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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Zimmer?«
    Nach kurzem Nachdenken schrieb er: WIR HABEN ES IN DIESEM RAUM GELASSEN. DER WAR AUCH IN UNSEREM HOTEL IN PARMA.
    Nun war George zu verwirrt, um noch irgendetwas zu sagen, während Stanley sich an den Hut tippte und sich auf die Suche nach seinen Sachen machte.
    »Es ist besser, keine Fragen zu stellen, wenn man die Antworten nicht kennen möchte«, beschied ihm Colette.
    »Ich wollte niemanden verärgern«, sagte George.
    »Das hast du nicht. Stanley kann man nicht verärgern. Aber ich werde dir die goldene Regel bei uns verraten, George – sie lautet nicht ›Was du nicht willst, das man dir tu‹, sondern ›Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten‹.«
    »Verstehe«, sagte George. »Gilt das bei allen reisenden Ensembles?«
    »Da bin ich überfragt«, antwortete sie. »Dies ist das erste, mit dem ich je aufgetreten bin.«
    George fand es entmutigend zu hören, dass seine Fragen Ärger hervorrufen konnten. »Kopf hoch!«, ermunterte ihn Colette, die durch die Aussicht auf ein Bett erheblich besser gestimmt zu sein schien. Sie knuffte ihn in den Arm, was erstaunlich schmerzhaft war. »Das ist besser als auf der Straße.« Dann folgte sie den anderen hinaus auf den Korridor.
    George sah sich zu Silenus um, der sich dem Erkerfenster zugewandt hatte. »Wenn ich du wäre«, sagte der, »würde ich ihr gegenüber nicht erwähnen, dass du bezahlt wirst. Unser Budget ist so oder so recht knapp.«
    »Was hat es gekostet, dieses Zimmer zu mieten?«, fragte George.
    »Trotzdem hat sie recht«, fuhr Silenus fort, ohne auf seine Frage einzugehen. »Ich würde mich an deiner Stelle zuerst und vor allem um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.« Er legte die kurzen Beine auf dem Fenstersims ab. Dann trat er sich die Schuhe von den Füßen und zog sich mit dem Geschick eines Affen die Socken mit den Zehen aus. Als sie zu Boden fielen, sah George, dass seine Füße merkwürdig verfärbt waren: Die Fußsohlen schienen von einem verkohlten, rußigen Schwarz, so, als wäre der Mann einst meilenweit über glühende Kohlen gewandert.
    »Hast du noch etwas auf dem Herzen, Junge?«, fragte Silenus.
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann geh und schlaf ein bisschen. Du hast Zimmer acht.« Er warf ihm über die Schulter einen Schlüssel zu, der von Georges Bein abprallte. George hob ihn auf, sah sich noch einmal zu Silenus und seinen verbrannten Füßen um und ging hinaus auf den Gang. Hinter ihm schwang die Tür zu, obwohl er niemanden gesehen hatte, der sie hätte zuschlagen können.
    Georges Zimmer lag gleich neben dem von Kingsley, dessen Tür geschlossen war, aber George hörte den Professor mit jemandem reden, auch wenn er keine Worte ausmachen konnte. Er öffnete die Tür zu seinem eigenen Zimmer, ein kleiner Raum, abgesehen von einem Bett und einem Waschtisch unmöbliert, und legte sich hin. Er war extrem müde. Seit er Freightly verlassen hatte, hatte er nicht mehr richtig geschlafen. Bald wurden ihm die Augen schwer, doch als er sie schließen wollte, vernahm er das Gespräch aus dem Nebenraum, das von seinem Bett aus besser zu hören war.
    »… kommen wir dann raus aus der Dunkelheit, Vater?«, fragte eine tiefe Stimme mit Cockneyakzent.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Kingsleys Stimme. »Ich würde es mir wünschen, aber ich weiß es nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte eine andere Stimme, diese sprach mit einem New Yorker Akzent. »Du müsstest es wissen. Das ist es, was Väter ausmacht. Sie wissen Dinge.«
    »Ja, ich aber nicht«, sagte Kingsley. »Ich weiß es nicht.«
    »Es reicht einfach noch nicht, oder?«, fragte eine weibliche Südstaatenstimme. »Es braucht einfach mehr.«
    Lange herrschte Schweigen. Dann sagte Kingsley: »Vielleicht. Ja.«
    George wartete, doch ehe er noch etwas hörte, war er eingeschlafen.
    Offenbar war George sehr erschöpft gewesen, denn er verschlief den größten Teil des nächsten Tages. Erst am Nachmittag erwachte er, und als er sich gewaschen hatte, stolperte er den Gang hinunter, um Silenus zu suchen und ihn zu fragen, was er heute zu tun hatte. Doch Silenus’ Zimmer war nirgends zu finden. Die Wand zwischen Zimmer sechs und acht, in der sich die schwarze Tür befunden hatte, war glatt und ebenmäßig.
    Er ging hinunter und traf Colette im Hotelrestaurant, das zur Hälfte als Billardhalle diente. Sie trug ein schlichtes, praktisch aussehendes Kleid mit kurzen Ärmeln und bereitete sich gerade an einem der Billardtische auf einen Stoß vor, als George eintrat. »Ich hatte

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