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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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nicht mit Fremden.«
    »Gut«, nickte George.
    »Und was auch immer passiert«, fuhr Silenus fort, »falls du je wieder diese … diese Stille bemerkst, die du rund um unser Hotel gehört hast, dann lässt du alles stehen und liegen und kommst sofort zu mir.«
    »Verstanden«, sagte George. »Kann ich Ihnen noch eine Frage stellen, Harry?«
    »Denke schon.«
    George dachte nach und fragte: »Was genau sind Sie?«
    »Was ich bin?«
    »Ja. Sie sind kein Künstler, zumindest nicht nur. Ich habe Vaudevillekünstler schon vieles tun sehen, aber ich habe nie erlebt, dass einer ein Spiegelbild von einer Glasscheibe abzieht. Also, was sind Sie?«
    Silenus schmunzelte, lehnte sich in seinen Sitz zurück und zog sich den Zylinder über die Augen. »Du irrst dich, Junge. Ich bin nur ein Unterhaltungskünstler und liefere eine Show, die du noch nie zuvor gesehen hast.«

7
     
    COLETTE DE VERDICERE AUS DER
DYNASTIE DERER ZU ZAHAND,
PRINZESSIN DER KUSHSTEPPEN
     
    Viele Vaudevillekünstler hatten George erzählt, die Städte würden sich immer mehr ähneln, wenn man von Theater zu Theater reiste. Das Einzige, was zählte, so sagten sie, sei die Frage, wo das Hotel, das Theater und der Bahnhof waren. Er stellte fest, dass sie recht hatten, als Silenus den Schaffner lediglich um eine Wegbeschreibung zum Hotel und zum Theater bat, weiter nichts. Gemeinsam gingen sie, ein wenig angeschlagen und derangiert von den beengten Schlafwagenplätzen, zum Hotel.
    Hier fiel George keine außergewöhnliche Stille auf, also hatten die Männer in Grau sie vermutlich nicht aufgespürt. Sie gingen hinein, während Silenus den Eigentümer grollend für die Unterkunft bezahlte. Dann stiegen sie eine Treppe hinauf zu einem düsteren Korridor. Silenus ging gemächlich voran, während die anderen warteten – George fragte, worauf, und wurde prompt von Colette zum Schweigen gebracht.
    Er sah zu, wie Silenus von Zimmertür zu Zimmertür schritt und sie in Augenschein nahm. Er musterte die erste Tür auf der linken Seite, ging zu der gegenüberliegenden Tür rechts und dann, als er auch diese studiert hatte, wieder auf die andere Seite des Flurs zur nächsten Tür links. Doch irgendwann durchbrach er das Muster und kehrte zu der Tür auf der rechten Seite zurück … aber nun sah George, dass es doch nicht ganz die gleiche Tür war. Er glaubte nicht, dass die Tür, die er vorher gesehen hatte, oder überhaupt irgendeine Tür in einem Hotel mit solch glänzend schwarzem Holz oder einer rötlich goldenen, kunstvoll verzierten Klinke oder einer derart wilden Reihe von Schlössern auf einer Seite aufgewartet hätte. Und während George noch darüber nachdachte, erkannte er, dass die Tür recht ungünstig zwischen zwei schlichteren Türen angebracht war; tatsächlich schien es, als wäre sie einfach mitten in der Wand zwischen den Türen aufgetaucht, als er gerade nicht hingesehen hatte.
    Silenus zog einen mächtigen Schlüsselring aus der Tasche und machte sich geschäftig an die Aufgabe, jedes einzelne Schloss zu entriegeln. Bei einigen Schlössern musste der Schlüssel mehrmals gedreht werden; andere musste Silenus nur einmal anhauchen, um sie zu öffnen. Aber schließlich öffnete sich die große schwarze Tür mit leisem Knarren, und Silenus sagte: »So, kommt und holt eure Sachen.«
    Die Mitglieder seiner Truppe gingen hinein, und George stellte fest, dass dieser Raum viel eleganter war, als er erwartet hatte. Mit dem gewaltigen, mittelalterlich anmutenden Schreibtisch, der den größten Teil der Bodenfläche beherrschte, erinnerte er eher an ein Büro als an ein Hotelzimmer. Auf der anderen Seite hinter dem Schreibtisch gab es ein Erkerfenster, doch durch dessen Scheiben war außer ein paar vereinzelten Sternen, die ein enorm kaltes Licht verbreiteten, nichts zu sehen. Diverse Schränke bedeckten jeden Zoll der Wände, und einige waren mit beinahe ebenso vielen Schlössern ausgestattet wie die Tür zu dem Büro. Eine Standuhr tickte an der Wand. Gleich daneben befand sich ein großer, schwarzer Überseekoffer. Auf dem Boden stapelte sich ein Haufen Gepäck. Silenus setzte sich hinter seinen Schreibtisch und zündete seine Zigarre wieder an, während der Rest der Truppe über den Haufen herfiel und Taschen, Truhen und Requisitenkisten an sich raffte.
    »Ich dachte, Sie hätten Ihr Gepäck in dem Hotel in Parma zurückgelassen«, sagte George zu Stanley.
    Stanley nahm seine Tafel zur Hand und schrieb: DAS HABEN WIR.
    »Was macht es dann in diesem

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