Silicon Jungle
übertönte ihn fast.
»Sobald ich sie bekomme.«
Mohammad überlegte, Sebastin gleich hier zu töten. Es war ein Fehler gewesen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Dennoch, durch ihn hatte er fünftausend Brüder gefunden. Es würde Monate dauern, sie alle zu kontaktieren, aber es würde geschehen. Es hatte bereits begonnen. Er musste weiter mit diesem Kafir zusammenarbeiten, musste ihn und seinesgleichen weiter ertragen. Er musste es für Adam tun. Für Adam. Damit sein Junge in einer Welt aufwuchs, wo es Orte wie diesen hier nicht gab. Wo die Menschen wussten, was es hieß, Respekt zu zeigen und ihre Würde zu wahren. Wussten, was es hieß … besser zu sein. Für Adam, er tat das für Adam.
»Ich hoffe, Sie lassen mich nicht zu lange warten, Sebastin.«
»Ich möchte die Sache auch endlich erledigt haben, Mohammad, vielleicht noch mehr als Sie. Ich hab nämlich die Nase voll von Ihnen.«
»Ich auch von Ihnen, mein Freund.« Mohammads Lippen waren spröde, und es tat weh zu lächeln. »Beten Sie, Sebastin. Beten Sie, dass wir nicht vor Ihnen herausfinden, wer Ihre anonymen Quellen sind. Sobald wir das wissen, sind Sie mit uns fertig und wir mit Ihnen – endgültig.«
GLAUBE
12. August 2009.
Sobald Atiq gehen durfte, eilte er, erschöpft von der stundenlangen Vernehmung und schlaflosen Nacht und ängstlicher, als er sich anmerken lassen wollte, zurück zu Ubatoo. Seine erste Anlaufstelle war Jaans Büro.
Als Jaan Atiq sah, sprang er auf und wollte ihm einen Stuhl und etwas zu trinken anbieten.
»Jetzt nicht, Jaan. Hör zu. Weißt du, was los ist?«
Jaan hätte eine ganze Menge Fragen an Atiq gehabt, hielt sich damit aber zurück.
»Ja. Ich hab das mit dir und Stephen gehört.«
»Gut. Ich möchte, dass du ein bisschen tiefer gräbst. Stephen hat bei seiner Vernehmung etwas gesagt, das mich stutzig gemacht hat. Ich habe seine sämtlichen Anfragen an unsere Datenbanken aufgerufen. Er meinte, die meisten würden ihm bekannt vorkommen. Er hat sie nicht alle wiedererkannt.« Atiq hielt einen Moment inne, um zu Atem zu kommen. »Ich möchte, dass du das alles noch mal überprüfst. Ich hab versucht, sämtliche potenziell heiklen Anfragen zu finden, die irgendwelche Praktikanten eingegeben haben, nicht bloß Stephen. Aber mit den Typen vom NCTC im Nacken hab ich womöglich irgendwas übersehen. Geh doch bitte unsere Dokumentationen vom Sommer durch, ob es da irgendwas gibt, worüber ich Bescheid wissen sollte. Du weißt, wonach du suchen musst. Bevor irgendetwas davon an die Behörden geht, will ich den Schaden möglichst weit eingrenzen.«
»Ich fang direkt damit an.«
»Danke, Jaan. Ich muss jetzt zu Xiao. Komm in mein Büro, wenn du was gefunden hast.«
Als Atiq sich schon zum Gehen wandte, rief Jaan: »Atiq, ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ich erzähl dir später Genaueres, Jaan. Ich komm schon klar. Bei Stephen bin ich mir da nicht so sicher.« Stockend fragte er: »Du wusstest doch nicht etwa von der Sache, oder? Ich meine, sie haben dir doch nichts erzählt?«
»Nein, Atiq. Natürlich nicht!«, antwortete Jaan entrüstet.
»Du hast deine Praktikanten nicht überprüft, oder? Ich meine, nur um rauszufinden, woran sie gerade gearbeitet haben oder ob sie Hilfe bei ihren Projekten brauchten?«
»Ich, ich, ich hatte es fest vor …«
Mehr musste Atiq nicht hören. Sein nächster Halt war Xiaos Büro.
Die Sorge, die sich in Xiaos Gesicht eingegraben hatte, verschwand, als er Atiq sah. Xiao hatte die ganze Nacht in seinem Büro gewartet. Jetzt ging er mit ausgestreckten Armen schnurstracks auf Atiq zu und umarmte ihn lang und fest.
»Die haben Sie und Stephen gehen lassen?«
»Nein. Stephen ist noch da. Keine Ahnung, was sie mit ihm vorhaben. Es sieht jedenfalls nicht gut aus.«
»Aber Ihnen geht’s gut? Wie sind Sie aus dem Schlamassel rausgekommen?«
»Ich weiß es nicht genau. Offenbar ist ihnen klar geworden, dass ich keine Ahnung hatte, was Stephen gemacht hat. Die Sache ist aber längst nicht vorbei. Da kommt noch einiges auf uns zu, Xiao.«
»Ich bin froh, dass Sie wieder da sind«, sagte Xiao und stockte, als würde er überlegen, ob er das, was ihm auf der Seele brannte, aussprechen sollte. »Ich habe mir große Sorgen um Sie gemacht. Diese Anschuldigungen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, Atiq. Die Welt ist vollkommen aus dem Ruder. Und Sie sind nun mal Muslim, mein Freund. Vor einigen Jahren hätte ich Sie hier nicht so schnell wiedergesehen. Da hätte die Sache ganz
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