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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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gehört zum Osmanischen Reich. Das ist riesig. Es geht weit nach Europa hinein und grenzt fast an Deutschland.«
    »Sind die Osmanen diejenigen, die Ihre Familie vertrieben haben?«, fragte er.
    Sie führte einen donnernden Stoß, der danebenging. Das war ihr erster Fehlstoß seit einer ganzen Weile. »So was in der Art.«
    »Hört sich aufregend an«, sagte George.
    Colette bedachte ihn mit einem schmalen Lächeln und folterte wieder die Kugeln.
    Sie spielte den Nachmittag über ununterbrochen, bis mehrere einheimische Männer den Saal betraten. Sie sahen sie um den Tisch stolzieren, legten die Stirn in Falten und gingen hinaus, um mit dem Hoteleigentümer zu sprechen. Der kam rasch herbei und erklärte ihr erzürnt: »Wir können Ihnen nicht gestatten, hier zu spielen.«
    Colette sah ihn an, und die Männer beobachteten sie. »Warum nicht?«, verlangte sie zu erfahren, und plötzlich sprach sie mit einem Akzent, den George nicht einordnen konnte.
    »Wir dulden hier keine Farbigen!«, beschied ihr der Eigentümer. »Ich kann nicht fassen, dass der Pagenjunge nicht eingegriffen hat. Wie konnte ich Sie übersehen? Schnappen Sie sich Ihre Sachen und verschwinden Sie. Auf der Stelle!«
    Colette richtete sich zu ihrer vollen, majestätischen Größe auf. »Dasss issst empörend!«, erklärte sie mit einem beinahe unverständlichen französischen Akzent. »Isch bin nischt farbig! Isch bin Persierin.«
    Der Eigner und die einheimischen Männer reagierten verwirrt. »Sie sind was?«
    »Isch bin Persierin«, sagte sie. »Und isch bin nischt irgendein Mädschen, dasss Ssie herumscheuschen können! Isch bin Colette de Verdicere aus der Dynastie derer zu Zahand, Prinzessin der Kushsteppen und Dritte in der Rangfolge der vertriebenen reschtmässsigen Thronfolger!« Sie zog ein kunstvolles Amulett hervor, das an einer Kette an ihrem Hals hing, und hielt es ihm vor die Nase. »Isch bin kein Einfaltspinsel, den Ssie herumkommandieren können! Isch erreischte diese Küsssten aus freiem Willen, und Ssie ssollten dankbar für jeden Atemsssug sein, den isch in ihrem schäbigen kleinen ’otel tue!«
    Dann drehte sie sich zu George um und ratterte mit dem Gebaren eines Menschen, der einem Vertrauten einen ganzen Haufen Kummer kundzutun hat, eine lange Reihe wütender französischer Worte herunter. George verstand kein Wort Französisch, aber ihr Redefluss endete in einem hörbar fragenden Tonfall. Er sah erst sie an, dann den Hoteleigner und die Männer, die sich beklagt hatten, und dann wieder Colette und offerierte ein zögerliches »Oui«.
    »Genau!«, rief Colette.
    Der Eigner murmelte etwas über die Unklarheiten der Hotelgrundsätze in Hinblick auf Perser und sah die Männer an, die sich beschwert hatten, doch die zuckten nur mit den Schultern.
    »Wollen Ssie mir ssagen, Ssie ssind bereit, königlische ’o’eiten abzuweisen?«, fragte Colette. »Issst dasss wirklisch dasss, wasss Ssie mir zu ssagen wünschen?«
    Einer der Männer trat vor. »Es tut mir leid, Miss, wir … Nun ja, wir wussten es nicht. Hier kommen zu viele Auswärtige her. Es wäre schlimm, würden wir aufgrund eines Irrtums einer Fremden die Gastfreundschaft verweigern.«
    »Einer Fremden königlichen Geblüts zudem«, sagte einer der anderen, und die Übrigen nickten dazu.
    »Es ist nur einer der Grundsätze dieses Hotels, Farbigen den Zutritt nicht zu gestatten«, sagte der Wortführer. »Das ist alles. Es war wirklich nur ein Versehen.«
    Colette bedachte sie mit einem eisigen Blick. »Nun, isch denke, dieses eine Mal werde isch Milde walten lassen können …«
    »Nun, das wüssten wir wirklich sehr zu schätzen«, sagte der Wortführer.
    »Dann ’abe isch nun eine Bitte an Ssie.«
    »Die wäre?«
    Sie deutete auf die Billardtische. »Isch ’abe diesesss Spiel schon frü’er gespielt, aber niemand ’at esss mir gessseigt, und isch ’atte nie Gelegen’eit, es ssu lernen. Aber es fasssiniert misch. Wären Ssie bereit, esss misch ssu lehren?«
    Der Wortführer strahlte sie an. »Aber gewiss. Wir würden es Ihnen mit dem größten Vergnügen zeigen.«
    Die Männergruppe versammelte sich um den Tisch und fing an, Colette das Spiel zu erklären, das sie während der letzten vier Stunden so meisterhaft gespielt hatte, nur dass sie nun überspannt, unbeholfen und beklagenswert falsch agierte. Sie lachte und legte bei jedem Fehler, den sie beging, die Hand an die Stirn, oft unterstrichen durch ein gehauchtes »Zut alors!« , und jedes Mal lächelten die

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