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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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Masse hatte ihn verschluckt.
    Nova kniff ihn in den Arm. Mit dem Zeigefinger deutete sie auf zwei kleine Flugkörper, die etwa drei Meter über ihnen schwebten. Sie waren mit Scheinwerfern bestückt, die die Menge ausleuchteten.
    »Was ist das? Wieso leuchten die?« Kilian zog seinen Kopf ein.
    »Keine Angst, die schießen nicht. Das sind Drohnen, die filmen uns. Ich hab solche Dinger schon mal auf einer Demo in Kopenhagen gesehen.«
    Blitzartig setzten sie wieder ihre Masken auf und schoben sich geduckt in Richtung Gehsteig. Während sie Schulter an Schulter vorwärtshasteten, sah Nova plötzlich eine pinkfarbene Wollmütze.
    Der Jugendliche hatte den Mund weit aufgerissen und starrte fassungslos auf die Drohnen, während die wogende Menge ihn fast umriss. Schüsse fielen irgendwo. Immer mehr Menschen versuchten, vor dem Polizeiaufgebot und den Soldaten zu fliehen.
    »Hey, Pink Panther, wo können wir uns verstecken?«, brüllte Nova.
    »In der Trinity Church. Die ist heute Nacht für uns geöffnet. Schnell!«
    Mit eingezogenen Köpfen wühlten sie sich durch die Menge in Richtung Rector Street. Kurz bevor sie den Broadway erreichten, rempelte ein Polizist Nova zu Boden. Er hatte seinen Gummiknüppel schon erhoben, als Danny dazwischenging.
    »Nova!« Kilian stürzte herbei.
    »Du Arschloch, dir werd ich’s geben!« Danny zog eine Dose Pfefferspray aus seiner Tasche und warf sich auf den Beamten. »Da, du Mistkerl.«
    Der Polizist ließ seinen Gummiknüppel fallen, um sein Gesicht zu schützen. Doch Danny war schneller, er verpasste ihm eine volle Ladung des ätzenden Sprays. Taumelnd wich der Ordnungshüter zurück. Die drei rannten weiter.
    Außer Atem erreichten sie die schwarzen, verschnörkelten Metallgitter, die den Vorplatz der Kirche von der Straße trennten. Kilian drückte das Tor mit seinem Körpergewicht auf.
    Als sie die Stufen zur verglasten Kirchentür hochhasteten, dröhnte über Lautsprecher eine Ansage durch die Straßen. Unwillkürlich blieben sie stehen.
    »Hier spricht General Dover von der Nationalgarde. Mit der Inkraftsetzung des Kriegsrechts durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten verhänge ich für den gesamten Bundesstaat New York den Ausnahmezustand sowie eine Ausgangssperre. Alle Teilnehmer der verbotenen Demonstrationen werden nun einer Kontrolle unterzogen. Sollten Sie den Anweisungen des Militärs nicht Folge leisten, wird von der Schusswaffe Gebrauch gemacht.«
    »Die Schweine«, schnaubte Nova. »Die wollen Krieg? Dann bekommen sie Krieg!«
    »Ach, und wie? Mit Fäusten und Pfefferspray?«, höhnte Kilian.
    Der junge Farbige zog sich die Wollmütze vom Kopf. »Kommt erst mal mit rein. Surprise, surprise!«
    Mit beiden Händen drückte er die Klinke der schweren Eisentür hinunter und schob sie auf. Es war, wie in ein anderes Zeitalter zu treten. Der Pfarrer verließ gerade gemessenen Schrittes den Altar und wandte sich den Menschen zu, als würde er versuchen, ihre Angst aufzufangen. Die Luft war stickig und von Weihrauch und dem Geruch brennender Kerzen erfüllt. Die Menschen redeten leise miteinander, weiter vorn waren Schluchzer zu hören. Jeder freie Platz auf dem Boden war belagert. Wieder öffnete sich die Tür, und weitere Demonstranten strömten in die Kirche, die schon jetzt zum Bersten gefüllt war.
    Diese Kirche hat Symbolkraft, dachte Kilian. Eingeklemmt und winzig zwischen den Wolkenkratzern, trotz ihres beinahe hundert Meter hohen Turms, strahlte sie die Würde einer heileren Zeit aus.
    Danny zog Kilian und Nova weiter mit sich. Was sie nun sahen, ließ sie an ihrer Wahrnehmung zweifeln. Da saßen mindestens ein Dutzend Typen mit Laptops und Festplatten, die untereinander mit Kabeln und Handys verbunden waren, und droschen wie in Trance auf die Tastaturen ein. Inmitten dieser Arche hatte sich die ganz alte Welt mit der neuen virtuellen verbunden!
    »Hammer«, sagte Nova andächtig.
    »Normalerweise ist die Kirche zu, wenn Demos laufen«, erklärte Danny. »Aber der Bischof ist einer von uns. Voll der Occupy-Mann. Der hat sogar schon mal ein paar Anonymous versteckt. Sie hacken das Netz frei.«
    »Genial!« Nova war Feuer und Flamme.
    Kilian wirkte weniger begeistert. »Das sind nur die BGP-Router. Sie sind wieder aktiv. Aber damit das Ganze wieder funktioniert, müssten die Provider jetzt die Zugänge wieder freigeben – entgegen der staatlichen Anordnung natürlich.«
    Nova schob seinen Einwand beiseite. »Wenn die jetzt Krieg gegen ihr eigenes Volk führen,

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