Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
Vom Netzwerk:
Glasscheiben. »Ich dachte, wir
machen das morgen früh«, sagte sie auf ihre Arbeit konzentriert.
    »Wir waren
schneller, als wir dachten.«
    Jahns sah Marnes an,
der seinen Lärmschutz in beiden Händen hielt und unbehaglich von einem Bein auf
das andere trat.
    »Schön, Sie
wiederzusehen, Jules«, sagte er.
    Sie nickte und
beugte sich vor, um durch das Fenster nach den Ungetümen zu sehen, ihre Hände
flogen über die große Schalttafel und regelten etliche große schwarze Knöpfe,
auf denen verblichene weiße Markierungen zu sehen waren.
    »Tut mir leid mit
Ihrem Partner«, sagte sie und schaute auf eine Reihe von Messwerten. Dann
drehte sie sich um und betrachtete Marnes, und Jahns sah ihr Gesicht, das
scharf geschnitten und schmal war, ihre Augen leuchteten. Und sie schaute
Marnes mit offensichtlich aufrichtigem Mitleid an. »Wirklich«, sagte sie. »Mein
Beileid. Er war ein guter Mann.«
    »Der beste«, brachte
Marnes heraus.
    Juliette nickte, als
bräuchte er nicht mehr zu sagen. Sie wandte sich Jahns zu.
    »Diese Vibrationen
im Boden, Mayor, die stammen von einem Kupplungsstück, das um höchstens zwei
Millimeter verschoben ist.«
    Sie griff zwischen
Jahns und Marnes hindurch und legte einen großen Schalter um, dann wandte sie
sich wieder der Schalttafel zu. »Sie können sich ja vorstellen, was der
Generator mitmacht, wenn er die ganze Zeit so durchgeschüttelt wird. Irgendwann
greifen die Zahnräder nicht mehr richtig ineinander, und es geraten winzige
Metallsplitter ins Schmieröl, die wie Schleifpapier wirken. Irgendwann gibt es
eine Stahlexplosion, und wir haben nur noch das bisschen Strom, den das
Notstromaggregat liefert.«
    »Sollen wir jemanden
holen?«, fragte Marnes.
    Juliette lachte.
»Das ist alles nichts Neues. Wenn das Notstromaggregat nicht gerade neue
Dichtungen bekommen würde, dann könnten wir für eine Woche auf halbe Kraft
schalten, das Kupplungsstück einfach rausziehen und die Fassungen justieren,
und dann würde die Maschine wieder schnurren wie eine Katze.« Sie warf Jahns
einen Blick zu. »Aber weil wir den Befehl haben, ohne Unterbrechung volle Kraft
zu fahren, passiert das nicht. Also ziehe ich ununterbrochen Schrauben an, die
sich ununterbrochen wieder lösen, und versuche nebenbei, die richtigen
Einstellungen zu finden, damit die Maschine zumindest halbwegs weiterläuft.«
    »Das war mir gar
nicht klar, als ich die Anordnung unterschrieben habe.«
    »Und ich dachte, ich
hätte meinen Bericht simpel genug gehalten, damit das klar wird«, sagte
Juliette.
    »Wie lange dauert es
noch bis zu dieser Stahlexplosion?«
    Jahns merkte
plötzlich, dass sie gar nicht dazu kam, das geplante Vorstellungsgespräch zu
führen. Die Vorzeichen hatten sich umgekehrt.
    »Wie lange?«
Juliette lachte und schüttelte den Kopf. »Es kann jeden Moment passieren. Es
kann auch erst in hundert Jahren passieren. Aber es wird passieren, und
es ist absolut vermeidbar. Das Ziel sollte nicht sein, den Laden hier so lange
am Laufen zu halten, wie wir leben …«, sie sah Jahns bedeutungsvoll an, »… oder
bloß für die Dauer der nächsten Amtsperiode. Wenn das Ziel nicht ist, dass der
Silo langfristig funktioniert, dann sollten wir gleich unsere Sachen packen.«
    Marnes wurde
stocksteif. Jahns merkte, wie auch sie körperlich reagierte, ein Schauer lief
ihr über den Rücken. Der letzte Satz grenzte an Hochverrat.
    »Ich könnte eine
Stromsperre verhängen«, schlug Jahns vor. »Vielleicht im Gedenken an
diejenigen, die zur letzten Reinigung hinausgegangen sind.« Sie dachte einen
Moment nach. »Das wäre womöglich nicht bloß für Ihre Maschine hier von Nutzen.
Wir könnten …«
    »Viel Glück dabei,
die IT zu überzeugen, dass die mal ihre Server
runterfahren«, sagte Juliette. Sie wischte sich mit dem Handgelenk übers Kinn
und strich den Dreck an ihrem Overall ab. »Entschuldigung, Mayor.«
    Jahns wollte ihr
schon sagen, dass es okay sei, aber die Einstellung dieser Frau und ihre
Energie erinnerten sie viel zu sehr daran, wie sie selbst einmal gewesen war.
Sie sah zu Marnes. »Warum erwähnen Sie eine bestimmte Abteilung? Wegen des
Stroms, meine ich.«
    Juliette lachte und
warf die Hände in die Luft. »Warum? Weil die IT gerade mal, wie viele?, drei Stockwerke von hundertvierundvierzig hat
und trotzdem mehr als ein Viertel des gesamten Stroms verbraucht, den wir hier
produzieren. Ich kann Ihnen das ja mal ausrechnen …«
    »Danke, ich verstehe
schon.«
    »Und ich kann mich
nicht erinnern, dass

Weitere Kostenlose Bücher