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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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lächelte, als er
Juliette erkannte, aber seine Mundwinkel senkten sich wieder, als er sah, dass
sie in die andere Richtung unterwegs war.
    »Tut mir leid, ich
muss weiter«, sagte sie.
    »Natürlich.«
    Er ging aus dem Weg,
und Juliette ließ schließlich seinen Oberkörper los. Sie nickte, wusste nicht
so recht, was sie sagen sollte, ihre Gedanken waren ganz bei Scottie, also
rannte sie weiter, so schnell, dass sie keinen Blick zurück werfen konnte.
    Als sie schließlich
auf der vierunddreißigsten Etage angekommen war, holte sie auf dem
Treppenabsatz kurz Luft und wartete, bis der Drehschwindel nachgelassen hatte.
Sie inspizierte ihren Overall – prüfte, ob der Stern richtig saß und ob sie den
Stick noch in der Tasche hatte –, dann zog sie die Tür zum Haupteingang der IT auf und schlenderte hinein, als würde sie dort
hingehören.
    Sie erfasste den
Eingangsbereich mit einem schnellen Blick. Rechts sah man durch ein Glasfenster
in einen Konferenzraum. Das Licht brannte, obwohl es mitten in der Nacht war.
Ein paar Köpfe waren durch die Scheibe zu erkennen, eine Besprechung fand
statt. Sie meinte, Bernards Stimme durch die Tür zu hören, laut und nasal.
    Vor ihr war die
niedrige Sicherheitsschranke, hinter der das Labyrinth aus Wohnräumen, Büros
und Werkstätten der IT lag. Juliette hatte
eine Vorstellung vom Grundriss des Stockwerks, sie hatte gehört, dass die drei IT-Etagen viel mit der Mechanik gemeinsam hatten – vom
Spaß einmal abgesehen.
    »Kann ich helfen?«,
fragte ein Mann im silbernen Overall, der hinter der Schranke stand.
    »Sheriff Nichols«,
sagte sie. Sie zog ihre Kennkarte heraus und hielt sie unter den Laserscanner
vor der Schranke. Die Lampe blinkte rot, die Schranke gab ein durchdringendes
Surren von sich. Sie bewegte sich nicht. »Ich muss Scottie sprechen, einen
Ihrer Techniker.« Sie hielt die Karte noch einmal vor den Scanner, wieder
dasselbe Ergebnis.
    »Haben Sie einen
Termin?«, fragte der Mann.
    Juliette sah ihn mit
zusammengekniffenen Augen an.
    »Ich bin der
Sheriff. Seit wann brauche ich einen Termin?« Wieder die Karte, wieder surrte
die Schranke. Der junge Mann machte keine Anstalten, ihr zu helfen.
    »Lassen Sie das
bitte.«
    »Jetzt hören Sie mal
zu, mein Guter, ich bin in einer laufenden Ermittlung hier. Und Sie behindern
die Polizeiarbeit!«
    Er lächelte. »Sie
wissen sicherlich, dass wir eine Ausnahmestellung einnehmen und dass Ihre Macht
hier …«
    Juliette steckte
ihre Kennkarte ein und packte den Mann über die Schranke hinweg mit beiden
Händen am Kragen seines Overalls. Sie zog ihn fast über die Schranke, an ihren
Armen bewegten sich die kräftigen Muskeln, mit denen sie unten in der Mechanik
unzählige Schrauben gelöst hatte.
    »Weißt du, was, du
blöder Zwerg? Entweder öffnest du jetzt diese Schranke, oder ich klettere
drüber, und wir unterhalten uns auf deiner Seite noch ein bisschen weiter. Ich
bin direkt Bernard Holland unterstellt, dem kommissarischen Mayor und deinem
Boss. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Der Junge riss die
Augen auf, seine Pupillen waren riesig. Er nickte ruckartig.
    »Dann mach jetzt das
Ding auf!«
    Er wühlte nach
seiner Kennkarte und zog sie durch den Scanner.
    Juliette schob sich
durch das Drehkreuz und an ihm vorbei. Dann blieb sie stehen. »Wo geht’s lang?«
    Er versuchte noch
immer, mit zitternder Hand seinen Ausweis in die Brusttasche zurückzustecken.
Er deutete nach rechts. »Zweiter Korridor, dann links, letzte Tür.«
    »Geht doch!«
Offenbar funktionierte auch hier der Tonfall, mit dem sie sonst zankende
Mechaniker wieder zur Vernunft gebracht hatte. Innerlich lachend, dachte sie an
das Argument, das sie vorgebracht hatte: Dein Chef ist auch mein Chef, also
mach auf!
    Sie ging durch den
zweiten Korridor, ein Mann und eine Frau in silbernen Overalls kamen ihr
entgegen. Sie drehten sich um und blickten ihr nach. Am Ende des Gangs sah sie
rechts und links Bürotüren, sie wusste nicht, welches Scotties Büro war. Sie
spähte durch die offene Tür in den ersten Raum, das Licht war jedoch
ausgeschaltet. Dann drehte sie sich um und klopfte an die andere Tür.
    Erst bekam sie keine
Antwort, aber das Licht, das unter der Tür hindurchschien, wurde dunkler, ein
Schatten, weil drinnen jemand herangekommen war.
    »Wer ist da?«,
flüsterte eine vertraute Stimme.
    »Mach die verdammte
Tür auf! Du weißt, wer da ist.«
    Die Klinke senkte
sich, die Tür ging mit einem Klicken auf. Juliette zwängte sich hinein,

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