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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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übrigen Teilnehmer am Eingang stehen. Trotz der vielen Leute war es im Raum seltsam leise. Hin und wieder erschallte kurz ein unterdrücktes Lachen aus der allgemeinen gedämpften Geräuschkulisse, aber die meiste Zeit war es ruhig. Stephens Gruppe, die dicht zusammengestanden hatte, als die Tourleiterin sich verabschiedete, zerstreute sich bald in alle Richtungen.
    Das Auswahlverfahren für ein Praktikum bei Ubatoo war berüchtigt. Jeder konnte sich bewerben, ob Student, erfahrener Profi oder irgendwas dazwischen. Anhand von Lebensläufen und Eingangsfragen wurde eine Vorauswahl getroffen. Wer weiterkam, wurde zu der heutigen Veranstaltung eingeladen, um sich einer Reihe von Aufgaben zu stellen. Manchmal mussten Programme geschrieben werden, oder es wurden Fragen gestellt, für die es nur eine einzige Lösung gab. Es wurde ausschließlich am Computer gearbeitet, und die ganze Prozedur zog sich über Stunden hin. Die Bewerber, die am besten abschnitten, erhielten ein Praktikumsangebot, die Übrigen wurden nach Hause geschickt. Obwohl noch niemand wusste, wie viele Leute ausgewählt wurden, stand von vornherein fest, dass es ein schwieriger Wettbewerb werden würde und die meisten nicht erfolgreich sein würden.
    Stephen räumte sich keine großen Chancen ein, aber das kümmerte ihn nicht sonderlich. Er hatte keinen langen Anfahrtsweg gehabt und würde es schon verkraften, wenn er nicht zu den Auserwählten gehörte, da er wusste, dass er in dem, was er machte, gut war. Außerdem fand er es immer noch seltsam, wieder als Praktikant anzufangen, nachdem er schon eine eigene Firma geführt hatte. Aber Molly würde sich freuen, wenn er es versuchte.
    Auf jedem Computerbildschirm erschienen eine Reihe von Multiple-Choice-Fragen, mit denen ermittelt werden sollte, in welche Ubatoo-Abteilung der jeweilige Kandidat am besten passen würde – Ubatoos Entsprechung zum Sprechenden Hut bei Harry Potter. Nach Beantwortung dieser Fragen blieb nur noch banges Warten. Der Typ, der vor Stephen saß, erläuterte seinem Nachbarn gerade lebhaft, welche Bedeutung die Fragen hätten und dass Ubatoo wahrscheinlich schon dabei sei, ein psychografisches Profil der Kandidaten zu erstellen. Die Unterhaltung rechts von ihm war zwar nicht ganz so offenkundig paranoid wie die vor ihm, entbehrte aber auch nicht gewisser Absonderlichkeiten. »Das ist echt sagenhaft«, sagte jemand mit einem starken Akzent, »ich hab für meine Promotion daran gearbeitet, aber ich hätte nie gedacht, dass das mal wirklich verwendet wird.« Es ging um Luftbildverarbeitung und Satelliten und darum, dass Ubatoo mit Hilfe der Bilder detaillierte Modelle von Privathäusern erstellen könne. Der Typ, auf den er einredete, konnte es offensichtlich kaum erwarten, endlich auch zu Wort zu kommen, doch Stephen hörte schon nicht mehr hin. Die Gespräche beruhigten nicht gerade seine Nerven.
    Vor der großen weißen Projektionsfläche an der Wand hinter ihm betrat nun ein Mann die Bühne und stellte sich ans Mikrofon. »Guten Morgen, alle miteinander«, begann er. »Mein Name ist Atiq Asad. Ich freue mich, Sie zu unserem fünften jährlichen Praktikumswettbewerb begrüßen zu können.«
    Im Raum wurde es nicht bloß leise, es wurde schlagartig totenstill.
    Atiq sprach weiter: »Sie alle können stolz sein, es so weit geschafft zu haben. Von den über 3700 Bewerbern in diesem Jahr haben wir aufgrund der Lebensläufe und Arbeitsproben, die Sie uns geschickt haben, 619 zu dem heutigen Wettbewerb eingeladen. Es ist eine wahrhaft illustre Auswahl, und Sie alle sitzen in einem erlesenen Kreis von Leuten Ihres Fachs. Die hier versammelte Brain Power ist der Stoff, aus dem Ubatoo gemacht ist. Ihr verdanken wir unsere unerschöpfliche Erfindungsgabe, unsere Kreativität und die Tatsache, dass wir nach wie vor das innovativste Unternehmen der Welt sind. Über sechzig Prozent von Ihnen haben dieses Jahr Ihren Doktor gemacht oder werden ihn machen. Aber denken Sie nicht, ein Doktortitel sei eine Voraussetzung für Erfolg. Letztes Jahr haben wir einen Mitarbeiter eingestellt, der noch nicht mal die Highschool abgeschlossen hatte. Und dieses Jahr sind wieder zwei Highschool-Schüler unter Ihnen. Wer weiß, vielleicht ist nächstes Jahr ein Kandidat dabei, der noch auf die Grundschule geht. Es ist immer ein bunter, genialer Haufen. Ich heiße Sie alle herzlich willkommen. So, jetzt übergebe ich an Lynn Wiser, die die heutige Veranstaltung mitorganisiert hat. Sie wird Ihnen erklären, wie es

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