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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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spürte die harte Wölbung des Sticks darin.
    »Und, Jules, kannst
du mir einen Gefallen tun?«
    »Was du willst.«
    »Gibt es eine
Möglichkeit, dass ich zurück in die Mechanik komme?«
    Sie nickte und
drückte seine Schulter. »Ich werde sehen, was ich tun kann.« Sie hatte kein
gutes Gefühl dabei, den Jungen in die Sache hineingezogen zu haben.

25. KAPITEL
    Am
nächsten Morgen kam Juliette spät ins Büro. Sie war erschöpft, ihre Beine und
ihr Rücken schmerzten von dem Gang in die IT. Sie hatte sich die ganze Nacht im Bett gewälzt und überlegt, ob sie die
Sache besser auf sich beruhen lassen sollte. Sie hatte Angst, Fragen
aufzuwerfen, auf die es nur ungute Antworten geben konnte. Wenn sie in die
Kantine ging und zum Monitor blickte, konnte sie die letzten beiden
Verurteilten fast Arm in Arm in ihrer Felsspalte liegen sehen. Hatten sich Holston
und Allison wegen derselben Sache, der Juliette nun nachjagte, in den tödlichen
Wind hinausgestürzt? Sie dachte an die Angst in Scotties Blick und fragte sich,
ob sie vorsichtig genug war. Über den Schreibtisch hinweg sah sie ihren neuen
Stellvertreter an, der Daten von einer Akte in eine andere übertrug.
    »Peter?«
    Er sah von der
Tastatur auf. »Ja?«
    »Du bist vorher in
der Justiz tätig gewesen, oder? Als Schatten bei einem Richter?«
    »Ich war
Gerichtshelfer. Bis vor ein paar Jahren habe ich beim Deputy in der Mitte
gelernt. Ich hätte auch gern da gearbeitet, aber es hat nie eine freie Stelle
gegeben.«
    »Bist du in der
Mitte aufgewachsen? Oder ganz oben?«
    »In der Mitte.«
Seine Hände rutschten von der Tastatur auf seinen Schoß. »Mein Vater war
Klempner in den Hydrokulturgärten. Er ist vor ein paar Jahren gestorben. Meine
Mutter arbeitet auf der Säuglingsstation.«
    »Ach ja? Wie heißt
sie?«
    »Rebecca. Sie ist …«
    »Wir sind uns
begegnet. Sie war Schatten, als ich noch ein Kind war. Mein Vater …«
    »… arbeitet in der
oberen Säuglingsstation, ich weiß. Ich wollte erst nichts sagen …«
    »Warum nicht? Damit
niemand denkt, du wärst über Beziehungen an den Posten hier gekommen? Keine
Angst, du bist jetzt mein Stellvertreter, ich stehe zu dir.«
    »Nein, darum geht es
nicht. Ich wollte nicht, dass du was gegen mich einzuwenden hast. Ich weiß ja,
dass du und dein Vater …«
    Juliette winkte ab.
»Er ist immer noch mein Vater, wir haben uns bloß auseinandergelebt. Grüß deine
Mutter von mir.«
    »Mach ich.« Lächelnd
beugte Peter sich wieder über die Tastatur.
    »Peter, ich hab da
eine Frage, eine Sache, auf die ich mir keinen Reim machen kann.«
    »Okay«, er sah auf,
»schieß los.«
    »Kannst du mir
erklären, warum es billiger ist, eine Nachricht von einem Träger transportieren
zu lassen, als sie vom Computer aus zu verschicken?«
    »Na klar.« Er
nickte. »Die Nachricht vom Computer kostet pro Zeichen eine Viertelwertmarke.
Das summiert sich!«
    Juliette lachte.
»Ja, ich weiß, was es kostet. Aber Papier ist ja nicht billig. Und der Träger
muss auch bezahlt werden. Da sollte man doch glauben, dass es per Computer
billiger geht – die Informationen an sich wiegen ja nichts.«
    Er zuckte mit den
Schultern. »Keine Ahnung. Seit ich lebe, sind die Preise stabil. Außerdem haben
wir hier oben fünfzig Wertmarken am Tag frei, plus unbegrenzte Nachrichten im
Notfall. Ich würde mir da keine Sorgen machen.«
    »Ich mache mir keine
Sorgen – die Sache verwirrt mich. Ich kann ja verstehen, warum nicht jeder im
Silo so wie wir ein Funkgerät bekommt, es kann immer nur eine Person zurzeit funken, und die Frequenz muss für Notfälle frei bleiben. Aber was
ist mit dem Rechner? Man sollte doch denken, dass wir da so viele Daten
schicken und empfangen können, wie wir wollen.«
    Peter stützte die
Ellbogen auf und legte das Kinn auf seine Fäuste. »Vergiss nicht die
Energiekosten für den Server. Es muss Öl verbrannt werden, dann muss man die
Leitungen instand halten, die Kühlung und was noch alles. Und das wird immer
mehr, je größer der Datenverkehr ist. Rechne das mal gegen die Herstellung und
den Transport von Papier auf – jemand streicht den Pflanzenbrei auf ein
Gestell, lässt ihn trocknen, dann kritzelt einer mit Tinte ein paar Worte drauf
und gibt die Nachricht einem Träger, der sowieso grad unterwegs nach unten ist.
Kein Wunder, dass das billiger ist.«
    Juliette nickte,
aber hauptsächlich um Peter einen Gefallen zu tun. Sie war skeptisch – warum,
wollte sie eigentlich für sich behalten, konnte sich dann aber

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