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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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sein Gesicht. Zum ersten Mal, seit Colette sein Spiel gelobt hatte, fühlte er die kleinen, heißen Kohlen des Stolzes in seinem Inneren aufglühen.
    »Also«, fragte Silenus. »Wirst du bleiben?«
    »Ja«, sagte George. »Ich bleibe.«
    »Wunderbar. Ich freue mich, das zu hören.« Silenus erhob sich, die unangezündete Zigarre immer noch in der Hand, und ging um den Schreibtisch herum zu George. Als er näher kam, wirkte er zunehmend unbeholfen, so, als wüsste er nicht, was er tun sollte. Kurz runzelte er die Stirn, dann streckte er die Hand aus. »Willkommen an Bord«, sagte er.
    George war enttäuscht. Er hatte ein wenig mehr erwartet – wenigstens eine Umarmung –, trotzdem schüttelte er Silenus die Hand. Er fühlte sich, als hätten sie gerade ein Geschäft abgeschlossen, nicht aber den ersten Schritt zu einer persönlichen Beziehung getan.
    Stanley stand von seinem Stuhl am Erkerfenster auf und trat ebenfalls näher, während er gegen Tränen kämpfte. Es überraschte George nicht, dass solch ein sanfter Mensch wie Stanley so viel Gefühl zeigte. Er fummelte an seiner Tafel herum und dachte einen Moment lang nach, was er schreiben sollte. Schließlich kritzelte er: WILLKOMMEN BEI DER TRUPPE. Dann umarmte er George und wollte ihn gar nicht wieder loslassen.
    Als Silenus George zur Tür brachte, sagte George: »Ich habe Colette davon erzählt. Sie wirkte nicht sehr … erfreut.«
    »Das habe ich verdammt deutlich hören können«, brummte Silenus. »Überlass Colette mir.« Als er die Tür öffnete, um George hinauszulassen, kehrte die Unbeholfenheit zurück. Silenus rang sich ein »Schlaf ein bisschen« ab und schickte ihn sacht hinaus auf den dunklen Korridor.
    Am nächsten Tag berief Silenus ein Treffen der ganzen Truppe ein, um die Kunde zu verbreiten. Sie alle versammelten sich in seiner Garderobe hinter der Bühne, und Kingsley und Franny, die beiden, die nach wie vor nicht Bescheid wussten, schienen schlechte Neuigkeiten hinsichtlich ihrer Vergütung zu erwarten. Silenus begann mit: »Ich nehme an, ihr alle habt euch gefragt, wie genau es dazu gekommen ist, dass George in Parma zu uns gestoßen ist.«
    »Nein«, sagte Kingsley einigermaßen verblüfft.
    »Was?«, fragte Franny, die nicht aufgepasst hatte.
    »Nun ja, das hättet ihr euch zumindest fragen sollen «, meinte Silenus verärgert. »Wie sich herausgestellt hat, war George schon eine ganze Weile auf der Suche nach uns. Der Grund dafür ist, dass er, aller Logik und Wahrscheinlichkeit zum Trotz, mein Sohn ist, von dessen Existenz ich bis gestern Abend nichts gewusst habe, und dass er mich gesucht hat.«
    Die Reaktionen der anderen entsprachen nicht ganz Georges Erwartungen. Kingsley zeigte sich sogleich nervös und panisch und nahm an, Silenus würde George einen leitenden Posten geben und seinen Lohn erhöhen, obwohl Silenus umgehend versicherte, dass er nichts dergleichen zu tun gedenke. Die größte Überraschung lieferte aber Franny, die aufkeuchte und beinahe von ihrem Stuhl fiel, als sie die Neuigkeit vernahm. Das war der größte Gefühlsausbruch, den George je von ihr erlebt hatte.
    Silenus versuchte sich an mehreren Beschwichtigungen, in denen er jede Vorzugsbehandlung leugnete, doch es blieb bei den Versuchen, denn Kingsley und Franny fielen ihm regelmäßig auf halbem Wege ins Wort. Kingsley brachte seinen Verdacht hinsichtlich Georges Position innerhalb der Truppe zur Sprache, und Franny erkundigte sich nach Georges Mutter. »Wer war das Mädchen?«, fragte sie wieder und wieder. »Wer war die Mutter des Jungen? Was hast du mit ihr gemacht?«
    Silenus nahm all die Angriffe deutlich persönlicher, als George es von ihm erwartet hätte. »Sei nicht böse auf mich!«, sagte er zu Franny. »Ich habe niemandem wehgetan! Wie kommst du nur auf so etwas?« Aber Franny ließ sich nicht überzeugen und war nach wie vor erbost.
    Doch die entmutigendste Reaktion war die von Colette: Sie saß da, die Arme vor der Brust verschränkt, und ihre Augen bohrten Löcher in die Wand. George und Harry würdigte sie dagegen keines Blickes. George versuchte ein- oder zweimal, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, doch sie ignorierte ihn gezielt. Was er getan haben mochte, um sie gegen sich aufzubringen, war ihm ein Rätsel.
    »Ich weiß, das ist für uns alle eine große Überraschung«, sagte Silenus. »Aber wir dürfen uns davon kein Bein stellen lassen. George bleibt bei uns, und damit hat sich die Sache. Und jetzt haben wir alle gemeinsam zu arbeiten, ob

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