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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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über Colette und darüber, was Silenus mit ihr getan hatte. Aber vor allem wollte er ihm die Wahrheit über ihre Reisen erzählen und dass sie im Grunde ihre Bestimmung verraten hatten. Aber dann erinnerte sich George an die Nacht auf dem Dach außerhalb von Chicago, und er fühlte sich verlegen und unbehaglich, also machte er kehrt und ging allein in sein Zimmer.
    Der Raum war opulent und hielt luxuriöse Nachtgewänder und andere bequeme Bekleidung für ihn bereit. Zum ersten Mal seit Februar stand ihm fließend heißes Wasser zur Verfügung. Allerdings war er zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um es zu genießen. Als er sein Bad beendet hatte, wartete er noch eine halbe Stunde. Dann schlüpfte er zur Tür hinaus, um in der zweiten Nacht in Folge durch die Korridore zu streifen.
    Als er Colettes Tür erreicht hatte, klopfte er. Sie öffnete und war sichtlich überrascht. »George?«
    Er hielt einen Finger an die Lippen und trat ein. Sie starrte ihn an und schloss die Tür hinter ihm. »Was machst du hier?«, fragte sie. »Du kannst hier nicht so umherwandern! Stell dir nur vor, diese verdammten Irren hätten dich erwischt!«
    »Ich musste herkommen, um dir etwas zu sagen«, sagte er.
    »Also, um Himmels willen, worum geht es?«
    Er leckte sich die Lippen, atmete einmal tief durch und sagte: »I-ich wollte dir sagen, dass ich es weiß.«
    »Dass du es weißt?«, fragte sie. »Was?«
    »Ich weiß, was Harry … ich weiß, wozu er dich bringt, Colette.«
    Ihre Augen wurden schmaler. »Mich bringt? Wovon sprichst du?«
    »Ich weiß, dass er … dich besucht. Dinge von dir verlangt, dafür, dass er dich in der Truppe behält. Und ich wollte dir sagen, dass ich dir helfen werde, Colette. Ich werde eine Möglichkeit finden, ihm Einhalt zu gebieten.«
    Für einen Moment schwieg sie. »Oh Gott«, sagte sie dann und setzte sich auf das Bett.
    »Keine Sorge«, sagte er voller Ernst. »Ich sorge dafür, dass niemand dir wehtut. Ich bringe alles in Ordnung.«
    »George …«
    »Ich lasse mir etwas einfallen, rede mit jemandem, und wir können …«
    »Wirst du jetzt die Klappe halten!«, fuhr Colette ihn an.
    George verstummte erschrocken. Das war weit entfernt von der Scham und der Dankbarkeit, die er erwartet hatte.
    »Warum musst du nur so sein, George?«, fragte sie. »Warum musst du dich in Dinge einmischen, die dich nichts angehen? Ich weiß, du willst etwas von mir, aber ich bin nicht … nicht interessiert daran, und ich dachte, das hätte ich dir unmissverständlich gesagt.«
    »Er benutzt dich«, beharrte George. »Er hat dich reingelegt, irgendwie, so wie er alle reinlegt …«
    »Reingelegt?«, wiederholte sie. »Reingelegt! Was denkst du, dass ich bin, George? Irgendein Schwächling, der sich an jemand anderen dranhängt, der mächtiger ist? Irgendein dummes, kleines Mädchen, das sich von einem älteren Mann hinters Licht führen lässt? Denkst du das wirklich von mir?«
    George schwieg. Verzagt erkannte er, dass er genau das gedacht hatte.
    »Verdammt«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Er ist nicht zu mir gekommen. Er hat mich nie zu etwas gezwungen. Ich bin zu ihm gegangen, George.«
    Er war so erschrocken über ihre Worte, er konnte nicht einmal atmen, aber sein Herz schlug einen wilden Trommelwirbel. »Was?«, fragte er.
    »Ich bin zu ihm gegangen. Es war meine Entscheidung. Ich wurde niemals hereingelegt. Ich wollte es so. Weil ich … weil ich ihn mag. Ich mag Harry, George. Begreifst du das?«
    »Das tust du nicht wirklich, oder? Du kannst doch nicht …«
    »Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass du das verstehst«, sagte sie. »Er ist dein Vater, und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie er auf andere wirkt. Aber ich … ich bewundere ihn seit dem Tag, an dem ich ihm das erste Mal begegnet bin.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, hielt sich selbst umfangen. Plötzlich fragte er sich, ob sie sich gerade eine frühere Umarmung oder Berührung vorstellte, und der Gedanke machte ihn krank.
    »Das … das ist nur eine List, ein Trick, Colette. Verstehst du das nicht?«, fragte er.
    »Nein«, sagte sie bestimmt. »Nicht ich bin die, die die Dinge nicht sieht. Du bist derjenige, der nur das sieht, was er sehen will.« Sie erhob sich. »Ich möchte, dass du gehst, George. Ich will mit dir nie wieder über dieses Thema reden müssen. Das hat gereicht. Hör auf, mich zu belästigen. Das Thema ist erledigt. In Ordnung?«
    Er suchte nach einer Entgegnung. Tausend poetische Gelübde

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