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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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abzudecken.
    Und da war noch mehr
Post. Eine Mail von Shirly, die sie einen Tageslohn gekostet haben musste und
in der sie Juliette Glück für die Reise nach unten wünschte. Sie alle hatten
gehofft, dass Juliette die Nachrichten noch rechtzeitig bekommen könnte und sie
ihr den Abstieg erleichtern würden. Sie dachte an ihren Schreibtisch dort oben,
Holstons Schreibtisch, von dem ihr Computer entfernt worden war und wo sich nur
ein paar einzelne Kabel noch über die leere Platte schlängelten. Sie hatte
keine Möglichkeit gehabt, diese Nachrichten zu dem Zeitpunkt zu lesen, für den
sie gedacht gewesen waren.
    Nachdem sie alles
gelesen und sich dabei schwer hatte zusammenreißen müssen vor Rührung,
versetzte ihr die letzte Nachricht einen doppelten Stich. Das Schreiben war
länger als die anderen. Die Mail war von Scottie.
    Juliette setzte sich
auf und versuchte, klar zu denken. Sie begann zu lesen und verfluchte die
Tränen in ihren Augen.
    J.
    Habe gelogen. Konnte den Kram doch nicht löschen. Habe mehr gefunden.
Dein Witz mit dem Klebeband? Du hattest recht. Und das Programm ist NICHT für
den großen Monitor! Die Pixeldichte passt nicht: 32,768   ×   8,192. Bin mir wegen
    der Größe nicht sicher. 8″   ×   2″? Wenn ja – sehr viele Pixel. Habe noch mehr
Infos. Traue den Trägern nicht, daher die Mail. Scheiß auf die Kosten! Muss
zurück in die Mechanik, bin hier nicht sicher.
    S.
    Juliette
las den Brief ein zweites Mal, und nun weinte sie haltlos. Das hier war die
Stimme eines guten Geistes, der sie hatte warnen wollen, vor was auch immer.
Und es war nicht die Stimme eines Menschen, der vorhatte, sich umzubringen,
dessen war sie sich sicher. Die Nachricht war verschickt worden, bevor sie am
Vortag – noch als Sheriff – in ihr Büro zurückgekehrt war. Bevor Scottie
gestorben war.
    Bevor er ermordet worden war!, korrigierte sie sich selbst. Sie mussten ihn bei seinen
Nachforschungen erwischt haben, oder vielleicht hatte ihr Besuch sie alarmiert.
Sie fragte sich, was die IT-ler sehen konnten,
ob sie sogar ihren Mailaccount geknackt hatten. Bislang war das wohl noch nicht
der Fall, ansonsten hätte sie Scotties Nachricht wohl gar nicht mehr bekommen.
    Unvermittelt sprang
sie vom Bett auf und hob einen der zusammengefalteten Zettel vor der Tür auf.
Sie nahm einen Kohlestift aus der Tasche und setzte sich wieder. Sie kopierte
die gesamte Nachricht, Wort für Wort, sie prüfte jede Zahl noch einmal nach und
löschte die Mail dann. Als sie fertig war, hatte sie Gänsehaut an den Armen,
als stehe jemand Unsichtbares hinter ihr. Ob Scottie wohl vorsichtig genug
gewesen war, die Nachricht aus seinem Ausgangsspeicher zu löschen? Sie
vermutete, dass ja, sofern er noch klar hatte denken können.
    Sie lehnte sich mit
der Abschrift auf dem Bett zurück. An die Dienstpläne des kommenden Tages
dachte sie nicht mehr, stattdessen grübelte sie über das finstere Chaos nach,
das den Silo allmählich auszufüllen schien. Es sah nicht gut aus, von oben bis
unten nicht. Die Maschine riss sich aus ihrer Verankerung und ließ eine Leiche
nach der anderen zurück.
    Und Juliette war die
Einzige, die wusste, was geschah. Sie war sich nicht sicher, wem sie noch
vertrauen konnte, auf wen sie zählen konnte, um die Sache wieder ins Lot zu
bringen. Sie wusste nur eines: Sie würde an den Hauptschalter der Maschine
heranmüssen. Und wenn sie diesmal zurückkäme, würde niemand so tun können, als
wäre sie bloß im Urlaub gewesen.

27. KAPITEL
    Um
fünf Uhr in der Früh machte sich Juliette auf den Weg zu Walkers
Elektrowerkstatt. Sie fürchtete, ihn noch schlafend in seiner Koje vorzufinden,
aber dann stieg ihr schon auf dem Flur der unverkennbare Geruch von
verdampfendem Lötzinn in die Nase. Sie klopfte an die Tür und trat ein. Walker
sah von einer seiner vielen grünen Schalttafeln auf, während dünne
Rauchspiralen von der Spitze seines Lötkolbens aufstiegen.
    »Jules!«, rief er.
Er zog die Lupenbrille von seinem ergrauten Kopf und legte sie zusammen mit dem
Lötkolben auf eine Werkbank aus Stahl. »Ich habe gehört, dass du zurück bist.
Ich wollte dir eine Nachricht schicken, aber …« Er umfasste mit einer
Armbewegung eine ganze Legion von Ersatzteilen, von denen die Schildchen mit
den Auftragsnummern an Schnüren herabhingen. »Bin voll beschäftigt.«
    »Kein Problem.« Sie
nahm Walker in den Arm. Er roch nach verschmorten elektronischen Geräten – das
war typisch für ihn. Und für Scottie.
    »Ich habe

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