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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Scottie
schlug die Tür zu und schloss ab.
    »Hat dich jemand
gesehen?«, fragte er.
    Sie sah ihn ungläubig
an. »Ob mich jemand gesehen hat? Natürlich! Wie soll ich denn sonst hier
reinkommen?«
    »Aber hat jemand
gesehen, dass du zu mir gekommen bist?« Juliette beschlich der unangenehme
Verdacht, dass sie den ganzen Weg umsonst heruntergeeilt war. »Du hast mir
gekabelt, mich mitten in der Nacht gebeten, dass ich vorbeikommen soll – was
wohl auf eine dringende Angelegenheit schließen lässt. Also, hier bin ich!«
    »Woher hast du diese
Dateien?« Scottie nahm einen Stapel Endlospapier vom Schreibtisch und hielt ihn
vor Juliettes Gesicht.
    Sie stellte sich
neben ihn, legte eine Hand auf seinen Arm und sah sich den Ausdruck an.
»Beruhige dich erst mal.« Sie versuchte, ein paar Zeilen zu lesen, und erkannte
das Kauderwelsch wieder, das sie am frühen Abend in die Mechanik geschickt
hatte. »Wie kommst du an diese Sachen?«, fragte sie. »Genau diese Dateien habe
ich vor ein paar Stunden an Knox geschickt.«
    Scottie nickte. »Und
er an mich. Was er nicht hätte tun dürfen. Ich kann deswegen eine Menge
Probleme bekommen.«
    Juliette lachte.
»Das soll wohl ein Scherz sein, oder?«
    Sie sah, dass dem
nicht so war.
    »Scottie, du hast das Material doch für mich kopiert!« Sie trat einen Schritt zurück und
blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Warte – du weißt, was dieser Blödsinn zu
bedeuten hat? Du kannst das lesen?«
    »Jules, ich habe
selbst erst nicht begriffen, was ich da gefunden habe. Ich hab’s mir nicht
angesehen, ich hab’s einfach angeklickt und kopiert …«
    »Was an den Daten
ist so gefährlich?«, fragte Juliette.
    »Ich will nicht drüber
sprechen. Ich bin nicht der Typ, der freiwillig zur Reinigung rausgeht, Jules,
ganz bestimmt nicht!« Er hielt ihr den Ausdruck hin. »Ich hätte den Kram nicht
mal ausdrucken dürfen, aber ich wollte unbedingt die Daten auf meinem Computer
löschen. Du musst es mitnehmen, die Unterlagen müssen hier weg, ich darf auf
keinen Fall damit erwischt werden.«
    Juliette nahm den
Stapel, schon allein damit er sich beruhigte. »Setz dich, Scottie, bitte. Ich
weiß, dass du Angst hast, aber du musst dich jetzt hinsetzen und mit mir über
die Sache reden. Es ist wichtig.«
    Er schüttelte den
Kopf.
    »Scottie, verdammt,
jetzt setz dich endlich!« Sie deutete auf den Stuhl, Scottie gehorchte stumpf.
Juliette sah, dass die Koje hinten im Raum an diesem Abend bereits benutzt
worden war, und bekam Mitleid mit dem Jungen. »Das hier, was auch immer es ist,
hat die letzten zwei Reinigungen verursacht.«
    Sie sagte das so,
als wäre es mehr als nur eine Theorie, die sie sich schnell zurechtgelegt
hatte, so, als wäre sie sich tatsächlich schon sicher. Vielleicht hatte die
Angst in Scotties Augen diesen Verdacht weiter gefestigt oder der Wunsch,
möglichst sicher und stark aufzutreten, damit er sich beruhigte. »Ich muss
wissen, was es mit diesen Dateien auf sich hat, Scottie. Sieh mich an!«
    Er gehorchte.
    »Siehst du meinen
Stern?« Sie schnippte mit dem Finger dagegen, sodass er ein blechernes Geräusch
von sich gab.
    Scottie nickte.
    »Ich bin nicht mehr
deine Schichtleiterin. Ich vertrete jetzt das Gesetz, und die Sache ist
verdammt wichtig. Dir ist das vielleicht nicht bewusst – aber du kannst keine
Probleme bekommen, wenn du meine Fragen beantwortest. Im Gegenteil, du bist dem
Gesetz nach verpflichtet, mir zu antworten.«
    Mit einem Hauch von
Hoffnung sah er sie an. Er wusste ganz eindeutig nicht, dass sie das Letzte
gerade erfunden hatte.
    »Was ist das hier?«,
fragte sie und schwenkte den Ausdruck.
    »Ein Programm«,
flüsterte er.
    »Du meinst, ein
Programm, so etwas wie eine Zeitschaltung oder ein …?«
    »Nein, ein
Computerprogramm. Das Kauderwelsch hier, das ist in einer Programmiersprache
geschrieben. Es ist …« Er wandte den Blick ab. »Ich will nicht darüber
sprechen. Jules, ich will einfach nur zurück in die Mechanik. Wenn das doch
alles nie passiert wäre!«
    Scottie war mehr als
nur erschrocken. Er hatte Angst um sein Leben. Juliette kauerte sich neben ihn,
sie legte ihre Hand auf sein nervös wippendes Knie.
    »Was kann dieses
Programm?«
    Er biss sich auf die
Unterlippe und schüttelte den Kopf.
    »Schon gut, wir sind
hier sicher. Sag mir, wozu das Programm gut ist.«
    »Es steuert eine
Bildschirmdarstellung. Aber nicht für einen Text oder für eine LED-Anzeige.
Einige der Algorithmen kommen mir bekannt vor. Jeder würde …«
    Er

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