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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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McLain wenden müssen, die damals schon Chefin der Versorgung gewesen
war, damit sie ihr eine neue bewilligte.
    Jahns erinnerte
sich, dass McLain die neue Birne selbst gebracht hatte. Sie war noch nicht
lange Versorgungschefin gewesen und hatte das Ding mehr oder weniger durch den
Silo geschmuggelt, all die Stockwerke hinauf. Schon damals hatte Jahns sie
bewundert, diese Frau, die so viel Macht und Verantwortung innehatte. McLain
hatte sie gefragt, warum Jahns nicht das tat, was alle anderen getan hätten – die Glühbirne einfach auf dem Boden zu zerbrechen.
    Dass ihr diese Idee
nicht einmal gekommen war, machte Jahns eine Zeit lang Sorgen – bis sie anfing,
stolz darauf zu sein. Irgendwann kannte sie McLain gut genug, um die Frage im
Nachhinein als Kompliment zu verstehen und die eigenhändige Lieferung als
Dankeschön.
    Als sie in den
vierunddreißigsten Stock kamen, fühlte Jahns sich gewissermaßen wieder zu
Hause: in vertrauter Umgebung, auf dem Hauptstockwerk der IT. Sie lehnte sich ans Geländer und wartete, auf ihren
Spazierstock gestützt, während Marnes sich an der Tür meldete. Als ihnen
geöffnet wurde, fegte die Festbeleuchtung der IT den bleichen Schimmer der Notbeleuchtung aus dem Treppenhaus. Es war
nicht großartig öffentlich gemacht worden, aber die Stromabsenkung auf den
anderen Stockwerken war deshalb sehr durchgreifend erfolgt, weil die IT so viele Ausnahmegenehmigungen erwirkt hatte. Bernard
hatte verschiedene Paragrafen des Silovertrags zitiert, die eine entsprechende
Versorgung der IT gewährleisteten, und Juliette hatte
sofort geantwortet, dass die Server doch wohl keinen Vorrang vor den
Pflanzenlampen haben sollten, sich dann aber auf die Reparatur des
Hauptgenerators konzentriert. Jahns hatte zu Juliette gesagt, sie solle es als
erste Lektion in Sachen politischer Diplomatie verstehen. Juliette hatte
gesagt, sie empfinde den Kompromiss als Niederlage.
    Drinnen erwartete
Bernard sie mit einem Gesicht, als hätte er gerade eine Tasse Zitronensaft
getrunken. Ein Gespräch zwischen ein paar IT-Arbeitern, die etwas abseits standen, erstarb, als sie eintraten.
Offensichtlich waren sie auf dem Weg nach oben gesehen worden und wurden
erwartet.
    »Bernard«, sagte sie
und versuchte, nicht zu heftig zu atmen. Er brauchte nicht zu wissen, wie
erschöpft sie war. Er sollte glauben, dass sie ihm auf dem Weg von ganz unten
wie selbstverständlich einen Besuch abstattete, als sei das keine große Sache.
    »Marie.«
    Die Ansprache mit
ihrem Vornamen war eine kalkulierte Grenzüberschreitung. Bernard würdigte
Marnes keines Blickes.
    »Möchten Sie gleich
hier unterschreiben, oder gehen wir in den Konferenzraum?« Sie suchte in ihrer
Tasche nach dem Vertrag mit Juliettes Namen.
    »Was sollen diese
Spielchen, Marie?«
    Jahns spürte ihren
Puls ansteigen. Die Arbeiter in ihren silbernen Overalls hörten gespannt zu.
»Spielchen?«, fragte sie.
    »Finden Sie diese
Stromsperre sinnvoll? Soll das Ihre Rache sein?«
    »Rache?«
    »Ich habe hier Server
laufen, Marie …«
    »Ihre Server haben
den vollen Strom«, sagte Jahns mit erhobener Stimme.
    »Aber die Kühlung
kommt aus der Mechanik, und wenn die Temperaturen noch weiter ansteigen, dann
müssen wir runterfahren. Das mussten wir noch nie !«
    Marnes trat zwischen
die beiden, die Hände erhoben. »Nur die Ruhe«, sagte er, den Blick auf Bernard
gerichtet.
    »Pfeifen Sie Ihren
kleinen Schatten zurück«, sagte Bernard.
    Jahns legte Marnes
eine Hand auf den Arm.
    »Der Silovertrag ist
eindeutig, Bernard. Ich treffe die Entscheidung. Ich bin diejenige, die den
Sheriff ernennt. Sie und ich, wir haben bislang gut zusammengearbeitet …«
    »Und ich habe Ihnen
gesagt, dass ihre Kandidatin nichts taugt …«
    »Sie hat die
Stelle«, unterbrach Marnes ihn. Jahns sah, dass seine Hand auf seiner
Dienstwaffe lag. Sie war sich nicht sicher, ob Bernard das ebenfalls bemerkt
hatte. Sein Blick jedenfalls blieb auf Jahns gerichtet.
    »Das unterschreibe
ich nicht.«
    »Dann frage ich Sie
beim nächsten Mal gar nicht erst nach ihrer Meinung.«
    Bernard lächelte.
»Meinen Sie, dass Sie in Ihrem Alter wirklich noch einen weiteren Sheriff
erleben werden?« Er wandte sich an die Arbeiter in der Ecke. »Warum bezweifle
ich das nur?«
    Einer der Techniker
löste sich aus der Gruppe und kam heran. Jahns kannte den jungen Mann aus der
Kantine, sie hatte ihn manchmal gesehen, wenn sie lange gearbeitet hatte.
Lukas, wenn sie sich recht erinnerte. Er reichte ihr die Hand und

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