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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Stimme: Bist
du das tatsächlich?
    Die Stimme war zu
hoch, als dass es Walker hatte sein können. Sie kannte diese Stimme. Woher
kannte sie sie bloß? Sie war müde und verwirrt. Wieder drückte sie auf den
Knopf.
    »Hier ist Juliette.
Wer ist da?«
    War das Hank?
Vielleicht war es Hank. Er hatte immer ein Funkgerät gehabt. Oder vielleicht
hatte sie auch den falschen Silo erwischt. Vielleicht hatte sie alles versaut.
    Ich brauche
Funkstille. Alle Funkgeräte aus. Sofort.
    Galt das ihr?
Juliette schwirrte der Kopf.
    Du solltest nicht
auf dieser Frequenz senden , sagte die Stimme. Dafür müsste man dich eigentlich zur Reinigung
schicken.
    Juliette fiel die
Hand in den Schoß. Geschlagen sank sie gegen den Tisch. Natürlich kannte sie
die Stimme.
    Bernard.
    Seit Wochen hatte
sie mit dem Mann sprechen wollen, seit Wochen hatte sie gehofft, er werde noch
einmal abnehmen. Aber nicht jetzt. Jetzt hatte sie ihm nichts zu sagen. Sie wollte
mit ihren Freunden sprechen, dafür sorgen, dass alles gut würde.
    Sie drückte auf das
Funkgerät.
    »Hört auf zu
kämpfen«, sagte sie. Alle Entschlossenheit war aus ihr gewichen. Sie wollte nur
noch, dass die Welt sich beruhigte, dass die Menschen lebten und alt wurden und
friedlich starben.
    Wo wir gerade von
Reinigungen sprechen , quakte die Stimme. Morgen findet gleich die erste statt. Deine
Freunde stehen schon Schlange. Und ich glaube, du kennst den Glücklichen, der
als Erster gehen darf.
    Juliette rührte sich
nicht. Sie fühlte sich wie tot. Sie hatte keine Kraft mehr.
    Das hat mich
wirklich überrascht. Stell dir vor, da finde ich einen vernünftigen Mann, einen
Mann, dem ich vertraue, und dann wird er von dir vergiftet.
    Sie drückte den
Mikrofonknopf mit der Faust.
    »Du wirst in der
Hölle schmoren«, sagte sie.
    Zweifellos , sagte Bernard. Und bis dahin
verwahre ich ein paar Dinge, die, glaube ich, dir gehören. Einen Ausweis mit
deinem Bild drauf, ein hübsches kleines Armband und einen Ehering, der so gar
nicht offiziell aussieht. Und da frage ich mich …
    Juliette stöhnte.
Sie spürte ihren Körper nicht mehr. Sie hörte kaum noch ihre eigenen Gedanken.
    »Worauf willst du
hinaus, du krankes Arschloch?«
    Die letzten Worte
spuckte sie aus, ihr Kopf fiel zur Seite, ihr Körper verlangte nach Schlaf.
    Ich spreche von
Lukas, der mich betrogen hat. Wir haben gerade ein paar Sachen von dir bei ihm
gefunden. Wie lange lief das schon zwischen euch beiden? Weißt du was? Ich
schicke ihn in deine Richtung. Und ich habe auch herausgefunden, was du letztes
Mal gemacht hast, wie die Idioten aus der Versorgung dir geholfen haben. Du
kannst dir sicher sein, dass dein Freund auf diese Hilfe verzichten wird.
Seinen Anzug baue ich höchstpersönlich zusammen. Wenn Lukas morgen früh
rausgeht, wird er nicht mal in die Nähe dieser verdammten Hügel kommen.

78. KAPITEL
    Silo
18
    Als
Lukas zu seinem Tod hinaufgeführt wurde, kam ihnen eine Gruppe von Kindern
entgegen. Eines der Mädchen quietschte vor Freude und Aufregung, als würde es
gejagt, das Geräusch kam näher, immer näher, und dann mussten Peter und er sich
an das Geländer zwängen, um die Kinder vorbeizulassen.
    Peter spielte die
Rolle des Sheriffs und rief ihnen zu, sie sollten langsamer gehen und
vorsichtig sein. Die Kinder kicherten und rannten mit unverändertem Tempo
weiter. Für heute war die Schule aus. Sie mussten nicht mehr auf die
Erwachsenen hören.
    Lukas blickte über
das Geländer und fühlte sich einen Augenblick lang in Versuchung. Die Freiheit
war nur einen Sprung entfernt. Ein Tod, zu dem er sich zumindest selbst
entschieden hätte, einer, über den er in einem dunklen Moment schon einmal
nachgedacht hatte.
    Peter zog ihn
weiter, die Hand an seinem Ellbogen, bevor Lukas springen konnte. Ihm blieb
nichts anderes übrig, als das elegante Stahlrohr des Geländers zu bewundern,
wie es sich durch das Treppenhaus wand, in der immer gleichen Biegung. Er
stellte sich vor, wie es sich wie ein Korkenzieher in die Erde schraubte, er
spürte die Reibung, als würde eine kosmische Saite angeschlagen. Das Treppenhaus
war die DNA des Silos, an der alles Leben hing.
    Gedanken wie dieser
gingen ihm durch den Kopf, während er seinem Tod Stockwerk um Stockwerk näher
kam. Er nahm die Schweißnähte wahr, manche sahen aus wie wulstige Narben,
andere waren so glatt poliert, dass er sie beinahe übersah. Er rieb mit seinen
gefesselten Händen über die raue Farbe des Geländers, über die abgeblätterten
Stellen, an denen

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