Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
Vom Netzwerk:
noch höher. Kommt schon. Schneller.«
    Die anderen
stöhnten. Die Kinder von Silo siebzehn taten, als hätte Juliette längst den
Verstand verloren, trotzdem stiegen sie fügsam hinter ihr die Treppe hinauf.
Sie richteten sich nach Solos Geschwindigkeit, der nach etwas Obst und Wasser
zunächst aufgeblüht war, nun von Stockwerk zu Stockwerk aber wieder langsamer
wurde.
    »Wo sind denn deine
Freunde, mit denen du eben gesprochen hast?«, fragte Rickson. »Kommen sie uns
helfen?« Er verzog das Gesicht, als Solo zur Seite schwankte. »Der Mann ist
schwer.«
    »Sie können uns
nicht helfen«, sagte Juliette. »Man kommt von dort aus nicht hierher.« Oder
umgekehrt , dachte sie.
    Ihr war schlecht vor
lauter Sorge. Sie musste in die IT und Lukas anrufen,
musste herausfinden, was drüben im Silo vor sich ging. Sie musste ihm erzählen,
wie erbärmlich ihr Tauchgang gescheitert war, wie kläglich sie immer wieder
versagte. Es gab kein Zurück. Sie konnte ihre Freunde nicht retten. Sie konnte
den anderen Silo nicht retten. Sie blickte über die Schulter zurück. Ihr Leben
würde das einer Mutter werden, einer Mutter von Kindern, die nur überlebt
hatten, weil die Leute, die nach dem Aufstand hier übrig geblieben waren, nicht
den Mumm gehabt hatten, sie umzubringen. Oder das Herz , dachte Juliette.
    Sie gingen ein
weiteres Stockwerk hinauf, Solo schien langsam wieder zu Kräften zu kommen. Sie
hielten in der Mitte an, benutzten die Toiletten, deren Spülungen nicht mehr
funktionierten. Juliette half den Kindern. Sie mochten es nicht, sie machten
lieber auf die Erde auf der Farm. Juliette sagte, das sei auch richtig, sie
müssten nur auf die Toiletten gehen, wenn sie unterwegs seien. Sie erzählte
ihnen nicht, dass Solo im Laufe der Jahre die Wohnungen auf mehreren
Stockwerken auf diese Weise ruiniert hatte. Sie erzählte ihnen nicht von den
schwarzen Wolken von Fliegen, die sie dort gesehen hatte.
    Sie aßen ihren
letzten Proviant, hatten aber noch genügend Wasser. Juliette wollte es bis zur
Hydrokulturfarm im Sechsundfünfzigsten schaffen und die Nacht dort verbringen.
Auf der Farm würde es genügend Essen und Wasser für den Rest der Reise geben.
Immer wieder probierte sie das Funkgerät, obwohl sie genau wusste, dass die
Batterie irgendwann leer sein würde. Es kam keine Antwort. Sie verstand nicht,
warum sie die anderen überhaupt hatte hören können, denn eigentlich hätten die
Funkgeräte in den einzelnen Silos doch unterschiedlich eingestellt sein müssen,
damit sie einander nicht störten. Es musste Walkers Verdienst gewesen sein, er
musste irgendetwas gebastelt haben. Wenn sie wieder in der IT waren, würde sie herausbekommen, was er gemacht hatte,
und dann ihn oder Shirly kontaktieren können? Sie war sich nicht sicher, Lukas
hatte schließlich von seinem Platz in der IT auch keine Möglichkeit, mit der Mechanik zu sprechen oder sie
durchzustellen. Sie hatte ihn immer wieder danach gefragt.
    Lukas …
    Und dann fiel es
Juliette wie Schuppen von den Augen.
    Das Funkgerät in
Solos Zimmer. Was hatte Lukas eines Abends gesagt? Sie hatten sich spät noch
unterhalten, und er hatte gesagt, dass er lieber von unten aus mit ihr sprechen
würde, da sei es bequemer. Bekam er von dort nicht immer seine Informationen
über den Aufstand? Über genau so ein Funkgerät, wie Solo eines hatte, unten bei
den Servern, hinter diesem Stahlkäfig, für den er den Schlüssel nie gefunden
hatte.
    Juliette drehte sich
zu der Gruppe um. Die Kinder blieben stehen und sahen zu ihr hinauf. Helena,
die junge Mutter, die nicht einmal wusste, wie alt sie war, versuchte, ihr Baby
zu beruhigen. Das namenlose Kind mochte das Schaukeln des Aufstiegs und begann
zu weinen, sobald sie stehen blieben.
    »Ich muss nach
oben«, sagte sie. Sie sah Solo an. »Wie geht’s dir?«
    »Mir? Mir geht’s
gut.«
    Er sah allerdings
nicht gut aus.
    »Kannst du die
Kinder bis nach oben bringen?«
    Solo nickte.
    Dann wandte sie sich
Rickson zu. »Alles in Ordnung?«
    Der Junge senkte den
Kopf. Sein Widerstand schien sich allmählich aufzulösen. Die kleineren Kinder
fanden es ohnehin aufregend, endlich einmal neue Teile des Silos zu erkunden
und laut herausschreien zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass ihnen etwas
passierte. Sie begriffen langsam, dass es nur noch zwei Erwachsene gab, und die
schienen gar nicht so übel zu sein.
    »Im
Sechsundfünfzigsten gibt es etwas zu essen«, sagte sie.
    »Zahlen«, sagte
Rickson. »Ich kann nicht so

Weitere Kostenlose Bücher