Silent Control | Thriller

Systems gelungen. Nach dem Experiment mit Torben Arnström hatte das parallel arbeitende Team Clarks sich darauf geeinigt, die Strahlung des lokalen Verstärkers zu reduzieren, sodass sie nicht mehr als Irritation spürbar war. Die Dosis reichte jedoch, um jede Person zu manipulieren, die sich in einem geschlossenen Raum mit diesem Gerät befand.
    Clark war so versunken in die Datensätze, dass das Klingeln des Telefons ihn zusammenzucken ließ. Er sah auf die Uhr, es war kurz vor Mitternacht. Am Apparat war einer der Agenten, der mit der Vorbereitung der Operation für das G20-Treffen in Davos beschäftigt war. »Na endlich, Richards. Hat unser Mann vom Secret Service alles bekommen?«
    »Ja, Sir, eine Stunde lang bricht hier wie geplant die Kommunikation zusammen.«
    Das wird reichen, dachte Clark zufrieden, in dieser Stunde wird der Vizepräsident Fakten schaffen und den Notstand zunächst in New York ausrufen und, so alles nach Plan lief, dann auf das ganze Land ausweiten.
    Er lehnte sich auf seinem Bürostuhl zurück.
    »Behalten Sie alles im Auge. Und sollte es Zeugen geben, wissen Sie, was zu tun ist!«
    »Keine Sorge, wir sind uns unserer Verantwortung bewusst«, kam es erwartungsgemäß aus dem Hörer zurück.
    Der CIA-Direktor hatte mittlerweile alle üblichen Vorschriften gelockert und für den Notfall Schießbefehle erteilt. Um nichts wollte er seine Aktion mehr gefährdet wissen. Dafür war er bereit, über Leichen zu gehen.
    »Wir beginnen in Kürze in New York und Washington mit dem Einsatz«, informierte er den Mitarbeiter. »Ich unterrichte den Vizepräsidenten und den Justizminister. Sie sorgen dafür, dass der Präsident nur die abgesprochenen Informationen bekommt, bevor wir starten.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, wurde ihm, dem alten Kämpfer, doch etwas flau im Magen. In den letzten Tagen hatte er kaum Zeit zum Schlafen gefunden und wenig gegessen.
    Doch das war es weniger, was ihm einen kurzen Moment der Schwäche bescherte. Die Entscheidungen waren getroffen, es gab kein Zurück mehr, das wurde ihm jetzt in aller Deutlichkeit bewusst. Fragte sich nur, ob sein Plan aufging. Immerhin reichten die aktuellen Modifikationen, um Ausfälle wie bei Torben Arnström auszuschließen. Die bewusst übertriebene Darstellung der aktuellen Sicherheitslage würde für die richtige Einstellung sorgen, so hatte Clark es kalkuliert. Dennoch ging er ein hohes Risiko ein. Es musste absolut verlässlich sein, dass der Präsident von der Kommunikation abgeschnitten bleiben würde, bis die geschaffenen Fakten unumstößlich waren.
    Während er immer wieder seine Taktik durchging, fiel sein Blick auf das kleine schwarze Lederetui auf seinem Schreibtisch. Beinahe wehmütig griff er danach und öffnete es. Über dem Fach mit der Identity Card des CIA steckte, von Plastikfolie geschützt, das Foto seiner Frau und seiner Tochter. Drei Wochen war es her, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. Ich hoffe, dass alles schnell vorbeigeht, Luisa, dachte er. Aber noch mehr hoffe ich, du erfährst nie, was ich hier tue.
    Die aktuellen Nachrichten, die leise im Hintergrund liefen, beendeten die kurze Erinnerung daran, dass er nicht nur Amtsträger war, sondern auch Ehemann und Vater. Mit angehaltenem Atem betrachtete er die aktuellen Bilder von gewaltigen Demonstrationen in aller Welt, die zusehends eskalierten. Erst als die Bilder nach New York ins UNO-Hauptquartier wechselten, griff Clark zur Fernbedienung und stellte den Fernseher lauter.
    … ermahnte der UNO-Generalsekretär die Regierungen in Deutschland, Frankreich und Russland, besonnen auf die unerwartete Radikalisierung der Widerstandsbewegung Occupy zu reagieren. Es müsse alles dafür getan werden, die Gewalt nicht weiter anzuheizen. Nun sei es Aufgabe der Regierungschefs, auf dem G20-Gipfel für weitreichende Reformen zu sorgen. Nur wenn die Ursachen der Unruhen bekämpft würden, sei die Rückkehr zur Normalität möglich. Besonders die westlichen Demokratien seien aufgefordert, in dieser Krise standhaft an ihren Prinzipien festzuhalten. Die Lage  …
    Clark stellte den Fernseher ab. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Funken von Unsicherheit über sein Gesicht. Auf einmal meldeten sich Skrupel, die er in den vorhergehenden Tagen verdrängt hatte. Doch als er die Männer kommen sah, die er vor dem Start der Operation Silent Control auf Linie bringen musste, machte er sich kerzengerade in seinem Sessel. Jetzt musste er überzeugen. Zweifel konnte er sich