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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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im Sinn! Ich habe nur mit ihm geredet, das ist alles!« Er rannte zum Ende des Korridors und riss das Laken fort. Das Fenster führte zur Straße hinaus, aber die lag mindestens drei Stockwerke unter ihm. Diesen Sprung hätte er nie schaffen können, ohne sich die Beine zu brechen. Aber unten musste doch irgendjemand sein, ein Angestellter vielleicht oder der Gastwirt. Er brüllte um Hilfe, aber er erhielt keine Antwort.
    Die drei kleinen Gestalten hatten nun schon den halben Korridor hinter sich gebracht. George versuchte es mit einer der Türen, doch sie war verschlossen. Er probierte eine andere, aber auch die ließ sich nicht öffnen.
    Dann erinnerte er sich – die Tür . Silenus hatte ihm gesagt, seine Bürotür würde ihm in einem Notfall erscheinen. Aber wie sollte er sie herholen? Harry hatte ihm nie erzählt, was er tun musste. Er war einfach immer von Tür zu Tür gegangen, hatte sie angesehen …
    Von Tür zu Tür, dachte George verzagt. Vielleicht rief er sie auf diese Weise. Aber wenn George nun das Gleiche täte, würde er geradewegs auf die drei kleinen Gestalten zugehen.
    Er schluckte, sammelte sich. Das war seine einzige Chance.
    Er ging von Tür zu Tür, inspizierte jede einzelne, versuchte, Silenus’ Bewegungen im Geiste nachzuvollziehen.
    »Es kommt zu uns, ja, ja« , flüsterte die Stimme.
    »Es ergibt sich uns, ja.«
    Mit wackeligen Beinen ging George zur gegenüberliegenden Tür und untersuchte sie. Immer noch nichts.
    Die kleinen Gestalten waren nun keine vier Meter mehr von ihm entfernt. Er konnte ihre winzigen, lackierten Augen in dem Licht schimmern sehen, das durch das Fenster fiel. Ihre Bewegungen waren so menschlich, man hätte sie für echte Kinder halten können, gekleidet in kunterbunte Lumpen, die den Korridor hinunterwatschelten, um ein lustiges Geheimnis zu offenbaren.
    Er wandte sich der nächsten Tür auf der anderen Seite zu, und als er das tat, fühlte er, wie sich etwas unter seinen Füßen bewegte: Es war, als stünde er auf einem sehr kleinen Boot und auf der anderen Seite hätte sich eine sehr große Person vom Bug zum Heck bewegt und das Boot aus dem Gleichgewicht gebracht.
    George drehte sich um. Die große, schwarze Tür ragte direkt vor ihm auf.
    »Was?« , fragten die Stimmen. »Was ist das?«
    Ehe sie Gelegenheit bekamen, zu begreifen, was los war, stürzte George zu der Tür und griff nach der Klinke. Alle Schlösser auf der Seite sprangen auf, als hätte die Tür ihn erwartet. Er riss sie auf, stürmte hinein und knallte sie gerade in dem Moment zu, in dem ein durchdringender Schrei durch den Korridor gellte.
    »Nein, nein!« , schrien die Stimmen auf der anderen Seite der Tür. »Nein, nein! Darf nicht entkommen, wird nicht entkommen! Lassen dich nicht, nein!«
    Etwas scharrte im unteren Bereich an dem Holz auf der anderen Seite der Tür. Dann erbebte sie, als hätte sie einen heftigen Schlag erhalten, viel stärker, als ihn so kleine Gestalten je würden austeilen können.
    »Lass uns rein, lass uns rein« , ertönte eine Stimme durch den Türspalt am Boden.
    »Das werde ich nicht tun«, erwiderte George. »Und viel Glück beim Einbrechen. Mein Vater hat diese Tür gemacht, sie lässt sich nicht aufbrechen.«
    Weiteres Scharren und Kratzen. Dann noch ein kräftiger Schlag. Dann herrschte Stille.
    »Wir müssen nur warten, ja, genau« , sagte gleich darauf eine Stimme. »Warten, warten.«
    »Wartet, so lange ihr wollt!«, sagte George. »Ich werde nie rauskommen. Nicht, solange ihr da draußen seid. Und wenn mein Vater zurückkommt …«
    »Wir warten nicht auf dich. Wir warten auf das Mädchen.«
    George starrte die Tür an. »Was?«
    »Wir werden auf das Mädchen warten, ja. Das kleine, farbige Mädchen. Du starrst sie an, ja, ja. Wir haben es gesehen. Wir können uns verstecken und warten. Warten auf sie. Und sie wird gar nicht wissen, dass wir da sind …«
    »Nein!«, rief George. »Nein, das könnt ihr nicht tun!«
    »Schneiden ihr die Hände ab, schneiden ihr die Füße ab« , sagte die Stimme.
    »Verbrennen ihr die Haut, den Rücken, das Gesicht.«
    »Wir werden sie vernichten, ja. Zerbrechen, ja, ja.«
    »Nein!«, rief George erneut. »Hört auf damit! Das werde ich nicht zulassen!«
    »Du kannst uns nicht aufhalten. Nicht von der anderen Seite der Tür aus.«
    »Aber wenn du aufmachst und uns reinlässt …«
    George sah sich in dem Zimmer nach etwas Brauchbarem um. Da war nichts außer dem Galgenholz, und er glaubte nicht, dass er damit viel würde

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