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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Shirlys Füßen. Sie landete hart auf dem
Stahlboden, ihr Kinn schrappte über die geriffelten Platten, fast fiel ihr das
Dynamit aus den Händen.
    Ihre Ohren dröhnten,
als sie wieder aufstand. Männer bewegten sich hinter dem Handlauf, Schüsse
krachten in die Rauchwand, die aus dem neuen Loch in dem verdrehten,
aufgerissenen Stahl klaffte. Von fern hörte man die Schreie der Verletzten auf
der anderen Seite.
    Während die Männer
kämpften, befühlte Shirly ihre Taschen und wühlte nach den Sendern.
    Und wieder schienen
sich die Kriegsgeräusche zu entfernen, belanglos zu werden, als sie durch die
Tür der Generatorenhalle und zurück zu Walker eilte. Ihre Lippe blutete, aber
sie hatte wichtigere Dinge im Kopf.

69. KAPITEL
    Silo
17
    Juliette
zog sich durch das kalte, dunkle Wasser voran. Sie stieß blind gegen die Decke,
die Wand. Mit leeren, brennenden Lungen holte sie den schlaffen Atemschlauch
ein, sie hatte keine Ahnung, wie schnell sie vorankam, bis sie endlich gegen
die untere Treppe in der Mechanik prallte. Ihr Gesicht schlug von innen gegen
den Helm, die Dunkelheit wurde kurz von einem Lichtblitz durchzuckt. Sie
schwebte benommen im Wasser, der Schlauch glitt ihr aus den Händen.
    Als sie allmählich
wieder zu Bewusstsein kam, tastete sie nach der wertvollen Rettungsleine. Sie
stieß mit dem Handschuh auf irgendetwas, packte es und wollte sich daran
weiterziehen, merkte jedoch, dass es die dünnere Stromleitung war. Sie ließ los
und ruderte in dem trüben Dunkel mit den Armen. Ihre Stiefel stießen gegen
etwas. Oben und Unten waren nicht mehr auseinanderzuhalten. Juliette hatte das
Gefühl, auf den Kopf gestellt zu werden, sie war orientierungslos, wie in
Trance.
    Sie traf auf eine
harte Fläche – also trieb sie nach oben, weg von dem Schlauch.
    Sie stieß sich von
der Fläche ab, die sie für die Decke hielt, und schwamm in die Richtung, in der
sie den Boden vermutete. Ihre Arme verhedderten sich in etwas, das sie an ihrer
Brust spürte. Sie konnte es greifen, erwartete, dass es das Kabel war – und
hielt den leeren Atemschlauch in der Hand. Luft war keine mehr darin, aber er
würde ihr weiter den Weg weisen.
    Sie zog in die eine
Richtung, holte lediglich schlaffes Schlauchmaterial ein, dann versuchte sie es
mit der anderen. Das Gummi spannte sich. Juliette zog sich weiter in das
Treppenhaus hinein. Sie kämpfte um jeden Zentimeter, ein Kampf, der ewig zu
dauern schien.
    Als sie oben ankam,
war sie außer Atem. Sie keuchte. Dann wurde ihr klar, dass sie gar nicht außer
Atem war, sondern ganz einfach keine Luft mehr hatte. Sie hatte alle
verbleibende Luft im Overall aufgebraucht.
    Während sie sich
über den Flur hangelte, probierte sie erneut, den Funkkontakt herzustellen. In
ihrem Anzug hatte sie leichten Auftrieb, allerdings nicht annähernd so viel wie
unten in der Maschinenhalle.
    »Solo? Kannst du
mich hören?«
    Der Gedanke, wie
viel Wasser noch immer über ihr stand, vier Stockwerke voller Wasser, war
erdrückend. Wie viel Luft hatte sie noch im Overall? Für ein paar Minuten? Wie
lange würde es dauern, um an die Oberfläche zu schwimmen? Länger. Sehr viel
länger. Irgendwo auf diesen pechschwarzen Fluren gab es sicherlich
Pressluftflaschen, aber wie sollte sie die finden? Sie hatte keine Zeit, um zu
suchen. Sie hatte nur den verrückten Drang, aus der Mechanik heraus und zur
Treppe zu kommen und aufzutauchen.
    Sie sprang, zog sich
um die letzte Ecke und zum Hauptkorridor. Ihre Muskeln brannten, protestierten
gegen die ungewohnte Anstrengung, gegen die schwere Atmosphäre der
Unterwasserwelt, gegen den Widerstand des plumpen Anzugs. Dann sah sie, dass
sich das dunkle Wasser von Tiefschwarz zu einer grafitgrauen Nuance aufhellte.
    Juliette spreizte
die Beine und schob sich den Schlauch zwischen die Schenkel. Sie prallte immer
wieder an die Decke, vermutete aber die Sicherheitsschranke und das Treppenhaus
direkt vor sich. Sie war schon tausendmal einen solchen Korridor
entlanggewandert, zweimal auch in schwarzer Nacht, als die Hauptschalter
ausgefallen waren. Sie erinnerte sich, wie sie damals über den Flur getorkelt
war und ihren Mitarbeitern gesagt hatte, alles sei okay, sie sollten nur die Ruhe
bewahren, sie werde alles in Ordnung bringen.
    Nun versuchte sie,
sich selbst das Gleiche zu sagen, sich selbst anzulügen und sich einzureden,
dass alles okay sei, dass sie sich nur weiterbewegen müsse und nicht in Panik
verfallen dürfe.
    An der Sicherheitsschranke
setzte der Schwindel ein. Das

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