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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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trat näher, viele der
Markierungen kannte sie.
    »Die sind für
Strom«, sagte sie und zeigte auf die Symbole über den Linien.
    Solo nickte. »Wir
haben hier keinen eigenen Strom mehr. Der kommt von woanders, glaube ich. Geht
alles automatisch.«
    »Der kommt von
woanders?« Juliette spürte, wie sie wütend wurde. Wie viele lebenswichtige
Dinge gab es denn noch, die dieser Mann für unwichtig hielt? »Sonst noch was?
Hast du einen Fluganzug, mit dem ich in meinen Silo zurückfliegen kann? Oder
gibt es unterirdische Geheimgänge, und wir können einfach hinspazieren?«
    Solo lachte und sah
sie an, als wäre sie verrückt. »Nein«, sagte er. »Dann wäre es ja eine Saat, nicht mehrere. Dann würde ein schlechter Tag gleich alles kaputt machen.
Außerdem sind die großen Bohrer kaputt. Sie haben sie einfach in der Erde stecken
lassen.« Er deutete auf eine Nische, einen rechteckigen Bereich, der von der
Mechanik abging. Juliette sah genau hin. Sie erkannte jedes Stockwerk ganz
unten auf den ersten Blick, aber diesen Raum hatte sie noch nie gesehen.
    »Was für Bohrer ?«
    »Die Maschinen, mit
der die Erde ausgehoben worden ist. Du weißt schon, die Maschinen, mit denen
die Silos gebaut worden sind.« Er strich mit der Hand über die gesamte Länge
des Silos. »Sie waren wohl zu schwer, um sie wieder herauszubekommen, also
haben sie einfach Wände davorgegossen.«
    »Funktionieren die
Bohrer noch?«, fragte Juliette. In ihr wuchs eine Idee. Sie dachte an die Minen
und wie sie geholfen hatte, von Hand weiterzugraben. Sie stellte sich die
Maschinen vor, mit denen man das Loch für einen ganzen Silo gegraben hatte, und
sie überlegte, ob sie damit auch eine Verbindung zwischen den Silos
würde graben können.
    Solo schnalzte mit
der Zunge. »Keine Chance. Da unten geht gar nichts mehr. Alles kaputt.
Außerdem …«, er hielt eine Hand quer vor ein Stockwerk im unteren Bereich,
»… ist es überflutet bis zum …« Er drehte sich zu Juliette um. »Moment. Willst
du raus ? Wohin denn?« Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ich will nach
Hause«, sagte Juliette.
    »Warum das denn? Sie
haben dich doch rausgeschmissen, oder? Du bleibst schön hier. Wir wollen hier
nicht weg.« Er kratzte sich den Bart und schüttelte den Kopf.
    »Jemand muss das
alles erfahren«, sagte Juliette. »Die anderen Menschen da draußen. Der ganze
Platz da draußen. Die Menschen in meinem Silo müssen das wissen.«
    »Das wissen die Menschen in deinem Silo doch«, sagte er.
    Er betrachtete sie
spöttisch, und Juliette dämmerte, dass er recht hatte. Ihr wurde bewusst, wo in
diesem Silo sie gerade standen. Sie waren im Herzen der IT, in einem versteckten Raum unter den Servern, der
ursprünglich sogar vor den Menschen verborgen worden war, die ansonsten Zutritt
zu allen Geheimnissen des Silos gehabt hatten.
    Jemand in ihrem Silo
wusste Bescheid. Jemand hatte dafür gesorgt, dass diese Dinge über Generationen
geheim geblieben waren. Hatte entschieden, allein und ohne jede Rücksprache,
was die anderen wissen durften und was nicht. Und dieser Jemand war genau der
Mann, der Juliette in den Tod geschickt hatte …
    »Erzähl mir, was du
über diese Kabel weißt«, sagte Juliette. »Wie hast du mit dem anderen Silo
gesprochen? Ich muss das ganz genau wissen.«
    »Warum?«, fragte
Solo und schien vor Juliette zusammenzusinken. Seine Augen weiteten sich vor
Angst.
    »Weil«, sagte sie,
»es jemanden gibt, mit dem ich ganz dringend sprechen muss.«

51. KAPITEL
    »Nichts kann den Unstern dieses Tages wenden:
    Er hebt das Weh an, andre müssens enden!«
    Das
Warten dauerte endlos. Ein langes Schweigen, die Kopfhaut juckte, das Hemd
klebte am Rücken, die Ellenbogen unbequem aufgestützt, die Oberkörper vorgebeugt,
die Bäuche gegen die Konferenztische gepresst. Lukas sah am Lauf seines Gewehrs
entlang durch das eingeschlagene Fenster des Konferenzraums. Im Fensterrahmen
steckten noch ein paar Glasstückchen, die ihn an durchsichtige Zähne
erinnerten. Sims hatte die Scheibe einfach mit seinem Gewehr zerschossen, Lukas
konnte noch immer den Nachhall des Schusses hören. Er roch den beißenden Geruch
des Schießpulvers, sah die besorgten Gesichter der anderen Techniker. Das
zerstörte Fenster wirkte so vollkommen unnötig. All diese Vorbereitungen, die
schweren Gewehre, die sie aus dem Lager geholt hatten, die Unterbrechung seines
Gesprächs mit Bernard, die Nachricht, dass die Leute von ganz unten
heraufkommen würden – das alles ergab einfach

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