Silicon Jungle
verstehen«, erschien auf der Leinwand. Xiao ergriff das Wort. »Das Touchpoints-Projekt unter Leitung von Atiq Asad«, sagte er, »verkörpert das, was Ubatoo so erfolgreich macht. Die Data-Mining-Gruppe hat in über zwei Jahren Arbeit die Infrastruktur geschaffen, um die Leistung von Zehntausenden Computern dafür einzuspannen, nach Mustern zu suchen – nach Mustern im Kaufverhalten, bei der Suche im Internet, in E -Mails und in Chats. Bis jetzt haben die Pilottests mit einigen unserer größten Werbekunden einen geschätzten Umsatz von fünfundsechzig Millionen Dollar für das letzte Quartal ergeben, und das, obwohl das Programm noch gar nicht richtig gestartet ist. Das alles hat die Touchpoints-Gruppe mit gerade mal elf Leuten geleistet. Wir hatten gehofft, sie wäre inzwischen auf vierzig angewachsen. Man stelle sich vor, wie viel mehr sie dann hätten erreichen können. Aber drücken wir die Daumen; hoffen wir, dass das Potenzial im nächsten Quartal erreicht sein wird. Spenden wir Atiq und seiner Touchpoints-Gruppe für ihre unglaubliche Arbeit Beifall – wir werden mehr über unsere User wissen als je zuvor.«
Tosender Applaus brandete auf. Das war weit entfernt vom halbherzigen höflichen Klatschen desinteressierter Mitarbeiter. Technologische und wissenschaftliche Errungenschaften kamen stets gut an, und wenn sie noch dazu mit beträchtlichen Gewinnen verbunden waren, fiel die Begeisterung umso größer aus. Atiq ging davon aus, dass der Rest des Touchpoints-Teams hocherfreut sein würde über die überschwängliche Reaktion – sowohl Xiaos als auch des Publikums. Trotz der anerkennenden Worte von Mitarbeitern beim Verlassen des Saals war das Lob von Lynn und den anderen VP s, die sich mit den Nuancen von Xiaos passiv-aggressivem Redestil besser auskannten, eher tröstlicher Natur. »Ihr leistet tolle Arbeit. Mach dir wegen Xiao keine Sorgen«, versicherten sie ihm. Ehrlich gesagt, machte Atiq sich keine Sorgen. Nicht zum ersten Mal hatte er zu hohe Erwartungen gehabt – und statistisch gesehen bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es nicht das letzte Mal gewesen war.
ZWISCHENBERICHT
März 2009.
»Rajive«, meldete sich die Stimme am Telefon.
»Hier ist Sebastin.«
Schweigen.
»Hallo, Rajive, sind Sie noch da? Hier ist Sebastin Munthe von der ACCL . Hallo?«
Endlich antwortete Rajive. »Ja, Sebastin. Ich weiß, wer Sie sind. Sie sind Wochen zu spät, wieder mal. Sie müssen schon pünktlich sein, sonst haut das nicht hin.«
Er tat doch Rajive einen Gefallen, nicht umgekehrt. Mit ihm zusammenzuarbeiten war kaum die mickrige Summe wert, die sie zahlten. »Wollen Sie nun das Neuste hören oder nicht?«
Wieder Schweigen.
Sebastin fuhr fort: »Ich hab endlich mit Professor Atiq Asad reden können, bei Ubatoo. Leider glaub ich nicht, dass uns das weiterbringt. Was ich auch versucht habe, er hat nicht angebissen. Entweder er hat meine Andeutungen nicht verstanden oder er wollte nicht ›helfen‹. Ich muss mir jemand anderen suchen …«
»Haben Sie schon einen Plan?«
»Darauf komme ich jetzt, Rajive. Ubatoo veranstaltet diese Woche eine Art Wettbewerb für Praktikanten. Atiq hat mich zu einer Party eingeladen, die sie anschließend für die Praktikanten veranstalten, die eingestellt werden. Wenn wir Glück haben, ist einer dabei, der für uns in Frage kommt.«
»Namen?«, fragte Rajive knapp.
»Keine Ahnung. Wie gesagt, die sind ja noch nicht mal eingestellt.«
»Bekommen die auch Zugriff auf sämtliche Daten, die Sie brauchen?«
»Davon gehe ich aus. Die ACCL hat letztes Jahr mit ein paar Ubatoo-Praktikanten zusammengearbeitet. Das waren ziemlich helle Köpfe, soweit ich mich erinnere. Ich wüsste nicht, warum das dieses Jahr anders sein sollte. Außerdem sind sie für Asads Gruppe vorgesehen, daher gehe ich jede Wette ein, dass sie Zugriff auf alles haben werden. Aber sicher weiß ich das erst, wenn ich mit ihnen gesprochen habe.«
»Schon irgendwelche Termine?«
»Rajive, hören Sie. Ich habe sie noch nicht mal getroffen. Was soll ich Ihnen sagen? Ich kann Ihnen keinen festen Terminplan nennen. Ich ruf Sie ein paar Wochen nach dem Erstkontakt an. Wenn die Sache hinhauen soll, darf ich sie nicht verschrecken. Genaueres sag ich Ihnen dann, wenn wir das nächste Mal telefonieren.«
»Das heißt, Sie sind einen Monat später dran als geplant. Gibt’s auch irgendwas Gutes zu berichten?«
»Nein.«
»Legen Sie sich bei Atiq mehr ins Zeug. Wahrscheinlich ist er nach wie vor Ihre
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