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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Bernard
sprach, ihre Worte krochen in seine Seele und infizierten ihn mit den
verrücktesten Träumen. Ihm wurde heiß am ganzen Körper, er merkte, dass er sich
längst angesteckt hatte. Er wollte an seine Brusttasche fassen, ihre persönlichen
Gegenstände spüren, die Uhr, den Ring, den Ausweis. Er hatte sie als Andenken
an eine Tote an sich genommen, aber dass sie noch lebte, machte diese Dinge nur
noch wertvoller.
    »Dieser Aufstand ist
nicht halb so schlimm verlaufen wie der letzte«, sagte Bernard. »Und selbst
nach dem letzten haben die Wogen sich wieder geglättet, die Leute haben die
Kämpfe wieder vergessen. Diesmal wird dasselbe geschehen. Haben wir uns
verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    »War das alles, was
du wissen wolltest?«
    Lukas nickte.
    »Gut. Hört sich
jedenfalls an, als solltest du besser in der Weisung und nicht in alten
Ermittlungsakten lesen.« Sein Schnurrbart verzog sich zu einem schiefen
Lächeln. Bernard wandte sich zum Gehen.
    »Waren Sie das,
Sir?«
    Bernard blieb
stehen, drehte sich aber nicht um.
    »Der George Wilkins
umgebracht hat. Das waren Sie, oder?«
    »Ist das wichtig?«
    »Ja. Es ist wichtig … für mich. Das heißt …«
    »Oder für deinen Freund ?«
Bernard drehte sich noch einmal um. Lukas hatte das Gefühl, als würde es
plötzlich noch ein bisschen wärmer im Raum.
    »Hast du Zweifel,
mein Junge? An diesem Job? Was ist denn los mit dir? Mach keinen Ärger. Ich
habe mich schon einmal geirrt.«
    »Ich wollte nur
wissen, ob ich selbst irgendwann … Ich meine, als Schatten …«
    Bernard machte ein
paar Schritte auf ihn zu. Seine Hand bewegte sich in der Tasche seines
Overalls. Lukas wich unwillkürlich einen halben Schritt zurück.
    »Ich dachte, mit dir
hätte ich richtig gelegen. Habe ich aber nicht, oder?« Bernard schüttelte den
Kopf. Er wirkte angeekelt.
    »Doch, Sir. Haben
Sie. Ich glaube nur, dass ich schon zu lange hier drinnen bin.« Lukas strich
sich das Haar aus der Stirn. Seine Kopfhaut juckte. Er musste sich dringend
waschen. »Vielleicht brauche ich einfach ein bisschen frische Luft, verstehen
Sie? Wie lange bin ich schon hier, einen Monat? Wie lange muss ich
noch …?«
    »Du willst raus?«
    Lukas nickte.
    Bernard sah auf
seine Stiefel hinunter und schien nachzudenken. Als er wieder aufschaute, sah
er traurig aus, sein Schnurrbart hing hinunter, und seine Augen waren feucht.
    »Das ist, was du
willst? Hier raus?«
    »Ja, Sir.« Lukas
nickte.
    »Sag es.«
    »Ich möchte hier
raus.« Lukas betrachtete die schwere Stahltür hinter Bernard. Der Schweiß lief
ihm am Hals hinunter, er hatte plötzlich große Angst vor diesem Mann, der ihn
immer mehr an seinen Vater erinnerte.
    »Bitte«, sagte
Lukas. »Es ist nur … ich fühle mich so eingesperrt. Bitte lassen Sie mich
raus.«
    Bernard nickte. Er
sah aus, als wollte er weinen. So hatte Lukas den Mann noch nie gesehen.
    »Sheriff Billings?«
    Seine kleine Hand
kam aus dem Overall und hob das Funkgerät an seinen traurig zitternden
Schnurrbart.
    Peters Stimme kam
knackend aus dem Gerät. »Ich höre, Sir.«
    Bernard drückte auf
den Knopf. »Sie haben es ja gehört«, sagte er. »Lukas Kyle, erster Ingenieur
der IT, sagt, er möchte raus .«

77. KAPITEL
    Silo
17
    »Hallo? Walk? Shirly?«
    Juliette schrie in
das Funkgerät, während die Waisenkinder und Solo ein paar Stufen tiefer standen
und sie beobachteten. Sie hatte die Kinder aus der Farm herausgeführt, sie
hastig Solo vorgestellt und dabei immer wieder das Funkgerät ausprobiert.
Mehrere Stockwerke waren sie nun hinaufgestiegen, die anderen immer im
Gänsemarsch hinter ihr her, und noch immer hatte Juliette den Kontakt nicht
wieder herstellen können – nachdem das Gespräch unterbrochen worden war und
hinter Walkers Stottern deutlich Gewehrschüsse zu vernehmen gewesen waren.
Juliette sagte sich immer wieder, dass sie nur höher hinaufsteigen und es noch
einmal versuchen müsste, dann würde alles gut werden. Sie überprüfte das Lämpchen
für die Stromversorgung, versicherte sich, dass die Batterie nicht leer war,
drehte die Lautstärke so weit auf, dass ein statisches Knistern zu hören war.
Es gab keinen Zweifel, das Gerät an sich funktionierte.
    Wieder drückte sie
auf den Knopf. Das Knistern verstummte, die Verbindung war hergestellt. »Leute,
bitte sagt doch was. Hier ist Juliette. Könnt ihr mich hören? Sagt doch was!«
    Sie sah Solo an, der
von dem Mann gestützt wurde, der ihn vor Kurzem erst niedergeschlagen hatte.
»Ich glaube, wir müssen

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