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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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Mausklick erschienen die Fotos auf dem zweiten Bildschirm. Klick, auf dem dritten setzten sich ruckelnd Videos in Gang.  
    »Stephen. Das sind doch deine Freunde. Nimm die Bilder weg. Mach, dass sie aufhören«, flehte Molly und versteckte sich unter dem Laken.
    Er flog förmlich die paar Schritte, dann war er bei Andrew. »Schluss damit. Lösch sie, alle. Sofort.«
    »Klar.« Andrew drückte ein paar Tasten, die LCDs gingen aus. Im Zimmer wurde es dunkel. »Alles gelöscht.«
    Molly sank zurück auf ihr Kissen.
    »Seht euch das mal an.« Yuris Stimme.
    Auf dem mittleren LCD-Bildschirm erschien langsam eine Karte aus dem JENNY-System, mit Stephens und Mollys Wohnung im Zentrum. Sie war schwarz, es waren keine Online-Aktivitäten im Gange. »Das sieht gut aus«, rief Stephen. »Danke.«
    Yuri zog die Maus zu sich, zoomte die Karte heran. Die zwei LCD-Bildschirme rechts und links zeigten die angrenzenden Stadtviertel. Mit winzigen, kaum hörbaren Klicks verfärbten sich alle Häuser nacheinander – aus Schwarz, Grün, Blau und anderen Farben wurde Pink. Eine sonderbare Stimme erklärte: »Molly hat sich in die Herzen und Häuser aller Nachbarn geschlichen.«
    Yuri zog die Maus noch weiter zurück. Dutzende LCD-Bildschirme bedeckten die Wand, vergrößerten die Karte in alle Richtungen. Wie fließendes Wasser schlängelte sich das Pink von Haus zu Haus, die einzelnen Ströme verzweigten und kreuzten sich, bis alle LCDs in nur einer Farbe hell leuchteten. Das helle Pink fiel auf Molly, die noch immer nur mit einem dünnen durchscheinenden Laken bedeckt war und gebannt auf die Bildschirme ringsherum starrte; fiel auf Andrews Gesicht, der Molly taxierte; fiel auf Yuri mit der Kamera in der Hand.
    Die Stimme sprach weiter, doch die Worte verloren sich in dem Licht und die Szenerie wurde ausgeblendet.
    Andrew gab Yuri ein Zeichen, woraufhin der ihm die Kamera zuwarf.
    »Noch ein Foto, nur für mich«, erklärte Andrew. Blitz. Ein mit grellem weißem Licht gefüllter Raum. Das Bettlaken konnte den Körper darunter nicht verbergen.
     
    Stephens Atmung beruhigte sich, und er fiel in einen stillen, beständigen Schlaf. Dabei hielt er Molly ein bisschen zu fest umklammert, so dass sie, obwohl sie eigentlich noch einmal auf ihre Website schauen wollte, doch lieber liegen blieb. Sie beide konnten den Schlaf gebrauchen. Wie so oft würde sie von ihren eigenen Träumen heimgesucht werden, und es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass dann jemand bei ihr war. Sie schliefen volle fünf Stunden, so lange waren sie seit Tagen nicht mehr zusammen gewesen, hielten sich aneinander fest, in einem Kokon aus lebhaften Träumen und totaler Erschöpfung.

EIN FÜNF-SCHRITTE-PROGRAMM
    Halluzinationen und Archetypen
     
    16. Juli 2009.
     
    Als Stephen erwachte, war die Wohnung leer und von Morgenlicht durchflutet. Statt Molly lag ein Zettel neben ihm.
     
    Heute Morgen ein paar richtig schöne Ergebnisse! Anscheinend kommt endlich mehr rein. Danke für deine Hilfe. Was immer Andrew auch gemacht hat, es funktioniert! Mehr Klicks und mehr Posts auf meiner Website, als ich gedacht hätte. Lass uns versuchen, heute Abend zu reden. Ich hab dir so viel zu erzählen. Wir haben uns so lange nicht mehr richtig unterhalten.
     
    Alles Liebe, Molly
     
    Er hielt den Zettel ein paar Sekunden lang in der Hand. Molly hatte ihm noch nie eine handgeschriebene Notiz hinterlassen. Und er konnte sich auch nicht erinnern, wann er überhaupt zuletzt eine handgeschriebene Nachricht erhalten hatte. Molly hatte ihm jede Menge E-Mails geschrieben, aber die waren meist kurz und sachlich. Sie hatte nie mit »Alles Liebe« unterschrieben.
    Trotzdem war es gut möglich, dass er es nicht schaffen würde, am Abend rechtzeitig wieder zu Hause zu sein. Vor der Besprechung mit Sebastin, von dem er zuletzt vor sieben Tagen gehört hatte, hatte er einen Riesenberg an Arbeit zu erledigen. Außerdem musste er auch noch zu einer Unternehmensversammlung. Und obendrein brannte er vor Neugier zu hören, wie Kohans Nacht gelaufen war.
     
     
    Stephen hatte Sebastin nichts Konkretes versprochen. Dennoch wollte er ihn beeindrucken. Er hatte stets nach dem Motto gelebt, wenig zu versprechen und viel zu liefern. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass Sebastin, falls er es nicht vergessen hatte, bei Atiq ein gutes Wort für ihn einlegte. Und Atiq hielt eindeutig große Stücke auf den Mann.
    Mit einem heißen Cappuccino und zwei frischen Schokocroissants vom Gebäckstand ausgestattet,

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