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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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nicht
zurückhalten:
    »Aber wenn der Grund
dafür ein ganz anderer ist? Was ist, wenn jemand die Kosten absichtlich so in
die Höhe treibt?«
    »Wozu? Um Geld zu
machen?« Peter schnippte mit den Fingern, als sei ihm ein erhellender Gedanke
gekommen. »Oder damit die Träger nicht arbeitslos werden!«
    Juliette schüttelte
den Kopf. »Nein. Vielleicht um den Leuten im Silo die Kommunikation zu
erschweren? Oder zumindest dafür zu sorgen, dass längere Gespräche zu teuer
werden. Um uns voneinander zu isolieren, verstehst du, damit wir unsere
Gedanken für uns behalten.«
    Peter runzelte die
Stirn. »Warum sollte das jemand wollen?«
    Achselzuckend sah
Juliette wieder auf ihren Bildschirm, ihre Hand wanderte heimlich zu der
Papierrolle, die sie versteckt auf ihren Schoß gelegt hatte. Sie erinnerte sich
daran, dass sie nicht mehr ausschließlich mit Menschen zusammenlebte und
-arbeitete, denen sie bedingungslos vertrauen konnte. »Ich weiß es auch nicht«,
sagte sie. »Vergiss es einfach. War bloß ein dummer Gedanke.«
    Sie zog die Tastatur
heran und hob den Blick zum Bildschirm, aber Peter sah den Notfall-Icon zuerst.
    »Mist, schon wieder
Alarm«, sagte er.
    Sie klickte den
blinkenden Icon an und hörte, wie Peter laut ausatmete.
    »Was ist hier
eigentlich los, verdammt?«, fragte er.
    Sie zog die
Nachricht auf ihren Bildschirm und überflog die Zeilen. Sie konnte nicht glauben,
was sie da las. So viele Todesfälle gab es doch sonst nicht. Oder hatte sie
früher nur nichts davon mitbekommen, weil sie die Nase ständig über irgendeinen
ölverschmierten Motor gehalten hatte?
    Den blinkenden
Nummerncode über der Nachricht erkannte sie ohne ihren Spickzettel. Die
Zahlenkombination war ihr traurigerweise schon jetzt vertraut: ein weiterer
Selbstmord. Der Name des Opfers wurde nicht erwähnt, aber eine Büronummer war
angegeben. Sie kannte das Stockwerk und die Adresse. Ihre Beine schmerzten noch
immer von ihrem letzten Besuch dort unten.
    »Nein!« Sie griff
nach der Schreibtischkante.
    »Soll ich …?« Peter
nahm das Funkgerät.
    »Nein, verflucht,
nein!« Sie stieß sich vom Schreibtisch ab und warf dabei den Recyclingeimer um,
die Ordner mit den amnestierten Fällen flatterten in einem heillosen
Durcheinander über den Boden. Der Ausdruck rutschte von ihrem Schoß und blieb
ebenfalls auf dem Haufen liegen.
    »Ich kann …«, begann
Peter.
    »Ich weiß. Verdammte
Scheiße!« Sie schüttelte den Kopf, das Büro drehte sich um sie, die Welt
verschwamm. Sie stolperte zur Tür, die Arme weit ausgestreckt, um das
Gleichgewicht zu halten, während Peter sich wieder seinem Monitor zuwandte, die
Maus an ihrem dünnen Kabel bewegte und etwas anklickte.
    »Juliette …«
    Aber sie stolperte
schon aus der Tür und bereitete sich innerlich auf den langen, quälenden
Abstieg vor.
    »Juliette!«
    Sie drehte sich um,
Peter rannte hinter ihr her, seine Hand hielt das Funkgerät, das an seiner
Taille hing.
    »Was?«, fragte sie.
    »Tut mir leid. Es … Ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll …«
    »Sag schon!«,
zischte sie ungeduldig. Sie dachte an Scottie, an Scottie, der sich erhängt
hatte, sie stellte sich vor, dass er die Kabelbinder benutzt hatte, sie versank
in einem Albtraum, malte sich in Gedanken das Szenario seines Todes aus.
    »Ich habe gerade
noch eine private Nachricht bekommen und …«
    »Bleib oben, wenn du
willst, aber ich muss runter.« Sie wandte sich zur Treppe um.
    Peter packte sie am
Arm. Grob.
    »Tut mir leid,
Sheriff, aber ich soll dich in Gewahrsam nehmen.«
    Sie wirbelte zu ihm
herum und sah, wie unsicher er war.
    »Was hast du
gesagt?«
    »Ich tue nur meine
Pflicht, Sheriff.« Peter nahm die Handschellen. Juliette starrte ihn ungläubig
an, während er den Stahlring um ihr Handgelenk legte und bereits nach dem
anderen tastete.
    »Was soll das,
Peter? Ich muss zu einem Freund, der …«
    Er schüttelte den
Kopf. »In der Nachricht stand, dass du unter Verdacht stehst. Ich führe nur die
Befehle aus.«
    Und damit schnappte
die andere Handschelle zu. Juliette sah ungläubig auf ihre Handgelenke, während
ihr das Bild ihres jungen Freundes, dessen Hals in einer Schlinge lag, einfach
nicht aus dem Kopf wollte.

26. KAPITEL
    Theoretisch
durfte Juliette Besuch bekommen, aber wer hätte sie schon sehen wollen?
Niemand. An das Gitter gelehnt, saß sie da, während draußen der trostlose
Ausblick vom Morgenlicht erhellt wurde. Um sie herum gab es weder Aktenordner
noch die dazugehörigen Geister. Sie

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