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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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gefolgt vom Rattattattat der Bösen.
    Dann ein
ohrenbetäubender Knall, das Brüllen explodierenden Pulvers auf Stahl, dann eine
kurze Feuerpause. Stiefel polterten über den Flur, vorbei an seiner Tür. Die
Stiefel gaben den Takt der Musik dieser neuen Welt an. Die Musik konnte er in
seiner Koje hören, selbst wenn er sich die Decke über den Kopf zog, selbst wenn
er sich die Kissen auf die Ohren presste, selbst wenn er wieder und wieder laut
flehte, es möge doch bitte aufhören.
    Die Stiefel im
Korridor brachten noch mehr Geschrei mit sich. Walker rollte sich eng zusammen,
zog die Knie an die Brust und fragte sich, was nun schon wieder los war – er
fürchtete, es sei schon Morgen und er müsste aufstehen.
    Ein kurzer Moment
der Stille folgte, die Ruhe, mit der man sich um die Verletzten kümmerte. Ihr
Stöhnen war zu schwach, als dass er es durch seine Tür hätte hören können.
    Walker versuchte
einzuschlafen, bevor die Musik wieder lauter wurde. Doch wie immer war die
Stille noch schlimmer – er wartete angespannt auf die nächste Explosion. Und
dann bekam er Angst, dass der Widerstand gebrochen wäre, dass die Bösen
gewonnen hätten und ihn holen würden …
    Jemand klopfte an
die Tür, eine kleine, wütende Faust, unverkennbar für seine geübten Ohren. Vier
harte Schläge, dann war sie wieder weg.
    Shirly. Sie stellte
seine Frühstücksration immer an den gewohnten Platz und nahm die Reste des
weitgehend unangetasteten Abendessens mit. Walker drehte sich noch einmal auf
die andere Seite. Stiefelknallen. Immer in Eile, immer in Angst, immer im
Krieg. Sein einst so ruhiger Flur, der abseits gelegen war von den Maschinen
und Pumpen, um die man sich allmählich wieder kümmern müsste, dieser Flur war
nun eine geschäftige Verkehrsachse. Wichtiger war nur noch die Eingangshalle,
dieser Schacht, in dem der Hass sich staute. Zur Hölle mit dem Silo, den Leuten
oben und den Maschinen unten, kämpft ihr nur um diesen wertlosen Streifen Land,
stapelt die Leichen auf beiden Seiten, so lange, bis einer aufgibt, tut, was ihr
tun müsst, tut, was ihr gestern schon getan habt … Niemand schien sich weiter
zurückerinnern zu wollen als bis zum gestrigen Tag. Nur Walker. Er erinnerte
sich …
    Die Tür zu seiner
Werkstatt flog auf. Walker sah unter seiner Decke hervor und konnte Jenkins
sehen, einen jungen Mann um die zwanzig, der auch mit seinem Bart kaum älter
wirkte. Er hatte nach Knox’ Tod das Chaos in der Mechanik übernommen. Der Junge
schritt durch das Gewirr aus Werkbänken und verstreuten Einzelteilen direkt auf
Walkers Koje zu.
    »Ich bin wach!«,
stöhnte Walker und hoffte, Jenkins würde wieder gehen.
    »Das sehe ich!«
Jenkins erreichte die Koje und stieß Walker mit dem Gewehrlauf in die Rippen.
»Los, alter Mann, steh auf!«
    Walker wedelte mit
einem Arm, um den Jungen zu vertreiben.
    Jenkins sah durch
seinen Bart düster auf ihn herunter, seine jungen Augen waren sorgenvoll
zusammengekniffen. »Du musst das Funkgerät reparieren, Walk. Wir werden da
draußen bombardiert. Und wenn ich ihre Gespräche nicht abhören kann, dann wird
es allmählich schwierig, noch länger die Stellung zu halten.«
    »Ich habe die ganze
Nacht daran gearbeitet«, sagte Walker. Er rieb sich das Gesicht. Sein Atem roch
grauenerregend.
    »Funktioniert es?
Wir brauchen das Gerät, Walk. Du weißt, dass Hank seinen Hals riskiert hat, um
uns das Ding zu holen, oder?«
    »Na, dann hätte er
eben ein bisschen mehr riskieren und uns auch ein Handbuch bringen sollen!«
Walker stand unter dem Protest seiner Gelenke auf und ging zu einer Werkbank
hinüber. Seine Beine schliefen noch halb, seine Hände kribbelten, sie waren so
schwach, dass er die Finger nicht zur Faust ballen konnte.
    »Den Akku hab ich
ausgebaut«, sagte er zu Jenkins. »Das war wohl nicht das Problem.« Er blickte
zur offenen Tür und sah Harper im Flur stehen, einen Raffineriearbeiter, der
nun Soldat geworden war. Als Pieter getötet worden war, war Harper zu Jenkins’
Stellvertreter ernannt worden. Er schielte auf Walkers Frühstück.
    »Bedien dich!«,
sagte Walker und machte eine wegwerfende Handbewegung zu der dampfenden
Schüssel hin.
    Mit großen Augen
blickte Harper ihn an, zögerte dann aber nicht länger. Er lehnte sein Gewehr an
die Wand, setzte sich auf die Türschwelle und schaufelte das Essen in sich
hinein.
    Jenkins knurrte
abschätzig, sagte aber nichts.
    »So, hier.« Walker
zeigte ihm die Anordnung auf der Werkbank. Verschiedene Teile des

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