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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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kleinen
Funkgeräts waren ausgebaut und wieder so zusammengesteckt worden, dass alles
miteinander verbunden war. »Gleichstrom haben wir hier.« Er klopfte auf den
Transformator, den er gebaut hatte, um den Akku zu überbrücken. »Und der
Kopfhörer funktioniert auch.« Er drückte den Empfangsknopf, und sofort war ein
statisches Rauschen aus den Arbeitskopfhörern zu hören. »Aber es kommt nichts
durch. Sie sagen einfach nichts.«
    Jenkins musterte
ihn.
    »Ich hatte es die
ganze Nacht an, und ich habe einen leichten Schlaf«, versicherte Walker ihm.
»Sie benutzen den Funk nicht.«
    Jenkins rieb sich
das Gesicht und ballte die Faust. Mit geschlossenen Augen hielt er sich den
Kopf, seine Stimme klang müde. »Meinst du, es ist vielleicht etwas
kaputtgegangen, als du es aufgebrochen hast?«
    »Ich habe es
auseinandermontiert«, sagte Walker, »nicht aufgebrochen.«
    Jenkins blickte an
die Decke und entspannte seine Faust. »Meinst du, sie wissen, dass wir eines
haben? Ich schwöre dir, dieser verfluchte Priester, den sie geschickt haben,
der ist ein Spion! Seit wir ihn hereingelassen haben, damit er die
Sterbesakramente erteilt, geht ständig alles kaputt.«
    »Ich denke schon,
dass sie die Funkgeräte noch immer benutzen, nur dieses hier ist irgendwie
nicht an das Netz angeschlossen. Weißt du was? Ich baue eine andere Antenne,
eine stärkere.«
    Er deutete auf die
Kabel, die sich von der Werkbank bis zur Decke hinaufwanden.
    Jenkins folgte
Walkers Finger, dann fuhr er zur Tür herum. Auf dem Flur war wieder Geschrei zu
hören. Harper lauschte kurz, grub aber sofort seinen Löffel wieder in den
Maisbrei.
    »Seit fast einer
Woche schießen wir blind drauflos. Ich brauche Ergebnisse, keine
Unterrichtsstunde über diesen …«, mit einer Handbewegung deutete Jenkins auf
Walkers Werkbank, »diesen … ganzen Hokuspokus.«
    Walker ließ sich auf
seinen Lieblingshocker fallen und besah sich die unzähligen Schaltkreise, die
ursprünglich in dem winzigen Funkgerät untergebracht gewesen waren. »Das ist
kein Hokuspokus«, sagte er, »das ist Elektrotechnik. Ich weiß, wie die meisten
dieser Teile funktionieren, aber über das Gerät an sich ist außerhalb der IT nichts bekannt. Ich muss die Technik zu begreifen
versuchen, während ich das Ding zusammenflicke.«
    Jenkins rieb sich
den Nasenrücken. »Gib mir einfach Bescheid, wenn du Neuigkeiten für mich hast.
Alle anderen Aufträge können warten. Nur das hier ist derzeit wichtig.
Verstanden?«
    Walker nickte.
Jenkins drehte sich um und blaffte Harper an, er solle zum Teufel noch mal vom
Boden aufstehen.
    Als Walker wieder
allein war, starrte er auf das zerlegte Gerät, das vor ihm auf der Werkbank
lag. Die grünen Lämpchen blinkten, als wollten sie ihn verhöhnen. Aus
jahrzehntelanger Gewohnheit griffen seine Hände nach der Lupenbrille, obwohl er
eigentlich nur zurück in seine Koje wollte, sich die Decke über den Kopf ziehen
und schlafen.
    Er ließ seinen Blick
über all die Dinge schweifen, die er reparieren musste, und wie immer dachte er
dabei an Scottie, seinen kleinen Schatten, der weggegangen war, um in der IT zu arbeiten. Es hatte eine kurze Zeit gegeben, in der
Walker glücklich gewesen war – inzwischen glitt diese Zeit in immer weitere
Ferne und verblasste in der Vergangenheit. Damals hätte sein Leben vorbei sein
sollen, dann hätte er nichts von dem Leid da draußen erfahren müssen.
    Er empfand nur noch
Furcht und Angst. Und Reue.
    Er – er hatte all
das ausgelöst, all diesen Lärm und die Gewalt. Davon war Walker überzeugt. Für
jedes verlorene Leben trug er die Verantwortung. Jede Träne, die vergossen
wurde, wurde durch seine Schuld vergossen. Niemand sagte es, aber er spürte,
dass alle so dachten. Eine kurze Nachricht an die Versorgungsabteilung, ein
Gefallen, den er Juliette hatte tun wollen, nur ein kurzer Moment, in dem er
ihr Achtung hatte erweisen, ihr die Chance hatte geben wollen, ihre Hypothesen
zu überprüfen und sich außerhalb der Sichtweite des Silos zum Sterben zu legen – und schon waren die Ereignisse ins Rollen gekommen.
    Das war es nicht
wert gewesen, befand er. Das war das Ergebnis unterm Strich: Es lohnte sich
nicht. Nichts schien sich mehr zu lohnen.
    Er beugte sich über
die Werkbank und machte sich an die Arbeit. Das tat er immer, das hatte er
immer getan. Und nun gab es kein Entkommen mehr, er konnte diese Finger mit
ihrer pergamentenen Haut nicht stoppen, diese Handflächen mit den tiefen
Linien, die bis zu seinen

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