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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Sie lächelte ihn an. »Du kannst«, sagte sie. »Ich habe ihn schon früher einen Haufen lächerlicher Dinge sagen hören.«
    George musterte sie verunsichert. Er hatte fast niemandem sein Geheimnis offenbart, doch nun, da Colette ihn anlächelte und so nett zu ihm war, kam ihm die Idee gar nicht mehr so abwegig vor. »Na ja … Sie dürfen es aber niemandem erzählen.«
    »Das werde ich nicht«, sagte sie. »Ich verspreche es. Ich bin gut darin, Geheimnisse zu bewahren.«
    Seufzend setzte er sich auf sein Bett. »Wollen Sie wissen, warum ich im Theater zu Ihnen gestoßen bin?«, fragte er. »Warum ich der Truppe gefolgt bin?«
    »Wenn du es mir erzählen möchtest.«
    »Es ist, weil Harry … na ja, er ist mein Vater.«
    Ihr Lächeln versiegte, und sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Er ist was ?«
    »Mein Vater«, wiederholte George. »Ich bin sein Sohn.« Und dann erzählte er ihr die Geschichte von seiner Geburt und wie sehr er gehofft hatte, Anschluss an Silenus und seine Truppe zu finden.
    Als er fertig war, saß sie eine Weile still da, ehe sie flüsterte: »Du bist sein Kind ?«
    »Sein Sohn«, sagte George. Er mochte es nicht besonders, als Silenus’ Kind bezeichnet zu werden, vor allem nicht von Colette. »Das habe ich auch erst im letzten Sommer herausgefunden. Seitdem habe ich ihn gesucht.«
    Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu durchschauen. Erst glaubte er, Entsetzen zu sehen, was er nicht verstehen konnte, doch dann schmolz das Entsetzen langsam dahin und schuf Raum für einen eisigen Zorn. »Er hat ein Kind «, sagte sie.
    »Sohn«, korrigierte George.
    Aber Colette schien ihn gar nicht zu hören. Hoch aufgerichtet stand sie da, die Hände zu Fäusten geballt, und starrte auf ihn herab. »Warum hast du mir das nicht erzählt?«, fragte sie, ganz so, als hätte er ihr arglistig ein Geheimnis vorenthalten.
    »Was?«
    »Wie konntet ihr beide das vor mir verbergen? Vor uns allen?«
    Diese extreme Wende in ihrem Verhalten ärgerte George. »Ich dachte, die goldene Regel lautet: Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten. Inwiefern ist das Ihre Angelegenheit?«
    Seine Worte trugen wenig dazu bei, ihren Zorn zu lindern. Sie marschierte hinaus, und George steckte seinen Kopf zur Tür hinaus, um ihr nachzusehen. Sie ging direkt zu Silenus’ massiver schwarzer Tür, hämmerte dagegen und schrie: »Ein Kind! Ein Kind, Harry! Ein verdammtes Kind!« Als der wütende Wortschwall versiegt war, stand sie vor der Tür und wartete. Ihre Arme hingen an ihren Seiten herunter, und ihre Brust hob und senkte sich erkennbar. Wieder öffneten einige Leute ihre Türen, um sich über den Aufruhr zu beschweren, doch ein eisiger Blick von Colette trieb sie zurück in ihre Zimmer.
    Silenus’ Tür blieb ihr jedoch verschlossen. Sie versetzte der Tür einen kräftigen Tritt, verzog das Gesicht und humpelte zurück zu ihrem Zimmer, ohne sich noch einmal nach George umzuschauen. Sein Blick folgte ihr, während er sich fragte, ob Franny und Kingsley auf die Neuigkeit seine Herkunft betreffend ebenso wütend reagieren würden.
    Als George auf dem Korridor stand, war er nicht mehr so sicher, was er tun wollte. Colette hatte seinen Zorn weitgehend entschärft, beabsichtigt oder nicht. Und nun, da er darüber nachdachte, schien es ihm, als wäre mitten in der Nacht in einem eisigen Sturm nicht der rechte Zeitpunkt, um hinauszugehen, umso weniger, wenn man nicht einmal wusste, wohin es gehen sollte. Es würde wirklich nicht schaden, sich anzuhören, was Silenus zu sagen hatte.
    Und er würde auf keinen Fall versuchen, Silenus zu überzeugen, ihn bei sich zu behalten. Er wusste nicht, wie seine Chancen draußen unter den Wölfen standen, aber das Risiko wollte er lieber eingehen, als hier zu bleiben, wo er nicht erwünscht war.
    Endlich öffnete sich Silenus’ Tür, und er trat heraus, schaute George an und sagte: »Na schön. Komm rein.«
    Er wartete nicht, ob George ihm folgte oder nicht. Er kehrte einfach zurück in sein Büro. George überlegte einen Moment und ging ihm hinterher.

12
     
    „KOMMST DU JETZT ODER NICHT?“
     
    Stanley saß immer noch unter dem Erkerfenster, allerdings auf der anderen Seite. Er war blass vor Schrecken und zitterte kaum merklich, und seine Augen huschten zu George, als der das Büro betrat. Als Silenus wieder hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte und sich umdrehte, hätte George beinahe aufgekeucht: Er hatte einen Schlag ins Gesicht

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