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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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persönlich.
     
     
    Stephen spürte, wie sein Herz ins Stolpern geriet. Diesmal war das nicht bloß eine Redensart. Es war eine Folge der beiden Espressi, die er gerade runtergekippt hatte – und natürlich all der Tage und Nächte, die er nicht geschlafen hatte und kaum vom Schreibtisch aufgestanden war.
    »Bis Gilroy sind es nur fünfundvierzig Minuten. Ich schlage vor, wir fahren hin und sehen nach«, sagte Andrew. Der Gedanke hatte ihn die letzten zehn Minuten beschäftigt, und zwar seit er weitere »Ermittlungen« über Claudine und Monica angestellt hatte, zwei von »Bens Frauen«, und rausgefunden hatte, wo sie wohnten. »Brennt ihr denn nicht darauf, sie mal in natura zu sehen?«
    »Andrew, komm wieder runter. Außerdem schlafen die wahrscheinlich längst. Es wäre reine Zeitverschwendung«, sagte Stephen und verdrehte die Augen. Was er eigentlich sagen wollte, war, »kümmer dich um dein eigenes Leben«. Aber das hätte vermutlich nicht sehr überzeugend geklungen aus dem Munde von jemandem, der freiwillig die ganze Nacht hindurch die E-Mails anderer Leute gelesen und wie selbstverständlich in deren Leben rumgeschnüffelt hatte – das alles für einen Kollegen, den er kaum kannte.
    »Auf jeden Fall ist es Zeitverschwendung, da hinzufahren«, meldete Yuri sich zu Wort. »Aber schlafen tun sie nicht.« Yuri übertrug das Bild von JENNY , auf dem zwei blau gefärbte Häuser zu sehen waren, auf eine der LCD -Wände. »Beide sind anscheinend noch auf und chatten.«
    Andrew lächelte triumphierend. »Sonst noch was, Stephen?«
    »Andrew, denk doch mal nach. Du willst zu ihnen fahren? Glaubst du etwa, die bitten dich herein? Dass Claudine vielleicht ein Glas mit dir trinkt und du die Kamera rausholen kannst oder was?«
    »Du hast bisher ja wohl auch munter mitgemacht. Außerdem wäre es doch lustig, mal hier rauszukommen und was zu unternehmen.«
    »Er hat recht. Ich bin dabei, Andrew«, sagte Kohan. »Außerdem hab ich wirklich nichts dagegen, mal früher hier rauszukommen.«
    »Fällt euch nichts Besseres ein? Lasst doch die armen Frauen in Ruhe«, warf Stephen ein.
    »Du verpasst was. Weiß jemand, wo ich ein Fernglas oder so herkriege?«, fragte Kohan.
    »Ich komm auch mit«, erklärte Rob. »Vielleicht wird das eine perfekte Nacht, und wir sehen da auch Ben und Jenny. Stephen, Yuri, kommt ihr nun mit oder nicht?«
    »Also, ich kann schon mitkommen«, sagte Yuri. »Wir können ja einen von Ubatoos Straßen-Scanner-Vans nehmen. Die haben Kameras auf dem Dach und super Zoomobjektive, für die hochauflösenden Bilder, die wir sammeln. Wenn da irgendwas von außen zu sehen ist, schicken wir es dir über das interne Netzwerk, damit du auch alles sehen kannst, Stephen.«
    »Danke nein, Yuri. Ich denke, ich hab mehr als genug von Claudine und Monica gesehen.«
    »Wir können einen Scanner-Van nehmen?«, fragte Andrew begeistert.
    »Na klar. Ich benutze ständig einen für meine Arbeit. Außerdem haben wir noch nie richtig getestet, welche Leistung die Dinger nachts bringen«, sagte Yuri. »Wer weiß, vielleicht veröffentliche ich einen Aufsatz über ihre Nachtleistung.« Möglicherweise meinte Yuri das als Scherz, aber eindeutig war das nicht.
    »Von mir aus kann’s losgehen!«, rief Andrew und sprang so plötzlich von seinem Stuhl auf, dass der arme Yuri, der direkt vor ihm stand, zusammenschreckte. Kohan schnappte sich seinen Cowboyhut und war blitzschnell zur Tür hinaus. Die anderen hatten Mühe, mit dem auf und ab hüpfenden Hut Schritt zu halten.
    »Dann mal viel Glück«, murmelte Stephen vor sich hin. Er musste dringend mit seinem Projekt für Sebastin anfangen, wollte aber vorher seinen Kaffeedurst löschen. Dann dachte er daran, wie sein Herz eben gestolpert war. »Ich glaub, es reicht«, sagte er laut, obwohl niemand mehr da war, der ihn hätte hören können.

TRÄUME VON JENNY
    15. Juli 2009.
     
    Herzrasen hin oder her, er hätte sich trotzdem noch einen Kaffee holen sollen. Obwohl er fest entschlossen war, sein Arbeitspensum zu schaffen, erwiesen sich das Fehlen der Kollegen und die vielen schlaflosen Nächte als würdige Gegner. Nach einer Stunde gab Stephen es auf und machte Feierabend. Er wankte benommen nach Hause, todmüde und trotzdem leicht kribbelig vom Koffein. Mit jedem Schritt schlurften seine Füße über die losen Steinchen auf dem Bürgersteig.
    Als er schließlich die Wohnung betrat, war Molly hellwach. Sie saß wie immer an ihrem Computer und hatte die Welt um sich herum

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