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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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herabgefallen und hatte einen Streifen auf seinen Rockaufschlag gezeichnet. Endlich nahm er die Zigarre aus dem Mund und sagte: »Das ist alles, woran du dich erinnerst? Du hast nichts ausgelassen?«
    »Ich glaube nicht«, entgegnete George. »Aber auch, wenn ich den Gesang nur für einen Moment in diesem Hügel gehört habe, weiß ich, dass es das Stück war, das Sie in Ihrer vierten Nummer gespielt haben.«
    »Hm.« Silenus starrte wieder zum Fenster hinaus. »Darüber muss ich eine Weile in Ruhe nachdenken.«
    »Können Sie mir erklären, was an diesem Tag passiert ist?«, fragte George. »Oder was das war?«
    »Was habe ich dir gerade gesagt?«, blaffte ihn Silenus an. »Lass mich nachdenken.«
    George verstummte beschämt. Silenus drehte sich zu Stanley um, in dessen Zügen sich ein Ausdruck von Verwirrung und Furcht zeigte, und zwischen beiden schien ein stummer Austausch stattzufinden. Silenus senkte den Kopf und versank in Gedanken. Dann blickte er auf und starrte George direkt ins Gesicht. Er bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen, als wollte er versuchen, George in besserem Licht zu betrachten. Schließlich fragte er: »Und du sagst, du kommst aus Ohio?«
    »Ja.«
    »Bist du sicher? Weißt du genau, dass du von dort stammst?«
    »Na ja … schon. Ich bin ziemlich sicher. Jedenfalls erinnere ich mich nicht, von woanders zu sein.«
    »Hm«, machte Silenus und schüttelte den Kopf, als wäre er enttäuscht. »Das ist die verdammt merkwürdigste Sache …«
    »Was?«
    »Vergiss es. Ich mache dir einen Vorschlag, Junge. Ich kann dir deine Fragen beantworten, aber dafür brauche ich Zeit. Drei Wochen, um genau zu sein.«
    »Drei Wochen!«, wiederholte George. »Sie können mir diese Fragen drei Wochen lang nicht beantworten?«
    »Bedauerlicherweise nein. Es wird nicht einfach werden, mir einen Reim auf all das zu machen.«
    »Warum? Was stimmt denn nicht?«
    »Zu viel, als dass ich bereit wäre, dir bedenkenlos zu antworten«, meinte Silenus, kratzte sich seitlich am Kopf, brachte den Zylinder in eine schräge Position und seufzte.
    »Und was soll ich bis dahin machen?«, fragte George.
    »Komm einfach mit«, sagte Silenus. »Wir werden in diesen drei Wochen in drei Theatern auftreten. Komm mit, hilf uns beim Auf- und Abbau, tu, was immer getan werden muss, und vor allem, bleib in unserer Nähe und in Sicherheit. Ich werde dich für die aufgewendete Zeit entschädigen.«
    »Wie viel?«, fragte George.
    »Wie viel? Ich weiß nicht … Ich komme für deine Ernährung und deine Unterkunft auf und …«
    »In meinem letzten Engagement habe ich vierzig pro Woche bekommen«, sagte George.
    »Vierzig pro Woche!«, rief Silenus. »Himmel, Junge, ich bin kein Dukatenesel! Ich kann es mir nicht leisten, irgendeinem Kind vierzig pro Woche zu zahlen.«
    »Aber ich bin nicht irgendein Kind. Sie wollen mir zwar nicht sagen, warum, aber ich bin Ihnen, wie es scheint, wichtig.«
    Silenus musterte ihn finster, sagte aber: »Zwanzig.«
    »Zwanzig? Das ist Kleingeld! Über weniger als dreißig denke ich gar nicht nach! Ich könnte mit Auftritten das Doppelte verdienen, wenn ich nur wollte. Ich bin sehr gefragt, wissen Sie?«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Ich bin klassisch ausgebildeter Pianist«, brüstete sich George.
    »Ach herrje«, seufzte Silenus. »Sehr gefragt, sagt er. Klassisch ausgebildeter Pianist, sagt er. Kleingeld, sagt er. Wie tun mir kommende Generationen leid.«
    »Ich habe Ihnen das Leben gerettet.«
    »Und ich habe dir dein Leben gerettet«, murmelte Silenus. »Du hast keine Ahnung, was hinter dir her ist, ich aber schon. Du steckst in schlimmeren Schwierigkeiten, als du dir überhaupt vorstellen kannst, Junge.«
    George dachte nach, erinnerte sich, dass er nicht sehen wollte, was Kingsley in dieser Straße gesehen hatte, etwas, dessen bloßer Anblick ihn scheinbar um Jahre hatte altern lassen oder ihn auf irgendeine unsichtbare Weise tief verletzt hatte. »Also gut«, gab er nach. »Zwanzig pro Woche.«
    Silenus und er schüttelten einander die Hände. »Jetzt hör genau zu: In diesen drei Wochen wird es Zeiten geben, in denen Stanley und ich dich und die anderen allein lassen müssen«, kündigte er an. »Du wirst uns nicht begleiten, und du wirst auch keine Fragen über unsere Abwesenheit stellen. Wenn wir fort sind, bleibst du bei der Truppe und tust, was immer Colette dir aufträgt. Zu allen anderen Zeiten bleibst du stets in meiner oder Stanleys Nähe. Du spazierst nicht allein davon, und du sprichst

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