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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Polizeiwache kam ihr vertraut vor, da sie sich nur unwesentlich von
dem Raum auf der vorherigen Wache unterschied. Kein Wandmonitor, nur eine Wand
aus grundierten Betonziegeln. Sie fiel auf die Koje, bevor Marsh das Gitter
noch geschlossen hatte, und lag für mehrere Stunden regungslos da. Sie wartete,
dass die Nacht und dann die Dämmerung anbrächen und Peters neuer Deputy käme,
um sie auf der letzten Etappe ihrer Reise zu begleiten.
    Immer wieder wollte
sie auf ihre Armbanduhr sehen, die Hank ihr jedoch abgenommen hatte.
Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, wie man sie aufzog. Irgendwann würde die
Uhr kaputtgehen und wieder als Schmuckstück verwendet werden, ein nutzloses
Ding, das man sich wegen des schönen Armbands umlegte, mit dem Ziffernblatt
nach innen.
    Diese Vorstellung
machte Juliette auf irrationale Weise noch trauriger. Sie massierte ihr nacktes
Handgelenk und konnte kaum ertragen, dass sie die Uhrzeit nicht wusste.
Schließlich kam Marsh zurück und sagte, sie habe Besuch.
    Juliette setzte sich
auf und schwang die Beine auf den Boden. Wer könnte aus der Mechanik den Weg durch
den halben Silo bis nach hier oben gemacht haben?
    Als Lukas auf der
anderen Seite des Gitters auftauchte, brach fast der Damm, der ihre Emotionen
bislang in Schach gehalten hatte. Sie spürte, wie sich ihr Nacken zusammenzog,
wie ihr Kiefer schmerzte, während sie die Tränen zurückhielt. Lukas packte die
Gitterstäbe und lehnte seinen Kopf dagegen, im Gesicht ein trauriges Lächeln,
seine Schläfen berührten den glatten Stahl.
    »Hallo«, sagte er.
    Juliette erkannte
ihn kaum wieder. Sie war daran gewöhnt, ihn im Dunkeln zu sehen, und als sie
sich beim letzten Mal auf der Treppe begegnet waren, war sie in Eile gewesen.
Er war ein beeindruckender Mann, seine Augen waren älter als sein Gesicht, das
hellbraune Haar war etwas feucht vom Schweiß und zurückgestrichen, vermutlich
nach einem schnellen Abstieg.
    »Du hättest nicht
kommen müssen«, sagte sie leise und langsam, damit sie nicht zu weinen begann.
Sie wollte nicht, dass jemand sah, wie sie endgültig die Kontrolle verlor,
jemand, von dem ihr langsam klar wurde, wie sehr sie ihn mochte.
    »Wir protestieren
gegen deine Verhaftung«, sagte er. »Deine Freunde sammeln Unterschriften. Du
darfst nicht aufgeben!«
    Sie schüttelte den
Kopf. »Das wird nicht funktionieren«, sagte sie. »Macht euch keine Hoffnungen.«
Sie ging zum Gitter und umfasste es wenige Zentimeter unterhalb seiner Hände.
»Du kennst mich doch gar nicht.«
    »Trotzdem ist das
alles eine einzige Scheiße …« Er drehte sich weg, eine Träne lief ihm über die
Wange. »Schon wieder eine Reinigung? Warum? Für wen?«
    »Sie wollen es so«,
sagte Juliette. »Man kann sie nicht mehr aufhalten.«
    Lukas’ Finger
glitten an den Stangen hinunter und umschlossen Juliettes Hände. Sie konnte sie
nicht wegziehen, um ihre Wangen zu trocknen. Sie legte den Kopf schräg und
versuchte die Tränen an der Schulter abzuwischen.
    »Ich war neulich auf
dem Weg nach oben zu dir.« Er schüttelte den Kopf und holte tief Luft. »Ich
wollte dich fragen, ob du mit mir ausgehen …«
    »Nicht«, sagte sie.
»Bitte nicht, Lukas!«
    »Ich habe meiner
Mutter von dir erzählt.«
    »Um Gottes willen,
Lukas!«
    »Ich will das
nicht«, sagte er. »Es geht einfach nicht. Du darfst nicht gehen.«
    Als er wieder
aufblickte, sah sie die Angst in seinen Augen. Sie stieß seine Hände zurück.
»Du musst mich sofort vergessen«, sagte sie. »Du musst dir eine andere suchen.
Du darfst nicht so werden wie ich. Du darfst nicht auf mich warten …«
    »Ich dachte, ich
hätte endlich jemanden gefunden«, sagte er.
    Juliette drehte sich
um, damit er ihr Gesicht nicht sah.
    »Geh!«, sagte sie
leise.
    Sie stand reglos da,
spürte seine Anwesenheit auf der anderen Seite des Gitters, diesen Jungen, der
alles über die Sterne wusste, aber nichts über sie. Sie wartete. Sie lauschte
seinem Schluchzen, während sie selbst still in sich hineinweinte. Dann hörte
sie ihn mit traurigen Schritten davonschlurfen.
    * * *
    Nachts
lag sie erneut in einer kalten Koje. Wieder hatte man ihr nicht gesagt, weshalb
sie verhaftet worden war, wieder dachte sie darüber nach, dass sie
unwillentlich jemanden verletzt hatte. Am nächsten Tag begann die letzte Etappe
des Aufstiegs durch den oberen Bereich des Silos, wo sie nur von Fremden
umgeben war. Erneut sollte eine Reinigung stattfinden, und das entsprechende
Getuschel und Geraune verfolgte sie. Juliette

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