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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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gebracht. Sie hat es so angezogen, weil es schön sein sollte. Und das Sonnenlicht hat unser Kind getötet. Meine Frau hat unserem Kind gestattet zu sterben. Sie hat es umgebracht.«
    Kingsley tat einen rasselnden Atemzug. »Ich war wütend auf sie. Sie hatte unser Kind getötet, und das konnte ich nicht verstehen. Ich konnte nicht verstehen, wie sie uns etwas nehmen konnte, das wir uns so sehr gewünscht hatten. Ich habe alle möglichen Gefallen eingefordert und sie ins Gefängnis gebracht. Sie sollte begreifen, dass das, was sie getan hatte, falsch war.
    Eine Weile war ich vor Kummer von Sinnen. Ich bin umhergestreift und wusste nicht, was ich tun sollte.« Kingsleys Stimme klang matter, als das Laudanum Wirkung zeigte. »Und dann habe ich von diesem berühmten Künstler namens Silenus gehört. Man erzählte mir, er könne viele sonderbare und wunderbare Dinge bewirken. Er könnte auf gewisse Weise Wunder wirken. Ich habe ihn aufgespürt und ihn um ein Kind gebeten, und er hat gesagt, es gäbe eine Möglichkeit, mir ein Kind zu verschaffen, aber er würde es nicht selbst tun. Es sei meine Entscheidung und meine Verantwortung, und er würde sich daran nicht beteiligen. Aber zum Austausch dafür, dass er mir sagte, was ich zu tun hatte, sollte ich mich an seinen Vorstellungen beteiligen, mich seiner Truppe anschließen, mit ihm auftreten und ihm mit meinen juristischen Kenntnissen zur Seite stehen. Ich habe zugestimmt.«
    »Was war es?«, fragte George. »Was mussten Sie tun?«
    Kingsleys Lider sanken langsam herab. »Es sollte so viel erfordern«, sagte er mit schwacher Stimme. »Es sollte so viel von mir erfordern, und es sollte so wehtun … aber ich musste es tun. Ich musste meine Kinder haben, George. Und seit ich damals mit dir und Harry diese Dinger auf der Straße gesehen habe, wurde es drastisch, und es kostete zu viel … Viel, viel zu viel …«
    Seine Augen klappten zu, und er war eingeschlafen. George stand über ihm und rührte sich nicht. Dann schauderte er, und eine Gänsehaut lief ihm über den Leib, und auch wenn Kingsleys Geschichte schaurig war, steckte doch ein anderer Grund hinter Georges Unbehagen: Er hatte das starke Gefühl, beobachtet zu werden.
    Er schaute sich im Zimmer um, sah aber niemanden. Doch dann fiel sein Blick zufällig auf die nächste Marionettenkiste.
    War der Deckel offen? Nur einen winzigen Spalt? George überlegte, ob er versuchen sollte, die Kiste zu schließen, oder ob er sie ganz öffnen und nachsehen sollte, was drin war. Aber was, wenn da wirklich etwas war? Was konnte auf der anderen Seite dieses Deckels sein?
    Das brachte ihn zu der Frage, ob Harry wohl sein Versprechen bezüglich der Kinder eingehalten hatte. Aber George hatte Professor Tyburn nie mit Babys oder Kleinkindern gesehen, und er hatte ihn nie von irgendwelchen erwachsenen Kindern sprechen hören. Er hoffte, dass Kingsley das alles im Delirium erzählt hatte. Ja, so musste es sein. Kingsley hatte sich das alles in seinen Delirien nur eingebildet.
    Er starrte immer noch die Kiste an, aber der Deckel regte sich nicht. Ein wenig zitternd wandte er sich schließlich ab und ging hinaus.

17
     
    „WIR SIND ALLE GEHÄNGTE“
     
    George, vollends verstört von Kingsleys Geschichte, ging rasch den Korridor hinunter. Zunächst hatte alles so herzlich gewirkt, und George hatte sich gewünscht, sein Vater hätte Kinder ebenso ersehnt wie Kingsley es einst hatte. Aber zu hören, wie solch ein Wunsch so falsche Wendungen nehmen konnte … Er schauderte bei dem bloßen Gedanken.
    Als er sah, dass Silenus’ schwarze Tür zurückgekehrt war, hielt er inne, überlegte einen Moment, öffnete und ging hinein.
    Das Büro war verlassen, was noch nie passiert war. Wenn die Tür auftauchte, war Silenus stets dort. Dann sah George, dass an der gegenüberliegenden Wand ein enorm großer Schrank, so groß wie die Tür, einen winzigen Spalt offen stand. Der Schrank war ihm bisher nie aufgefallen, andererseits schienen einige von Silenus’ Schränken sich genau wie die Bürotür nach eigenem Gutdünken zu verändern.
    George trat zu dem Schrank und fühlte eine kühle Brise darin. Er öffnete die Tür und sah dahinter einen langen Gang und an dessen Ende ein schwaches, blaues Licht. Neugierig folgte er dem Gang zu dem Licht. Erst war er nervös, doch dann hörte er Silenus’ Stimme zurückhallen: »… Scheißdinger brauchen heutzutage immer länger …«
    Der Gang endete an einem kleinen, von hohen Wänden umgebenen

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