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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Theater in Lansing. Sie müssen es gewesen sein.«
    »Ich fürchte, mit diesem Etablissement bin ich nicht vertraut«, versuchte George ihn abzuwimmeln.
    »Doch, gewiss«, sagte der Mann. »Sie waren dort. Das war der Laden mit dem Fleischertresen im Hintergrund.«
    Als er das vernahm, versteifte sich George. »Und Sie?«, fragte er. »Sie saßen im Publikum?«
    »Ja, ich war dort. Ich war geschäftlich in der Stadt und dachte, ich sehe mir eine Show an. Ich muss zugeben, Sie waren etwas Besonderes. Sie waren großartig.«
    »Ich war … ich war großartig ?«, fragte George überrascht. »Warum um alles in der Welt haben Sie mich dann mit Tomaten beworfen?«
    »Oh, das habe ich nicht«, sagte er. »Ich war das nicht. Ich habe gar nichts geworfen.« Sein Lächeln erstarb. »Und die anderen Leute … nun ja. Sie haben das eigentlich gar nicht gewollt. Die waren auch der Ansicht, dass Sie eine tolle Vorstellung geliefert haben.«
    »Und warum haben sie dann geworfen?«
    »Na ja, man hat uns gesagt, wir sollen es tun.«
    »Man hat es Ihnen gesagt?«, hakte George nach. »Ich wusste es! Der Eigentümer des Theaters hat Sie dazu gebracht, nicht wahr? Ich wette, das machen die mit allen Künstlern so, diese Mistkerle!«
    »Nein, nicht der Eigentümer. Und es ging auch nicht um alle Künstler. Wir sollten nur Sie ausbuhen.«
    »Mich allein? Und es war nicht der Eigentümer? Wer war es dann?«
    »Nun ja, das weiß ich gar nicht so recht«, sagte der Mann. »Er hat jedem einen Vierteldollar gegeben und gesagt, wir sollen den Jungen im Smoking ausbuhen.«
    »Wie hat dieser Mann ausgesehen?«
    Der Fremde zuckte mit den Schultern. »Na ja … es war ein ziemlich kleiner Bursche. Hatte einen großen Zylinder und einen mächtigen schwarzen Schnurrbart. Und er hatte komische Augen. Wirklich blaue Augen. Eigentlich war das ein ziemlich schräger Vogel.«
    Kälte machte sich in Georges Eingeweiden breit, und sein Mund wurde trocken. »W-was?«, fragte er mit schwacher Stimme.
    »Ich wusste nicht so recht, warum er uns dafür bezahlt hat, Sie mit Essen zu bewerfen, aber, na ja … ein Vierteldollar ist ein Vierteldollar. Tut mir leid, wie die Leute Sie behandelt haben. Ich hoffe, Sie spielen weiter.« Er verabschiedete sich. »Auf Wiedersehen!«
    Reglos wie ein Stein saß George an seinem Tisch. Bei der Person, die dieser Mann beschrieben hatte, konnte es sich nur um einen Mann handeln, und George wusste sogleich, dass er erneut hereingelegt worden war. Sein Vater musste aus irgendeinem Grund genau gewusst haben, was er tun würde, und er hatte Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass Georges Bestrebungen zunichte gemacht wurden. Und dann, als es vorbei war und Harry ihn in der Bar aufgestöbert und mit ihm darüber gesprochen hatte … Er hatte so aufrichtig gewirkt, so glaubwürdig. Und doch hatte er all das eingefädelt.
    Nie zuvor in seinem Leben war George sich so manipuliert vorgekommen. Er stand von seinem Tisch auf und rannte zur Treppe, in der Absicht, hinaufzustürmen, in das Büro seines Vaters zu platzen und ihn zur Rede zu stellen. Doch auf dem ersten Treppenabsatz begegnete er Stanley, und der sah ihm an, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Er tat einen Schritt seitwärts, um George den Weg zu verstellen, und schrieb: WO WILLST DU HIN?
    »Ich gehe zu Harry!«, sagte George. »Ich werde seine verdammte Tür eintreten und ihm sagen, dass ich weiß, was er getan hat.«
    Stanley hielt ihn sanft zurück. BERUHIG DICH.
    »Ich werde mich nicht beruhigen!«, erwiderte George. »Ich muss mich nicht beruhigen! Es ist vollkommen in Ordnung, dass ich wütend bin!«
    WARUM BIST DU WÜTEND?
    Einen Moment stand George nur zornbebend da. Er wollte seinen Ärger zurückhalten, doch das fiel ihm Stanley gegenüber, der stets so nett zu ihm gewesen war und alles zu verstehen schien, besonders schwer, und so sprudelte alles aus ihm heraus: Er erzählte Stanley, wie sehr er sich gewünscht hatte, eine bedeutendere Rolle für die Truppe zu spielen und dass er jedes Mal abgewiesen worden war, und dass er zu dem Vorspielen gegangen war, um sich selbst etwas zu beweisen, dort jedoch mit verfaultem Gemüse beworfen worden war … und dass er gerade eben in der Lobby des Hotels erfahren hatte, dass sein Vater hinter all dem steckte.
    Stanley schien Georges Ärger für einen Moment zu teilen, doch der Eindruck verflüchtigte sich schnell, und er schaute George nur mehr bedauernd an und schrieb: DU HAST RECHT. DAS WAR NICHT DIE BESTE

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