Silicon Jungle
diesen Informationen und den Personen, die Stephen gefunden hatte.«
Rajive rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
»Hat diese andere Person dazu auch die Bücherliste als Datensatz benutzt?«, platzte er schließlich heraus.
»Nein. Aarti hat nicht nach Büchern gesucht, auch wenn sie ähnlich verfuhr wie Stephen. Als Grundlage dienten ihr Websitebesuche und Suchmaschinenanfragen. Darüber hat sie ein umfassendes Netzwerk von Leuten mit ähnlichen Profilen ermittelt. Ihre Liste war sogar ein wenig länger als Stephens, überschnitt sich damit aber zu großen Teilen.«
»Sind ihre Informationen auch nach außen gelangt?«, fragte Alan mit ruhiger, bedächtiger Stimme.
»Das untersuchen wir gerade.«
»Hat sonst noch jemand Ihr System benutzt, um solche Informationen zu finden?«
»Mehr haben wir bislang nicht herausgefunden.«
»Könnte mir einer von Ihnen vielleicht verraten, wie es möglich ist, dass hier jeder Zugriff auf all diese Informationen hat?«, fragte Alan.
Jaan setzte zu einer Antwort an, doch Atiq war schneller: »Nur sehr wenige Leute haben Zugriff auf sämtliche Informationen. Die meisten bekommen nur kleine Teile davon zu sehen. Aarti und Stephen gehören beide zu meiner Gruppe. Wir arbeiten an der Integration von Daten, daher hatten sie Zugriff auf alles.«
»Hmmmm«, brummte Alan.
»Unsere Organisationsstrukturen müssen offensichtlich noch mal überdacht werden«, räumte Atiq ein.
»Offensichtlich«, wiederholte Alan mit ironischem Unterton. »Eine weitere offensichtliche Tatsache, Professor Asad, scheint mir zu sein, dass weder Sie noch einer Ihrer Manager oder Stars oder Architekten oder wie auch immer ihr euch hier nennt, weiß, was seine Mitarbeiter treiben.«
»Ich weiß. Ich weiß, dass das seltsam wirkt. Aber der Erfolg meiner Gruppe basiert darauf, dass unsere Mitarbeiter in keinster Weise eingeschränkt werden. Wenn wir ihnen zu viele Vorschriften machen, laufen sie nicht zu Höchstleistungen auf.«
»Ich denke, wir sehen gerade, wohin das führt, nicht wahr?« Alans ruhige Stimme wurde zu einem Knurren. »Sie beide haben keine Ahnung, was Sie angerichtet haben. Aber die Schuld daran tragen Sie. Niemand sonst. Sie allein.«
Dann wandte Alan sich an Rajive. »Finden Sie so viel wie möglich über diese Aarti raus. Stellen Sie fest, für wen sie gearbeitet hat und ob ihre Informationen bereits nach außen gedrungen sind.« Zu Atiq sagte er: »Und Ihnen rate ich, sofort jeden zu überprüfen, der Zugriff auf diese Daten hatte. Wir lassen ein paar von unseren Leuten kommen. Die werden sich die Daten ansehen. Dann werden wir ja sehen, wie sehr Sie uns in die Scheiße geritten haben.«
Atiq war klug genug, sich vorläufig geschlagen zu geben. Später war noch genug Zeit für langatmige und erbitterte Auseinandersetzungen darüber, wer Zugriff auf die Ubatoo-Daten erhielt und wer nicht.
Knapp zwei Stunden später trafen Alan und Rajive sich auf dem Parkplatz von Ubatoo.
Einer Intuition folgend, hatte Rajive sein Büro angerufen und die Liste mit Websites durchgegeben, die Aarti getrackt hatte. Und tatsächlich, sie entsprach haargenau KL -91 B . Außerdem deckten sich die Personen, die sie gefunden hatte, genau mit der Liste, die von dem externen Zulieferer zurückgekommen war, den das NCTC beauftragt hatte. Genauso sollte es laufen: Das NCTC finanziert Leute, die Verbindungen zu Unternehmen mit gewaltigen Datensammlungen haben, diese geben die gesuchten Daten dem NCTC , das NCTC kann notfalls alles abstreiten, alle sind glücklich – jedenfalls so lange, bis ein Mittelsmann die Informationen an jemand Drittes verkauft, wie Sebastin das getan hatte.
Was Aarti anging, steckte Rajive dennoch in einem Dilemma. Selbstverständlich konnte er weder Jaan noch Atiq sagen, dass das NCTC die undichten Stellen bei Ubatoo überhaupt erst geschaffen hatte und die Informationen, die Aarti gesammelt hatte, eben dorthin geflossen waren. Nein, Jaan und Atiq sollten ruhig glauben, dass Aartis Informationen, genau wie die von Stephen, einer Terrororganisation zugutegekommen waren.
»Haben Sie eine Idee, was wir mit Stephen und Aarti machen sollen?«, fragte Rajive.
»Rajive, vergessen Sie Stephen, Ihre Hauptsorge sollte sein, dass dieses ganze Schlamassel nicht mit dem NCTC in Verbindung gebracht wird. Wir müssen dafür sorgen, dass Sebastin nicht redet, wenn er geschnappt wird.«
»Ja. Ja, natürlich«, erwiderte Rajive gereizt. »Sebastin ist gierig geworden, geben wir
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