mich frech an und senkte seinen Kopf an mein Ohr.
    »Natürlich könnte ich dir auch zeigen, wo man sich um diese Uhrzeit in Venedig vergnügt.«
    Als er sich wieder aufrichtete, huschte sein Blick kurz zu Giovanni, dann wieder zu mir. Schließlich trat er beiseite, um uns vorbeizulassen.
    Das Erste, was mir in meinem Zimmer in die Augen sprang, war das riesige antike Eichenholzbett. Es war groß genug für eine ganze Familie. Als Nächstes entdeckte ich die dicken Balken, die die niedrige Decke dominierten.
    Isabella ging zielstrebig auf einen breiten Bauernschrank zu, der mindestens genauso alt war wie das Bett. Auf dem schwarzen Untergrund konnte man noch schwach bunte Blumen ausmachen, die dem Schrank vielleicht irgendwann einmal seinen jetzt düsteren

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